Schweinepraxis: Große Betriebe mit geringerem Tierseuchenrisiko; zahlreiche essentielle Risikofaktoren nicht erfasst
Hannover (aho) – Große schweinehaltende Betriebe, wie sie in Anlage 3 der Schweinehaltungshygieneverordnung definiert sind, haben deutlich mehr Biosicherheitsmaßnahmen als kleinere Betriebe etabliert, was die derzeitige Tierseuchen-Risikoklassifizierung nach Bestandsgrößen in starkem Maße in Frage stellt. Das ist eine Schlussfolgerungen, die Frau Dr. Sophia Kluthe in ihrer Studie zieht, in der sie 100 ausgewählte schweinehaltende Betriebe auf die Qualität der Umsetzung der für die gute landwirtschaftliche Praxis erforderlichen Biosicherheitsmaßnahmen kontrolliert und beurteilt hat.
Die Beurteilung erfolgte durch eine mehrstündige Bestandsbesichtigung mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Biosicherheitsfragebogens, der 29 Fragen umfasst und in sechs Themenkomplexe (Tierverkehr, Personenverkehr, Fahrzeugverkehr, Nachbarschaft/ Umgebung, Diagnostik und „Gemischtes“) eingeteilt worden ist, in denen zahlreiche Risikofaktoren für die Einschleppung möglicher Infektionserreger in einen Tierbestand und für deren Verbreitung innerhalb eines Betriebes abgefragt wurden. Auffällig war, dass zahlreiche essentielle Risikofaktoren zur Risikobeurteilung eines Tierbestandes weder vom Gesetzgeber noch vom QS-System Berücksichtigung finden, obwohl sie für eine kontinuierliche Verbesserung der Biosicherheit von Schweinebetrieben und generell von Tierbeständen unentbehrlich sind.
Die anhand des Biosicherheitsfragebogens berechneten Biosicherheitsindizes zeigten eine Diskrepanz von durchschnittlich 15 Punkten zu den Werten der QS-Audits.
Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass der erstellte Biosicherheitsfragebogen für eine Modernisierung der Tierseuchen-Risikoklassifizierung geeignet ist, um sowohl risikoorientierte Beratungs- und Überwachungsstrategien zu entwickeln als auch risikoorientierte Beitrags- und Entschädigungsstaffelungen einzuführen.
Sophia Kluthe
Untersuchungen zur Biosicherheit in ausgewählten Schweinebetrieben in einem Landkreis in Nordrhein-Westfalen zur Erarbeitung von risikoorientierten Beratungs- und Überwachungsstrategien
Hannover, Tierärztliche Hochschule, Dissertation, 2013
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