Hormone in Dünger und Klärschlamm
(aho) – In den letzten zehn Jahren wurde viel über sogenannte Xenoöstrogene berichtet, meist synthetische Substanzen, die chemisch keine Östrogene sind, aber deren hormonelle Wirkungen an Mensch und Tier entfalten. Doch kaum jemand machte sich über die natürlichen Östrogene Gedanken, die im Organismus von Mensch und Tier gebildet und mit den Fäkalien ausgeschieden werden. Verglichen mit den Xenoöstrogenen besitzen sie eine wesentlich höhere biologische Wirksamkeit. Allein in Deutschland scheiden die Rinder Jahr für Jahr 76 Tonnen natürliche Östrogene aus. Östrogene werden nur langsam abgebaut, zumeist von anaeroben Mikroorganismen.
In Kläranlagen lassen sich zwischen 60 und 90 Prozent der ausgeschiedenen menschlichen Östrogene entfernen; hier spielt auch die zusätzliche Kontamination durch die in der Antibabypille enthaltenen Hormone eine nicht zu unterschätzende Rolle. Es ist zu vermuten, daß es über das Ausbringen von tierischem Dünger bzw. Klärschlamm und die Restmengen im Vorfluter zu einer Anreicherung von Östrogenen in Böden, Flüssen und Grundwasser kommt. Bislang liegen die Östrogenkonzentrationen im Trinkwasser aber noch im unteren Nanogrammbereich, für den keine direkten Effekte beim Menschen bekannt sind.
Schlenker G, Müller W: Östrogene in der terrestrischen und aquatischen Umwelt Tierärztliche Umschau 2001/56/ S.404-411