Illegale Kadaverentsorgung: Landkreis Verden ermittelt gegen Hähnchenmäster
Langwedel-Etelsen/Verden (aho) – Der Landkreis Verden will die Geflügelhalter des Kreises intensiver kontrollieren und insbesondere auf eine ordnungsgemäße Entsorgung von Geflügelkadavern achten. Hierzu sollen zwei Tierärzte neu eingestellt werden, heißt es in Medienberichten.
Auslöser sind Fotos und ein Bericht eines Bürgers der Ortschaft Langwedel-Etelsen, die eine Reihe von Geflügelkadavern in aufgeschüttetem Geflügelmist auf einem Acker in der Feldmark bei Steinberg zeigen. Es soll sich um 50 – 80 Kadaver gehandelt haben. Dr. Peter Rojem, leitender Veterinär des Landkreises Verden wird in den Medien zitiert: „Wir haben Ermittlungen gegen einen Hähnchenmäster aufgenommen. Wegen Personalmangels mussten wir uns bisher auf vorgeschriebene Kontrollen beschränken. Durch den aktuellen Fall werden wir jetzt aber bei allen Betrieben auch unangemeldete Kontrollen vornehmen und zwei Tierarztstellen neu besetzen.“
[Foto: Geflügelmist in der Feldmark bei Steinberg]
Geflügelkadaver sind bekanntlich wahre Brutstätten für den Botulismuserreger „Clostridium botulinum“. Das hochpotente Gift des Erregers bewirkt eine Unterbrechung der Nervenreize an den Übergängen von Nerv zu Muskel (muskulärer Botulismus). Eine schlaffe Lähmung der betroffenen Muskelgruppen ist die Folge, die klinisch zu Atemstillstand und Tod führen kann.
Gefährdet sind zunächst einmal die Tiere im Stall, die beim Picken und Scharren im Einstreu das Toxin aufnehmen und so Leistungsdepressionen und mehr oder weniger ausgeprägte Vergiftungserscheinungen zeigen.
Nach dem Ausbringen als Dünger sind auch andere Tiere wie Hunde (5), die neugierig an diesen Kadavern lecken, gefährdet. Bekannt und häufig in der Fachliteratur seit vielen Jahren wiederholt in einer Vielzahl von Publikationen dokumentiert sind Botulismusfälle bei Rindern und Schafen nach Kontakt und Düngung mit Geflügelmist (Einstreu) (1, 2, 3, 4).
Die betreuenden Tierärzte und die Veterinärämter sind angehalten, die Geflügelhalter auf eine geordnete Kadaverbeseitigung hinzuweisen und bestehende Vorschriften (EU Vo No 1774/2002) konsequent durchzusetzen.
Nicht zuletzt sollten die Geflügelhalter selbst mehr Solidarität mit ihren Berufskollegen üben und keine gefährlichen Abfälle ausbringen.
(1) Otter A, Livesey C, Hogg R, Sharpe R, Gray D.
Risk of botulism in cattle and sheep arising from contact with broiler litter.
Vet Rec. 2006 Aug 5;159(6):186-7.
(2) J. L. Smart, T. O. Jones, F. G. Clegg, and M. J. McMurtry
Poultry waste associated type C botulism in cattle.
Epidemiol Infect. 1987 February; 98(1): 73–79.
(3) Livesey CT, Sharpe RT, Hogg RA.
Recent association of cattle botulism with poultry litter.
Vet Rec. 2004 Jun 5;154(23):734-5.
(4) Hogg RA, White VJ, Smith GR.
Suspected botulism in cattle associated with poultry litter.
Vet Rec. 1990 May 12;126(19):476-9.
(5) T. Gerlach
Botulismus bei einer Golden-Retriever-Hündin – Ein Fallbericht
Tierärztliche Praxis Kleintiere 2007 35 1: 37-40.
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