Schweiz startet nationales Programm gegen resistente Keime
Bern (aho) – In der Schweiz soll das Problem zunehmender Resistenzen durch ein breit abgestütztes, nationales Programm des Bundesamts für Gesundheit (BAG) gemeinsam mit den Bundesämtern für Veterinärwesen (BVET) und Landwirtschaft (BLW) angegangen werden. Einbezogen werden auch das Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU), die Kantone und die betroffenen Kreise.
Die Ausbreitung solcher Resistenzen wird jedoch durch einen zu häufigen und teilweise unsachgemässen Einsatz von Antibiotika in der Medizin begünstigt, so das BAG in einer Medieninformation. In der Humanmedizin liegt der schweizerische Pro Kopf-Verbrauch von Antibiotika unter dem europäischen Durchschnitt. In der Veterinärmedizin bewegt sich die Schweiz bei der Menge eingesetzter Antibiotika im europäischen Mittelfeld.
Bei den Resistenzen liegt die Schweiz im Humanbereich ebenfalls im Mittelfeld und relativ gering im Vergleich zu Ländern wie Frankreich, Italien, England und ost- und südeuropäischen Ländern, jedoch höher als in Skandinavien und den Niederlanden.
Beobachtungen zeigen aber, dass gewisse Resistenzen in der Schweiz und in ganz Europa zunehmen, was für die Medizin problematische Folgen haben könnte. Im Veterinärbereich kann die Resistenzsituation im Vergleich mit vielen europäischen Ländern zwar noch als günstig bezeichnet werden. Beunruhigend ist jedoch v.a. die Zunahme von Resistenzen gegenüber einzelnen wichtigen Antibiotikagruppen und die Zunahme an multiresistenten Keimen.
Grundsätzlich ist die Resistenzbildung ein natürlicher Anpassungsmechanismus der Bakterien, so das BAG. Die Verbreitung resistenter Bakterien wird auch dadurch beschleunigt, dass nicht-bakterielle Infektionen mit Antibiotika behandelt oder ärztliche Verschreibungen nicht eingehalten werden. Insbesondere der rasant steigende internationale Reiseverkehr und Handel führt nach Meinung des BAG dazu, dass sich neu auftretende Resistenzen innerhalb kürzester Zeit weltweit verbreiteten.
Im Rahmen der Programmerarbeitung sollen Ziele definiert und Maßnahmen abgeleitet werden zu Themenbereichen wie Überwachung der Resistenzsituation, Eindämmung des Antibiotikagebrauchs, sachgemässe Anwendung von Antibiotika, Verhinderung von Krankheitsausbrüchen, die durch resistente Keime verursacht werden, und Information der Ärzteschaft, der Landwirte und der Verbraucherinnen und Verbraucher.
In einem ersten Schritt werden nun die konkreten Strategieinhalte festgelegt. Die Strategie soll bis zur geplanten Inkraftsetzung des revidierten Schweizer Epidemiengesetzes Ende 2015 fertig gestellt sein; darauf aufbauend wird ein nationales Programm mit konkreten Maßnahmen erarbeitet.
One Comment, Comment or Ping
Rüti
Kleine Frage, Wenn ein Bakterium gegen etwas Resistent wird dann ändert ja sein Zusammenbau. Kann es dann dabei plötzlich anfällig auf andere Stoffe werden?
Jul 10th, 2013
Reply to “Schweiz startet nationales Programm gegen resistente Keime”