Wie Kühe ihre Euter schützen
BONN/DUMMERSTORF. Milchkühe können sich offenbar vor Euter- entzündungen selbst schützen. Gegen eindringende Krankheitserreger verteidigen sie sich mit der Produktion körpereigener Eiweiße aus der Gruppe der Defensine. Einen klaren Hinweis auf solche Selbstheilungskräfte der Rindviecher brachten jetzt Untersuchungen am Leibniz-Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) in Dummerstorf bei Rostock.
Hans-Martin Seyfert hat bei diagnostizierten Euterentzündungen, im Wissenschaftsjargon Mastitis genannt, ein bisher unbekanntes Gen entdeckt, das die Bildung und Ausschüttung von Defensin-Eiweißen dramatisch steigert. Sie dringen in die Zellwand von Bakterien oder Pilzen ein, durchlöchern sie und töten so die Krankheitskeime ab.
Euterentzündungen verursachen bundesweit jährlich Kosten von mehr als 1,2 Milliarden Mark. Denn trotz der massenhaften Produktion von Defensin-Eiweissen reicht der Immunschutz durch sie nicht aus, um Entzündungen komplett zu vermeiden. Deshalb wollen die Forscher jetzt systematisch die Gene von Defensinen, die in Euter und Zitzen von Milchkühen vorkommen, erfassen und mehr über ihre Struktur erfahren. „Wenn wir dann auch noch verstehen lernen, wodurch diese Schutzfaktoren reguliert und wie sie verstärkt werden können, eröffnen sich grundlegend neue Möglichkeiten, Kühe vor Mastitis zu schützen, und zwar vorbeugend, also vor Ausbruch einer krankhaften Entzündung“, erläutert Seyfert. Das spart nicht nur Tierarztkosten. „Milch von Kühen aus Mastitis-freien Beständen hat auch eine besonders hochwertige Qualität“, sagt FBN-Vorstand Klaus Ender.
Weitere Informationen bei PD Dr. Hans-Martin Seyfert, Forschungsbereich Molekularbiologie am Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf Tel. 038208 / 68-713 Fax 038208 / 68-702 Email