Kommentar: Top-Qualität
Von Sylvia v. Hahn, Mundelsheim,
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht zum Thema BSE Artikel in der Zeitung und Sendungen in Funk und Fernsehen zu finden sind. Die Verbraucher sind in Folge dessen mehr als skeptisch. Und so ist die Nachfrage nach Rindfleisch in diesen Tagen drastisch eingebrochen. Für die Landwirtschaft wird es doppelt schwer werden, das hier verlorene Terrain wieder gut zu machen. So mancher Bauer fragt sich, wie es weitergehen soll mit ihm und seinem Betrieb. Wer rechtzeitig auf eine Nischenproduktion umgestellt hat, wird – vielleicht – schneller aus dem Tal der Tränen heraus kommen.
Das jedenfalls hofft man zum Beispiel in der nordöstlichen Ecke Württembergs. Dort fördert die „Hohenlohe Gesellschaft“ seit einiger Zeit ideell „höchste Qualität zu fairen Preisen“. Förderziel ist, die Qualität landwirtschaftlicher Produkte aus der Region zu heben. Aktuell hat man das Rindfleisch im Blick. Andere Produkte, auch pflanzliche wie die Kartoffel, sollen folgen. Kürzlich hat die Gesellschaft im Schloss des Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg erstmalig den „Preis für Hohenloher Weideochsen“ für beste Rindfleischqualität vergeben. Zuvor hatte eine Jury aus Spitzenköchen, Fachredakteuren, einem Vertreter des Deutschen Fleischinstituts und weiteren Fachleuten Ochsenfleisch der ältesten Württemberger Rasse, dem Limpurger Rind, von verschiedenen Erzeugern getestet. Die zugelassenen Ochsen waren nach den Erzeugerrichtlinien der Demeter-, Bioland- und Natur- landverbände aufgezogen worden.
Wie der Gastronom Manfred Kurz, Vorsteher der Gesellschaft, betont, fördert die Gesellschaft einen „Kosmos im Kleinen“. Die Initiative der Hohenloher sei die „erste Terroir-Gesellschaft in Deutschland“ und könne als Vorbild dienen für die Förderung von vielfältigen Erzeugnissen, die auf Bauernhöfen sorten- und artgerecht produziert werden. Diesem Ziel haben sich im deutschen Südwesten auch außerhalb der Hohenloher Gesellschaft etliche Küchenchefs und Gastronomen erstklassiger Restaurants verschrieben. Zu ihnen gehört Ulrich Schassberger, der sich innerhalb der Köche-Vereinigung „Eurotoques“ für eine bäuerliche Erzeugung einsetzt, die Qualitätsstreben zum Wohle von Verbrauchern und Erzeugern mit Landschaftspflege und gelungener Marktstrategie verbindet.
Dieses Streben gilt erklärtermaßen der gesamten Palette landwirt- schaftlicher Erzeugnisse, sowohl in der Tier- wie auch in der Pflanzenproduktion, Kartoffeln nicht ausgenommen. Allen Beteiligten ist dabei klar: „Qualität hat ihren Preis.“ Ob die Verbraucher in nennenswertem Umfang künftig höhere Preise für bessere und „sichere“ Qualitäten bezahlen werden, muss sich erst noch zeigen. Man darf gespannt sein.
KARTOFFELWIRTSCHAFT Aktueller Kommentar vom 13. Dezember 2000