Creutzfeldt-Jakob-Spezialist fordert BSE-Beratungskomitee
Hamburg (ots) – Der Münchner Neuropathologe Professor Hans Kretzschmar, der zugleich Leiter der Forschungsgruppe ist, die die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) untersucht, hat im Zusammenhang mit der Rinderseuche BSE die sofortige Einrichtung eines unabhängigen wissenschaftlichen Beratungskomitees gefordert. In einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern sagte er, ein solches Komitee „hätte vermutlich früher gefordert, die über 60 000 so genannten ,gefallenen‘, also kranken oder notgeschlachteten Tiere pro Jahr zu untersuchen. So hätte man früher gewusst, dass es auch hier BSE gibt und sich besser schützen können“. Aus den Fehlern sollte man lernen. Deshalb müsse „eine solche unabhängige Beratungskommission, in der sich die Wissenschaftler austauschen können, so bald wie möglich eingerichtet werden.“
Außerdem fordert der 47-Jährige „dringend“ Geld vom Staat für die millionenteure Entwicklung eines Medikamentes gegen die bislang als unheilbar geltende Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Sie wird in einer neuen Variante auch von BSE ausgelöst. Die bisherige allgemeine Förderung sei „unter dem Gesichtspunkt Therapieforschung natürlich viel zu wenig“ und außerdem im August ausgelaufen. Kretzschmar schlägt dazu im stern eine Zusammenarbeit von Wissenschaft und Pharmaindustrie vor und gibt dem Projekt durchaus Chancen: „Man kennt Stoffe, die verhindern, dass sich die krankhaften Proteine bilden oder zusammenballen. Man muss sich die erfolgversprechendsten Wege überlegen und die dann verfolgen.“ Da es sehr lange dauere, bis die Krankheit nach der Ansteckung ausbreche, „sollten wir die Jahre, die wir noch haben, intensiv nutzen, um so etwas zu machen.“ Bislang gebe es so gut wie keine CJK-Therapieforschung, da die Krankheit sehr selten sei. Firmen könnten die Millionen, die eine Entwicklung koste, nie einspielen. „Durch den Pharmazie-Markt und durch Wegschauen regelt sich das nicht“, sagte Kretzschmar.