Milchfett als Krebsschutz
(aho/eule) Während tierische Fette bislang fast nur als Risikofaktoren Erwähnung fanden, sollen nun Bestandteile des Rinder – und Milchfettes anticancerogen (gegen Krebs) wirken. Die Rede ist von der sogenannten „konjugierten Linolsäure“ (conjugated linoleic acid, CLA), von der bis zu neun verschiedene Isomere (Varianten) in Lebensmitteln entdeckt wurden. Die höchsten Gehalte finden sich in Rindfleisch, Milch und Käse. Der Anteil der verschiedenen Isomere hängt von Alter und Rasse der Rinder ab, ihrer Pansenflora, der Fütterung und der Jahreszeit. So enthielt australisches Fleisch zwei- bis dreimal soviel CLA wie amerikanisches. Und auch die Zubereitung beeinflußt den Gehalt: Beim Grillen von Hacksteaks vervierfachte sich der Gehalt aufgrund der Linolsäure-Oxidation durch freie Radikale. Bei Milchprodukten spielen die verwendeten Starterkulturen eine Rolle. Synthetische CLA hemmte bei Mäusen die Entstehung chemisch induzierter Haut- und Vormagentumoren. Bei Ratten sorgte eine verminderte Zahl von Brusttumoren für Aufsehen, immerhin erhöht die gewöhnliche Linolsäure aus Pflanzenölen die Tumorrate in der Brust.
Mittlerweile konnte im Labor auch die Teilung menschlicher Krebszellen mit nahezu physiologischen CLA-Dosen unterbunden werden. Obwohl der Beweis einer anticancerogenen Wirkung natürlicher CLA am Menschen noch nicht erbracht ist, wird bereits darüber nachgedacht, wie der CLA-Gehalt von Milch und Fleisch durch geeignete Fütterungs- und Verarbeitungstechniken erhöht werden kann.
Anmerkung: Sollte sich CLA in Lebensmitteln als wirksamer „anti- Krebs-Wirkstoff“ erweisen, geraten einige ”gesicherte Erkenntnisse“ über gesunde Ernährung ins Wanken: Es wäre das Ende der Warnungen vor Sahnehäubchen und Rindersteaks und der Beginn der Einsicht, daß das Grillen von Fleisch sowie radikalische Reaktionen auch gesundheitsförderliche Aspekte haben können.
Quelle:
O´Shea, M et al: Conjugated linoleic acid in bovine milk fat: a food-based approach to cancer chemoprevention. Trends in Food Science & Technology 1998, 9, S.192-196