Fleisch gut durchbraten: Freilandschweine häufig mit gefährlichen Parasiten infiziert
[Foto: W. Sauber] Parma/ Brescia (aho) – Das Fleisch von Freilandschweinen sollte immer sorgfältig durchgebraten werden, um die Zysten von Toxoplasma gondii sicher abzutöten. Wissenschaftler der Universität von Parma und des „Istituto Zooprofilattico Sperimentale Lombardia“ in Brescia konnten bei der Untersuchung von Schweinen dreier Bio-Freilandhaltungen bei mehr als der Hälfte der Tiere (57,1%) den Parasiten nachweisen. Rund 95% der Tier wiesen Antikörper gegen Toxoplasmen auf. Die Wissenschaftler betonen das hohe Risiko für den Verbraucher.
Toxoplasmen (Toxoplasma gondii) gehören zu den Einzellern und kommen bei einem breiten Spektrum von Säugetieren aber auch Vögeln vor. Katzen sind der natürliche Endwirt und scheiden nach der Vermehrung im Darm die Parasiteneier, die sogenannten Oozysten, über den Kot aus. Diese werden durch Wind, Regen und Oberflächenwasser verbreitet und können in der Umwelt sehr lange überleben. Vor allem in feuchter Erde und Sand bleiben sie bis zu 18 Monate infektiös.
Der Mensch infiziert sich durch die Aufnahme von Oozysten oder den Verzehr des Fleisches infizierter Tiere wie Schwein, Ziege oder Schaf.
Die nüchternen Fakten lassen aufhorchen. In den USA erkranken jedes Jahr 87.000 Menschen an einer Toxoplasmose, die sie sich durch den Verzehr infizierter Lebensmittel zu gezogen haben; 327 von ihnen sterben. Obwohl Toxoplasma nur für weniger als einem Prozent der Lebensmittelinfektionen verantwortlich ist, resultieren hieraus acht Prozent der Krankenhauseinweisungen und 24 Prozent der Todesfälle durch Lebensmittelinfektionen (3).
Toxoplasma gondii wird beim Menschen für eine Vielzahl von Schäden am Nervensystem und psychiatrische Erkrankungen verantwortlich gemacht:
- Hirntumone
- Schizophrenie, Parkinson, Tourette–Syndrom, Aufmerksamkeits-Defizit / Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS).
- Psychosen
- Risikoverhalten
- Herzmuskelentzündung
Anlässlich des AfT-Frühjahrssymposiums (2) (14./15.02.2013) wies der Parasitologe Professor Daugschies von der Universität Leipzig darauf hin, dass Parasiten unter den Bedingungen einer weniger intensiven Haltung bessere Übertragungsmöglichkeiten finden. Die eingeschränkte Anwendbarkeit ansonsten wirksamer antiparasitärer Maßnahmen in biologisch orientierten Betrieben stellt ein zusätzliches Problem dar, so der Experte. Er plädierte dafür, den Verbraucher wenigstens über die Risiken der Freilandhaltung zu informieren.
Ähnlich Ergebnisse publizierten Wissenschaftler aus den USA.
Literatur
(1) Bacci C, Vismarra A, Mangia C, Bonardi S, Bruini I, Genchi M, Kramer L, Brindani F.
Detection of Toxoplasma gondii in free-range, organic pigs in Italy using serological and molecular methods.
Int J Food Microbiol. 2015 Jun 2;202 p. 54-6.
(2) Daugschies, A.
Parasitosen des Schweins
AfT-Frühjahrssymposium: „Moderne Schweinehaltung und Tiergesundheit – ein
Widerspruch?“ 14. + 15. Februar 2013 , Montabaur
(3) Sandra Hoffmann, Bryan Maculloch, and Michael Batz
Economic Burden of Major Foodborne Illnesses Acquired in the United States
Economic Information Bulletin No. (EIB-140) 59 pp, May 2015
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