Melkroboter: Defizite bei Eutergesundheit und Milchhygiene
(aho) Im Rahmen einer Dissertation wurden die Ergebnisse von zytobakteriologischen Untersuchungen (Zellzahl, Keimgehalte) und des Auftretens klinischer Mastitiden (Euterentzündungen) von zwei unter nahezu identischen Bedingungen gehaltenen Milchviehherden verglichen. Es sollten die Auswirkungen des automatischen Melksystems „Astronaut“ der Firma Lely (AMS) auf die Eutergesundheit und die Milchhygiene aufgezeigt werden. Weiterhin wurden die Aussagekraft der elektrischen Leitfähigkeit zur Erkennung von Eutergesundheitsstörungen sowie die Auswirkungen der unterschiedlichen Zwischenmelkzeiten auf Zellgehalt, Keimvorkommen, Milchleistung und Gehalt der Milchinhaltsstoffe untersucht.
Hierzu wurden im Verlauf eines Jahres Milchproben laktierender Kühe, die mit einem AMS gemolken wurden, mit denen von Tieren, die in einem herkömmlichen Tandem-Melksystem (TMS) gemolken wurden, verglichen.
Neben dem California-Mastitis-Test (CMT) wurde die direkte Zellzahlbestimmung mittels Fossomatic-Gerät durchgeführt. Die Gesamtkeimgehalte der Milch wurden im Rahmen der monatlichen Milchleistungsprüfung ermittelt. Die elektrische Leitfähigkeit der Milch wurde während des Melkens automatisch über das System erfaßt.
Die Eutergesundheit der mit dem AMS gemolkenen Herde war, gemessen am durchschnittlichen Zellgehalt der Milch (116.000 Zellen/ml im AMS vs. 92.000 Zellen/ml im TMS) und dem Auftreten klinischer Mastitiden (Erstinfektionsrate 47,7% im AMS vs. 23,8% im TMS), schlechter als in der im TMS gemolkenen Vergleichsgruppe. Jedoch konnten durch Optimierung des Managements im Laufe der Zeit bei den AMS-Tieren deutliche Verbesserungen erzielt werden.
Die Gesamtkeimzahlen der AMS-Herde lagen zu Beginn der Untersuchungen deutlich (signifikant) über denen der Vergleichsgruppe (27.000 Keime/ml im AMS vs. 10.000 Keime/ml im TMS). Durch Verbesserung des Hygienemanagements konnte der Keimgehalt der Milch in der AMS-Herde jedoch deutlich reduziert werden.
Die Erkennung von Eutergesundheitsstörungen anhand der elektrischen Leitfähigkeit war unbefriedigend. Lediglich 87,7% der klinisch apparenten Mastitisfälle wurden durch Abweichungen der Leitfähigkeit vom Normbereich ausgewiesen. Tiere mit erhöhtem Zellgehalt (> 100.000 Zellen/ml Milch) wurden lediglich in knapp 25% der Fälle über die veränderte Leitfähigkeit erkannt.
Insgesamt belegen die Untersuchungen, daß trotz der arbeitstechnischen Vorteile automatischer Melksysteme Verbesserungen im Hinblick auf die Eutergesundheit und die Milchhygiene erforderlich sind.
Schwarzer, Kerstin Auswirkungen eines Melkroboters auf die Eutergesundheit und die Milchhygiene Dissertation an der Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München im SS 2000