BSE-Fall Landkreis Freising: Tübingen teilt Testergebnisse mit
(aho) – Der von Gesundheitsministerin Barbara Stamm am 4. Januar 2001 mitgeteilte BSE-Verdachtsfall bei einem aus dem Landkreis Freising stammenden Rind wurde von der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Tübingen sieben Untersuchungen unterzogen. Sechs der in Tübingen durchgeführten Untersuchungen waren negativ, eingeschlossen eine mit dem OIE-Immunoblot. Eine zweite Untersuchung mit dem OIE-Immunoblot war „schwach reaktiv nach entsprechend langer Exposition des Auto- radiographie-Films“. Zusammenfassend kommt die Bundesforschungsanstalt zu dem Ergebnis, es sei anzunehmen, „dass sich dieses Tier in den letzten Monaten der Inkubationsphase befand und klinische, BSE-typische Symptome wahrscheinlich erst in einigen Monaten aufgetreten wären“.
Der Fall wird deshalb vom Bayerischen Gesundheitsministerium als weiterer, siebter, BSE-Fall geführt.
Das weibliche Rind der Rasse Fleckvieh ist am 17. August 1998 geboren. Es war am 28. Dezember 2000 wegen einer Erkrankung in die II. Medizinische Tierklinik der Universität München gebracht und dort noch am selben Tag eingeschläfert worden. Diagnose: Dünndarmstrangulation durch ein Loch im großen Netz, jauchige Peritonitis. Im Rahmen des BSE-Monitoring-Programms der EU für verendete und aus Krankheitsgründen getötete Rinder wurde am 29. Dezember ein BSE-Schnelltest veranlasst; das Testergebnis ein- schließlich der Nachtestung am 3. Januar 2001 war positiv. An diesem Tag wurde auch der Tierbestand gesperrt.
Nachfolgend der Wortlaut der Befundmitteilung durch die Bundes- forschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Tübingen:
„Gehirnproben des Rindes mit der Ohrmarke DE0932786915 wurden ab dem 29. Dezember 2000 vom LUA Südbayern im Rahmen der routinemäßigen Überprüfung krank- und notgeschlachteter Tiere (Vorbericht: Tier war drei Tage krank, wurde am 28. Dezember 2000 in die II. Medizinische Tierklinik der Universität München eingeliefert und noch am selben Tag euthanisiert. Diagnosen: Dünndarmstrangulation durch ein Loch im großen Netz, jauchige Peritonitis) mittels des BIORAD-ELISAs auf das Vorliegen BSE-krankheits- assoziierten Prion-Proteins (PrPSe) untersucht. Dabei ergaben sich wiederholt sehr schwach-reaktive Werte (weniger als 20 Prozent der üblicherweise bei BSE-Fällen auftretenden Extinktion), die allerdings höher waren und sich dadurch eindeutig von den bei der Verwendung des ELISA häufiger beobachteten ‚fraglichen‘ Befunden (ergeben in der Regel bereits bei Wiederholung ein eindeutig negatives Ergebnis) unterschieden. Das LUA Südbayern sandte daraufhin die Gehirnstammprobe am 3. Januar 2001 an die Bundesforschungsanstalt, mit der Bitte um Abklärung.
Hierbei wurden folgende Ergebnisse erhalten:
Erste Untersuchung der Probe mit dem OIE-Immunoblot: negativ
Erste Untersuchung mit dem Prionics-Immunoblot: negativ
Erste Untersuchung mit dem BIORAD-ELISA: negativ
Zweite Untersuchung der Probe mit dem OIE-Immunoblot: schwach reaktiv nach entsprechend langer Exposition des Autoradiographie-Films
Zweite Untersuchung mit dem Prionics-Immunoblot: negativ
Zweite Untersuchung mit dem BIORAD-ELISA: negativ
Immunhistochemische Untersuchung: negativ
Aufgrund der Ergebnisse der Voruntersuchung sowie des Ergebnisses des zweiten OIE-Immunoblots muss geschlossen werden, dass im Hirngewebe BSE-typisches Prion-Protein vorhanden war. Es muss allerdings betont werden, dass selbst bei den reaktiven Proben die PrPSe-Gehalte nahe der Nachweisgrenze der Verfahren waren. Die teilweise negativen Befunde erklären sich dadurch, dass hierbei vermutlich Ausgangsmaterial aus noch PrPSe-freien Hirnbereichen untersucht wurde. Auch das negative Ergebnis der immunhistochemischen Untersuchung schließt BSE nicht aus.
Der Vorbericht und die erhaltenen Untersuchungsergebnisse legen den Schluss nahe, dass die Krankheitssymptome dieses Tieres nicht auf BSE zurückzuführen sind. Es wird in der Fachwelt allgemein angenommen, dass sich BSE-typisches PrPSe ab ca. sechs Monate vor dem Ausbruch der Erkrankung nachgewiesen werden kann. Angesichts des grenzwertigen PrPSe-Nachweises ist demnach anzunehmen, dass sich dieses Tier in den letzten Monaten der Inkubationsphase befand und klinische, BSE-typische Symptome wahrscheinlich erst in einigen Monaten aufgetreten wären.“
014.01/StMAS München, 15. Januar 2001