DMK: BSE-Diskussion unausgewogen und nicht zu Ende gedacht
Bonn (DMK) – Die aktuelle Diskussion über die Konsequenzen der BSE-Krise für die Landwirtschafts- und Umweltpolitik vermittelt bewusst den Eindruck, dass „konventionelle“ Landwirtschaft umwelt- und die daraus erzeugten Produkte gesundheitsschädlich sind und dass sie gegen Bestimmungen des Tierschutzes verstößt. Die Diskussion lässt zudem den hohen Standard außer Acht, den die Landwirtschaft in Deutschland und in anderen Ländern der EU gerade auf den genannten Gebieten erreicht hat. Der geforderte Verzicht auf die Silomaisprämie zur „Abkehr von der Massentierhaltung ohne Futterbasis“ steht in keinem Zusammenhang und negiert vor allem die ökologischen Leistungen von Futterbausystemen mit Silomais.
Das sind Kernsätze einer Stellungnahme des Deutschen Maiskomitees e.V. (DMK) zu der von Bundeskanzler Schröder und Bundesministerin Künast geforderten Neuausrichtung der Agrarpolitik. In der DMK-Stellungnahme heißt es weiter, die Forderung nach einseitiger Förderung „ökologischer“ Produktionsweisen missachte sowohl einschlägige wissenschaftliche Erkenntnisse zur tatsächlichen Umweltwirkung von Produktionsprozessen als auch die ökonomische und wettbewerbspolitische Situation in der Landwirtschaft in Deutschland. Zudem lieferten die über die Medien verbreiteten Ansätze nur einen geringen Lösungsbeitrag zur Beilegung der aktuellen BSE-Krise und verstärkten mit diffusen Inhalten sogar noch das Verbrauchermisstrauen in die Nahrungsmittelproduktion.
Weiter kritisiert das DMK, dass die angestrebte Neuausrichtung auf eine natürliche und flächengebundene Tierhaltung bereits weitgehend Realität und Praxis darstelle. So sei bei Rindern eine flächengebundene Tierhaltung zu 100 % umgesetzt. Silomais finde ausschließlich in der Rinderhaltung, insbesondere bei der Rindfleischerzeugung als energiereiches Grundfutter Verwendung. Der Vorschlag, die Silomaisprämie zu streichen, um Massentierhaltung zurückzudrängen, negiere vor allem die ökologischen Leistungen von Futterbausystemen auf der Grundlage von Silomais. So exportiere Silomais mehr als 90 % des durch die Pflanze aufgenommenen Stickstoffs auch tatsächlich von der Fläche, da anders als bei anderen Fruchtarten die ganze Pflanze geerntet und genutzt werde, unterstreicht das DMK. Bei guter fachlicher Praxis seien in zahlreichen Betrieben ausgeglichene oder sogar negative Stickstoffbilanzen im Maisanbau erreichbar. Mais schöpfe nämlich verstärkt bodenbürtigen Stickstoff zur Ertragsbildung aus und könne so den N-Vorrat im Boden sogar verringern.
Das Deutsche Maiskomitee bestreitet nicht, dass in Futterbau- und Veredlungsbetrieben weiterhin Handlungsbedarf zur Reduzierung von Stickstoffüberschüssen besteht, die auf die zu geringe Effizienz der organischen Düngung zurückzuführen sei. Dies betreffe jedoch „ökologisch“ und „konventionell“ wirtschaftende Betriebe gleichermaßen.
Es werde zukünftig von größter Bedeutung sein, die Umweltverträglichkeit praktizierter Systeme in Tierhaltung und Pflanzenbau für die Öffentlichkeit über geeignete Indikatoren und Bewertungsmaßstäbe zu belegen und transparent zu machen. Extensive Landwirtschaft sei nicht grundsätzlich umweltverträglich, intensive Landwirtschaft nicht zwangsläufig umweltschädlich, betont das DMK. Die Mais-Organisation fordert deshalb ein Bewertungssystem für alle praktizierten Land- bausysteme auf wissenschaftlicher Basis. Die Verbraucher von Nahrungsmitteln müssten Umweltsachverhalte und Effizienzkriterien nachvollziehen können. Gegebenenfalls seien daraus auch Qualitätssiegel zu entwickeln. Dies scheine, so das DMK weiter, unter langfristiger Perspektive erfolgversprechender zu sein als Programme zu verabschieden, die weder dem Verbraucher noch dem Landwirt nützen.
In diesem Zusammenhang mahnt das Deutsche Maiskomitee die zuständigen Politiker angesichts des sehr ernst zu nehmenden BSE-Problems, nicht in Hysterie zu verfallen und populistische Bewertungen abzugeben, die nicht zu Ende gedacht seien. Das DMK äußert die Überzeugung, dass der Verbraucher an der Ladentheke nicht nur zu Recht hochwertige Qualität verlange, sondern auch einen günstigen Preis. Im übrigen sei es wenig hilfreich, Verbrauchervertrauen mit dem Postulat nach künftiger Qualitätserzeugung zurückgewinnen zu wollen. Diese Forderung beinhalte, dass gegenwärtig das Gegenteil der Fall sei. Das sei aber nicht richtig.
DMK, 15.01.2001