Milchkuhfütterung im Winter
(aid) – Im Winter erfordert die Futtervorlage bei Milchkühen einen erheblichen Arbeitsaufwand. In Untersuchungen der Eidgenössischen Forschungsanstalt Tänikon wurden Milchkühen deshalb versuchsweise ein Flachsilo zur Selbstfütterung im Winter zur Verfügung gestellt. Unabhängig von den Außentemperaturen hielten sich die Kühe sieben bis acht Stunden täglich im Freien auf. Die mit Futtermischwagen- Vorlage versorgten Tiere bewegten sich dagegen täglich nur etwa 0,8 Stunden im Laufhof. Futteraufnahme und Milchleistung unterschieden sich nicht nachweisbar. Das zur Selbstfütterung angebotene Fahrsilo enthielt in horizontaler Schichtung Grassilage, Maissilage und Zuckerrübenschnitzel, ein bewegliches Fressgitter aus Rundstäben garantierte saubere und gleichmäßige Futterentnahme bei nur geringen Krippenresten. Fressplätze von 75 cm Breite waren problemlos von bis zu 2,5 Kühen zu nutzen. Die gelegentlich bei Selbstfütterung am Silo beobachteten Veränderungen der Buggelenke durch Stemmakte sind häufig die Folge unzweckmäßiger Fressgitter und/oder der Abstände zwischen Silagefront und Fressgitter. Im Laufhof stand allen Tieren eine Raufe mit Heuballen zur Verfügung. Unabhängig vom Futterungssystem nahmen die Kühe im Mittel 14,6 kg Trockensubstanz über Silage und Heu auf – dabei unterlag die Heuaufnahme stärkeren Schwankungen: So wurde unmittelbar nach dem Aufstellen frischer Raufen mehr Heu gefressen und auch verschwendet. Die Kraftfuttergaben betrugen im ersten und zweiten Winter bei Mischwagenvorlage 1,6 bzw. 1,9 kg und bei Selbstfütterung 1,4 bzw. 1,8 kg. Die Milchleistungen lagen bei 21,3 bzw. 22,2 Liter. Mit zunehmender Tierzahl pro Fressplatz nahm die Verdrängung rangniederer Kühe zu, diese mussten länger auf einen Fressplatz warten. Die Dauer ihres Aufenthaltes am Fressgitter oder in den Liegeboxen veränderte sich aber nicht. Arbeitswirtschaftlich besonders vorteilhaft erwies sich bei der Selbstfütterung der Wegfall der körperlich schweren Arbeit der Futterbereitstellung, außerdem war die Verrichtung der anfallenden Arbeiten weniger zeitgebunden. Kot und Harn wurden bei Selbstfütterung vermehrt im Laufhof abgesetzt. Der Laufhof wurde zweimal wöchentlich gereinigt, wobei der leicht erhöhte Arbeitsbedarf durch Mechanisierung aufgefangen wurde. Bei Selbstfütterung war außerdem etwas mehr Zeit zur Kontrolle der Tiere notwendig.
Dr. Sigrid Baars, aid, Ausgabe Nr. 40/00 vom 05.10.2000