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Penisbeißen, Schmerzschreie, Blutungen, Krümmen, mehr Verluste: Gravierende Tierschutzprobleme in der Ebermast wissenschaftlich dokumentiert

Penis_Zeller_Beringer_01[Gebissener Penis] München (aho) – Was schon seit 2012 wiederholt aus der Ebermast berichtet, durch die Medien mehrfach dokumentiert und von „Tierschützern“ bisher ignoriert wurde, liegt jetzt auch als wissenschaftliche Untersuchung vor: In der Ebermast kommt es zu erheblichen Tierschutzproblemen und zu einer Beeinträchtigung des Tierwohls. Eine jetzt veröffentlichte Untersuchung der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München dokumentiert das Phänomen des Penisbeißens bei Jungebern.

Übereinstimmend mit früheren Untersuchungen ergaben die Verhaltensbeobachtungen, dass Eber häufiger Aufreit- und Kampfverhalten zeigten als Kastraten und weibliche Mastschweine. Zusätzlich schienen diese Verhaltensweisen bei den Ebern intensiver, was sich z. B. in der Dauer des Aufreitens widerspiegelte.
Ebermast-blut-rueckenAls Folge des mehrmaligen Aufreitens mit z. T. Kopulationsbewegungen (Friktionsbewegungen) kam es in den Eberbuchten zum Auftreten von mehr Hautverletzungen und Abwehrbewegungen (Schreien, Krümmen) beim besprungenen Tier und zum „Penisbeißen“. Bei Letztgenanntem wurde der aufspringende Eber in den ausgeschachteten Penis gebissen, woraufhin ein sofortiger Abbruch des Verhaltens, begleitet mit Schmerzschreien erfolgte. Es kam in den Eberbuchten zu teils starken Blutungen als Folge des Penisbeißens. Das Blut wurde von den Buchtengenossen scheinbar gerne und begierig aufgenommen.

Als weitere mögliche Konsequenz des intensiven Aufreit- und Kampfverhaltens von Ebern, traten in allen untersuchten Betrieben mehr Lahmheiten in Eberbuchten als in Buchten mit Kastraten oder weiblichen Mastschweinen auf. Dadurch bedingt kam es laut der Studie zu mehr Verlusten bzw. Abgängen bei den Ebern.

Blutender Penis [Foto: Blutender Penis, Aufnahmedatum 2012] Die Zahlen und Fakten lassen jeden Tierschützer aufhorchen: Bei den Penissen der Kastraten in dieser Studie konnten keinerlei Verletzungen nachgewiesen werden. Dies erklärt sich, aus der Unfähigkeit der Tiere den Penis auszuschachten. Hingegen zeigten mehr als 80 % der Eber eine oder mehrere Verletzungen am Penis. Mehr als 30 % der Tiere zeigten dabei sowohl frische Wunden als auch Narben. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass diese Eber während der Mastperiode mehrmals in den Penis gebissen wurden, was ohne Zweifel als extrem schmerzhaft einzuschätzen ist.

„Aufgrund der Verhaltensauffälligkeiten, ebenso wie dem Auftreten von Lahmheiten, Haut- und Penisverletzungen scheint die Ebermast in der vorliegenden Untersuchung durchaus das Potential zur Einschränkung der Tiergesundheit und des Wohlbefindens zu haben“, folgert die Studienautorin.

Sie finden die gesamte Arbeit hier als PDF-Dokument:

Isernhagen, Marie (2015)
Haltung von Ebern unter herkömmlichen Mastbedingungen: Einfluss auf Tiergesundheit und Wohlbefinden.
Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät

Isernhagen, M.
Haltung von Ebern unter herkömmlichen Mastbedingungen – Einfluss auf Tiergesundheit und Wohlbefinden
Referat am Samstag, 15. November 2014
bpt-Kongress Hannover 2014,

Isernhagen M. , Stark J., Stadler J., Ritzmann M., Zoels S.
THE INCIDENCE OF PENIS INJURIES IN MALE FATTENING PIGS
Clinic for Swine, LMU Munich, Oberschleißheim, Germany
6th European Symposium of Porcine Health Management – Sorrento (Italy) May 7-9, 2014.

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