Chinolon-Resistenz: Bayer nimmt Stellung
(aho) Das Zentrum für Veterinärmedizin (CVN) der US – amerikanischen FDA (The Food and Drug Administration) hat am 26. Oktober 2000 vorgeschlagen (1), die Zulassung von Enrofloxacin (Baytril, Bayer), ein Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone, für die Anwendung bei Geflügel zu widerrufen. Dieser Vorschlag basiert auf der Beobachtung des CVM, dass durch die Anwendung von Enrofloxacin Fluorchinolon-resistente Campylobacter-Bakterien selektiert werden. Es ist bekannt, dass Campylobacter-Bakterien schwerwiegende Lebensmittelinfektionen beim Menschen hervorrufen können. Bei einer Fluorchinoloresistenz können diese Infektionen nicht mehr mit Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolonen behandelt werden.
Die Bayer Vital GmbH & Co. KG (Deutschland) hat der AHO – Redaktion nachfolgende Stellungnahme zum Bescheid des Center for Veterinary Medicine übermittelt:
Bayer fordert objektive Richtlinie zur Erfassung von Antibiotika- Resistenz
Leverkusen – Die vom US-amerikanischen Center for Veterinary Medicine (CVM) in Aussicht gestellte Rücknahme der Zulassung für bestimmte Tierarzneimittel in der Geflügelhaltung hält Bayer für nicht gerechtfertigt. Das Unternehmen fordert eine objektive Richtlinie zur Erfassung von Antibiotika-Resistenz und darauf aufbauend eine sachliche Bewertung der Nutzen und Risiken des Einsatzes dieser Veterinär- produkte. Bayer werde die von der Behörde vorgelegten Daten prüfen und innerhalb der vorgegebenen Frist reagieren. Vordringliches Anliegen von Bayer ist es sicherzustellen, dass alle Produkte höchstmögliche Standards in punkto Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit bieten. Das Unternehmen ist fest davon überzeugt, dass Arzneimittel gegen Infektionskrankheiten in der Veterinärmedizin bei sachgerechtem Einsatz einen unentbehrlichen Beitrag zur Lebensmittelqualität und damit für die öffentliche Gesundheit leisten.
„Die Schlussfolgerung des CVM steht im Widerspruch zu offiziellen Daten für denselben Zeitraum. Diese belegen, dass keine Zunahme der Verbreitung von resistenten Campylobacter-Bakterien bei Geflügel festzustellen ist“, sagte Dr. Horst Geilhausen, Leiter Geschäfts, entwicklung und Politik des Bayer-Geschäftsbereichs Tiergesundheit.
Die widersprüchlichen Daten unterstreichen die Notwendigkeit einer offenen und gründlichen Prüfung der Frage der Resistenz beim Einsatz von Antibiotika zur Behandlung von Tieren. Dr. Geilhausen: „Was wir brauchen, sind objektive Standards, anhand derer Resistenz gemessen und eingeschätzt werden kann.“ Bayer hat sich an der Entwicklung dieser Standards durch die Behörden von Anfang an beteiligt und unterstützt diesen Prozess nach wie vor.
Fluorchinolone sind die einzig wirksame Behandlungsmöglichkeit für bestimmte schwere Atemwegsinfektionen bei Geflügel und daher unverzichtbar für den Tierarzt. Weil Fluorchinolone so wirksam sind, darf diese Klasse von Antibiotika nur unter der Aufsicht eines Tierarztes für die Kurzzeittherapie und nur nach genauer Diagnosestellung eingesetzt werden.
In den 1998 publizierten globalen Leitlinien für den verantwortungs- vollen Einsatz von Chinolonen bei Nutztieren zur Lebensmittelproduktion stellt Bayer unmissverständlich fest, dass das Unternehmen eine Anwendung von Fluorchinolonen zur Prophylaxe oder Wachstumsförderung strikt ablehnt. In den Bayer-Leitlinien ist ferner festgeschrieben, dass Fluorchinolone nur für die Behandlung von infizierten Tieren und nur nach Verschreibung durch den Tierarzt einzusetzen sind.
„Bayer hat eine langjährige, fundierte Forschungstätigkeit vorzuweisen, die im Bereich der Tiergesundheit zu bahnbrechenden Therapien geführt hat“, stellte Dr. Geilhausen fest. „Wir legen Wert auf die Zusammen- arbeit mit allen Beteiligten zwecks Entwicklung eines umfassenden Konzepts, das sicherstellt, dass den Verbrauchern ein sicheres und gesundes Lebensmittelangebot zur Verfügung steht.“
Leverkusen, 08. November 2000 / tr-wi/hb (2000-11-366)
(1) Federal Register: Volume 65, Number 211, Page 64954- 64965