Verbraucherrisiko Toxoplasma gondii: „… den Verbraucher wenigstens informieren“
Cordoba/Montabaur (aho) – Fleisch und Schinken von Iberischen Freilandschweinen wird von Gourmets gelobt und im Handel hochpreisig angeboten. Wissenschaftler des in spanischen Cordoba ansässigen Instituts „Centro de Investigación y Calidad Agroalimentaria del Valle de los Pedroches“ (CICAP) machen in einer Publikation in der Fachzeitschrift „Transboundary and Emerging Diseases“ auf eine unangenehme Seite der Freilandhaltung aufmerksam. Bei ihren Untersuchungen an Schlachtschweinen aus Freilandhaltung fanden bei sie bei mehr als 70% (73.42%) der Tiere in Blutproben Hinweise auf eine Salmonelleninfektion. Hinweise auf den Katzenparasiten Toxoplasma gondii konnten bei mehr als der Hälfte (58.23%) gefunden werden (1).
Die Untersucher bestätigen damit Daten von Wissenschaftler des Agricultural Research Service, einer Wissenschaftseinrichtung der US-Agrarministeriums. Diese hatten Blut- und Gewebeproben (Herzmuskulatur) von Bio-Schlachtscheinen aus Freilandhaltung untersucht. Die Wissenschaftler konnten in 30 von 33 Blutproben Antikörper gegen T. gondii finden. Bei 17 Herzen konnte der Katzenparasit direkt in der Muskulatur nachgewiesen werden. Die Wissenschaftler sehen nach Analyse ihrer Ergebnisse ein potentiell erhöhtes Gesundheitsrisiko durch den Verzehr von Bio-Schweinefleisch (2).
Eine im Jahr 2011 publizierte Querschnittsstudie (3) in niedersächsischen Schweinebeständen ergab, dass 2,5% der Mastschweine in einem Antikörpertest „Toxoplasma-positiv“ waren. Selbst diese vergleichsweise geringe Prozentzahl hatte in Fachkreisen „Stirnrunzeln“ hervorgerufen.
Der Katzenparasit Toxoplasma Gondii wird beim Menschen für eine Vielzahl von Schäden am Nervensystem und psychiatrische Erkrankungen verantwortlich gemacht:
- Hirntumone
- Schizophrenie, Parkinson, Tourette–Syndrom, Aufmerksamkeits-Defizit / Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS).
- Psychosen
- Risikoverhalten
- Herzmuskelentzündung
Anlässlich des AfT-Frühjahrssymposiums (4) (14./15.02.2013) wies der Parasitologe Professor Daugschies von der Universität Leipzig darauf hin, dass Parasiten unter den Bedingungen einer weniger Intensiven Haltung bessere Übertragungsmöglichkelten finden. Die eingeschränkte Anwendbarkeit ansonsten wirksamer antiparasitärer Maßnahmen in biologisch orientierten Betrieben stellt ein zusätzliches Problem dar, so der Experte. Er plädierte dafür, den Verbraucher wenigstens über die Risiken der Freilandhaltung zu informieren.
(1) M Hernández; J Gómez-Laguna; C Tarradas; I Luque; R García-Valverde; L Reguillo; R J Astorga
A serological Survey of Brucella spp., Salmonella spp., Toxoplasma gondii and Trichinella spp. in Iberian Fattening Pigs Reared in Free-Range Systems
Transbound Emerg Dis (2013), Jan 7. doi: 10.1111/tbed.12049. [Epub ahead of print]
(2) Dubey JP, Hill DE, Rozeboom DW, Rajendran C, Choudhary S, Ferreira LR, Kwok OC, Su C.
High prevalence and genotypes of Toxoplasma gondii isolated from organic pigs in northern USA.
Vet Parasitol. 2012 Aug 13;188(1-2):14-8. Epub 2012 Mar 15.
(3) Görlich, Kirsten
Toxoplasma-Infektion bei Schweinen: Semi-automatisiertes Testsystem für Surveillance und Monitoring, Querschnittsstudie in Niedersachsen. Diss, SS 2011
(4) Daugschies, A. Leipzig
Parasitosen des Schweins
AfT-Frühjahrssymposium: „Moderne Schweinehaltung und Tiergesundheit – ein
Widerspruch?“ 14. + 15. Februar 2013 , Montabaur
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Chris
Zivilisation hat offenbar einen eingebauten Selbstzerstörungsmechanismus^^
Feb 18th, 2013
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