Bio-Rad: Keine Panne: BSE-Tests nicht fehlerhaft
München – Die fragwürdigen Ergebnisse von BSE-Tests bei 67 Rindern aus einem Schlachthof in Göppingen (Baden-Württemberg) sind nicht auf fehlerhafte Testsubstanzen zurückzuführen. Eine Untersuchung im Qualitätskontroll-Labor von Bio-Rad Frankreich in Marnes-La-Coquette bei Paris ergab, dass die verwendete Charge des BSE-Schnelltests „Platelia BSE“ bei korrekter Handhabung zuverlässige Ergebnisse liefert. Nicht bestätigt hat sich damit die ursprünglich auch von Bio-Rad Deutschland geäußerte Vermutung, ein Bestandteil des Tests sei möglicherweise nicht ausreichend verdünnt worden. Die Ergebnisse aus Paris lagen erst am späten Freitagabend in München vor. Bio-Rad hat daraufhin sofort das baden-württem-bergische Landwirtschaftsministerium unterrichtet. Bis dahin musste auch das Ministerium in Stuttgart, basierend auf den ursprünglichen Informationen von Bio-Rad Deutschland, von fehlerhaften Test-Kits ausgehen.
Der Schnelltest „Platelia BSE“ basiert auf einer Entwicklung des französischen Forschungszentrums CEA, er wird seit Oktober vergangenen Jahres in Deutschland eingesetzt. Dazu sind Ausnahmegenehmigungen der zuständigen Behörden nötig, bis eine endgültige Zulassung für den deutschen Markt erfolgt ist. Mit dieser Zulassung rechnet Bio-Rad Anfang Februar. Die für eine Zulassung notwendigen Voraussetzungen sind fast vollständig erfüllt, zur Zeit wird noch der endgültige Wortlaut der Arbeitsanleitung mit der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Tübingen abgestimmt.
Alle BSE-Schnelltests können nur einen Verdacht auf eine BSE-Infektion begründen oder ausschließen. Die endgültige Diagnose einer BSE-Erkrankung kann derzeit nur durch das Referenzlabor der Bundesforschungsanstalt in Tübingen erstellt werden.
In allen Bundesländern außer dem Saarland haben die zuständigen Behörden Ausnahmegenehmigungen für den Einsatz des Tests erteilt. Seit Anfang Dezember wurden Testsätze an über 70 Labors geliefert. Bio-Rad ist damit zum führenden Anbieter für BSE-Schnelltests in Deutschland geworden. Durch ein patentiertes geschlossenes Probenahmesystem kann das möglicherweise infizierte Gehirngewebe aus dem zu untersuchenden Tier entnommen werden, ohne das Laborpersonal zu gefährden. Die Handhabung und Bewertung der Messergebnisse des hochempfindliche Test erfordert exaktes Arbeiten. Bio-Rad bietet allen Kunden eine ausführliche Einweisung in das Testverfahren an.
In der Einführungsphase des Tests traten in einigen Labors Probleme mit als nicht eindeutig negativ bewerteten Proben auf. Diese stellten sich in der Regel nach gründlicher Überprüfung durch Bio-Rad-Experten vor Ort als Folgen technischer Defekte am Gerät oder Folge von Handhabungsfehlern heraus. Die hohe Empfindlichkeit des Bio-Rad-Tests führt dazu, dass auch bei geringfügigen Abweichungen von der Arbeitsanleitung der Eindruck entstehen kann, die Probe sei nicht negativ. Möglicherweise sind die in einem einzigen Arbeitsgang erzielten 67 zweifelhaften Ergebnisse der Tests in Baden-Württemberg auf solche Abweichungen zurückzuführen.
In Belgien waren bei 2.700 Proben 14 Verdachtsfälle aufgetaucht, nur drei davon konnten durch Gegenproben bestätigt werden. Auch hier konnten zusammen mit einer Expertin von Bio-Rad Frankreich nach ausgiebiger Einweisung Handhabungsprobleme ausgeräumt werden.
Der in Frankreich entwickelte CEA-Test, auf dem das Bio-Rad-Verfahren basiert, wurde 1999 im Auftrag der EU-Kommission von einer unabhängigen Forschergruppe zusammen mit drei weiteren Schnelltests untersucht. Einer dieser Tests erwies sich dabei als nicht ausreichend zuverlässig, der CEA-Test zeigte sich als wesentlich empfindlicher als alle anderen Verfahren. (Der Schlussbericht der EU-Studie kann im Internet abgerufen werden.) Weil Bio-Rad Fakten zum CEA-Test in der Werbung auf sein auf dem CEA-Test basierendes Produkt übertrug, erwirkte ein Wettbewerber eine Einstweilige Verfügung, in der Bio-Rad die weitere Verwendung dieser Aussagen untersagt wurde. Wegen der hohen Nachfrage nach dem „Platelia BSE“-Schnelltest stellt Bio-Rad Deutschland zur Zeit laufend qualifiziertes Personal ein. Geschulte Außendienst-Mitarbeiter machen die rasch zunehmende Zahl der mit dem Test arbeitenden Labors mit der zu beachtenden Arbeitsanleitung vertraut. Die hohe Empfindlichkeit des Tests stellt sicher, dass keine zweifelhafte Probe übersehen wird.
13. Januar 2001
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