Wissenschaftler: Infektion mit dem Katzenparasiten Toxoplasma gondii kann Selbstmordneigung fördern
[Abb.: Toxoplasma im Gehirn]
Baltimore (USA) – Eine Infektion mit dem Katzenparasiten Toxoplasma gondii kann das Selbstmordrisiko bei Frauen erhöhen. Das berichten jetzt Mediziner der University of Maryland Medical Center in Baltimore im Fachjournal „Archives of General Psychiatry”. Grundlage für ihre Studie waren die Gesundheitsdaten von mehr als 45.000 dänischen Müttern, die zwischen 1992 und 1995 ein Kind zur Welt brachten und deren Nachwuchs auf T. gondii untersucht wurde. Da Neugeborene in den ersten drei Monaten keine eigene Antikörper gegen Toxoplasma gondii entwickeln, konnten die Wissenschaftler von dennoch vorhandenen Antikörpern bei den Babys auf eine vorhergehende Toxoplasma-Infektion der Mutter schließen. Sie stellten fest, dass Mütter, die einmal Erregerkontakt hatten, unternahmen im Vergleich zu nicht infizierten Müttern anderthalb Mal häufiger einen Selbstmordversuch.
Menschen können sich nicht nur durch direkten Kontakt zu Katzen mit Toxoplasma gondii infizieren. Der Parasit kommt auch in Rind-, Schaf-, Geflügel– und Schweinefleisch vor. Eine aktuelle Querschnittsstudie in niedersächsischen Schweinebeständen ergab, dass 2,5% der Mastschweine in einem Antikörpertest „Toxoplasma-positiv“ waren. Hochgerechnet auf die deutsche Schweineproduktion bedeutet dies, dass jedes Jahr mehr als 1 Million infizierte Schlachtkörper in die Lebensmittelkette gelangen und auch zu Rohprodukten wie Mett und Rohwürste verarbeitet werden (2). Die Ergebnisse korrespondieren mit einer Publikation aus dem Jahr 2005, die im Schnitt bei 5,6% aller Schlachtscheine den Parasiten nachwies (3).
In den Niederlanden wird das Problem Toxoplasma gondii in der Schweinehaltung intensiv angegangen.
Der Katzenparasit Toxoplasma Gondii wird beim Menschen für eine Vielzahl von Schäden am Nervensystem und psychatrische Erkrankungen verantwortlich gemacht:
- Hirntumone
- Schizophrenie, Parkinson, Tourette–Syndrom, Aufmerksamkeits-Defizit / Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS).
- Psychosen
- Risikoverhalten
- Herzmuskelentzündung
(1) Marianne G. Pedersen, Teodor T. Postolache et al.
Toxoplasma gondii Infection and Self-directed Violence in Mothers
Archives of General Psychiatry, DOI:10.1001/archgenpsychiatry.2012.668
(2) Görlich, Kirsten
Toxoplasma-Infektion bei Schweinen: Semi-automatisiertes Testsystem für Surveillance und Monitoring, Querschnittsstudie in Niedersachsen. Diss, SS 2011
(3) H.S. Schulzig, K. Fehlhaber
Longitudinalstudie zur Seroprävalenz der Toxoplasma gondii-Infektion in vier deutschen Schweineaufzucht- und Mastbetrieben
Berl. Münch. Tierärztl. Wschr. 118: Ausgabe 9-10, Seite 399-403 (2005)
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