BSE: FAO weist auf internationale Dimension hin
Rom, 26. Januar – Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat alle Länder, nicht nur die westeuropäischen Staaten, dazu aufgerufen, die mit der Rinderseuche BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie) verbundenen Gefahren ernst zu nehmen und Vorsorge- massnahmen zu treffen. Es sei erforderlich, Menschen und Nutztiere sowie die Futtermittel- und Fleischindustrie zu schützen.
„In der Europäischen Union ist die Situation bedenklich,“ so die FAO. So seien in mehreren EU-Staaten, die bislang als BSE-frei galten, inzwischen Rinder an der Seuche erkrankt. Auch seien Menschen ausserhalb Grossbritanniens, in mehreren EU-Staaten, an der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit erkrankt, oder es gebe Verdachtsfälle. Da noch zu wenig über BSE bekannt sei, rief die FAO dazu auf, das BSE-Problem und die Übertragung der Krankheit stärker als bisher zu erforschen.
Nach Einschätzung der FAO besteht ein BSE-Risiko für alle die Länder, die seit den 80er Jahren aus Westeuropa, insbesondere Grossbritannien, Rinder oder Tiermehl importiert hätten. Noch in der jüngsten Vergangenheit hätten Staaten grosse Mengen an Tiermehl importiert.
Die FAO unterstützt die Massnahmen der EU zur Bekämpfung der Seuche. Es sei dringend geboten, die Risikoabschätzung zu verbessern und auf andere Länder und Regionen auszuweiten. BSE-gefährdete Staaten sollten konkrete Schritte zur Überwachung und Kontrolle von Rindern, Tiermehl und der Fleisch- industrie einleiten. Dies bedeute, Proben von geschlachteten Tieren auf BSE zu untersuchen, Schlachtabfälle sicher zu beseitigen sowie Innereien und anderes Risikomaterial besser zu verarbeiten.
Die Länder sollten das sogenannte „Hazard Analysis and Critical Control Point System“ anwenden, das darauf abzielt, die gesamte Nahrungskette auf mögliche Probleme zu untersuchen und diese zu beseitigen. Dies gelte für die Produktion von Tiermehl, die Nutzung von Rohmaterialien, die Über- tragung von Erregern bei der Herstellung von Tiermehl, die Kennzeichnung und den Transport von Tierfutter, die Überwachung von Tierimporten, Schlachtmethoden und die Beseitigung von Tierabfällen.
Grossbritannien habe inzwischen entsprechende strenge Kontrollen eingeführt, die von den anderen EU-Staaten übernommen worden seien. Länder ausserhalb der EU sollten sich dem anschliessen, um ihre Herden zu schützen und für die Sicherheit von Fleisch und Fleischprodukten zu sorgen. Es würden Lebensmittelkontroll-Vorschriften benötigt, ausserdem müssten entsprechende Aufsichtsbehörden geschaffen und Fachleute ausgebildet werden.
Die FAO empfahl ihren Mitgliedsstaaten folgende Vorsichtsmassnahmen: Länder, die Tiere und Tiermehl aus Staaten mit BSE-Fällen importiert hätten, sollten die Verfütterung von Tiermehl an Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen) vorsichtshalber verbieten. Um das Infektionsrisiko noch weiter einzudämmen, könnten die Länder auch erwägen, die Fütterung von Tiermehl auch an andere Nutztiere zu verbieten.
Schlachtungen sowie die Verarbeitung von Innereien und anderen Risikomaterialien müssten genau überwacht werden, die Zulieferindustrie sollte ebenfalls Kontrollen unterwerfen werden.
Die FAO plant zum Thema BSE ein internationales Expertentreffen, das zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der in Paris ansässigen Organisation Internationale des Epizooties (OIE) in der nächsten Zeit veranstaltet werden soll. Besonders Entwicklungsländer sollen dabei beraten werden, wie sie sich gegen die neue Variante der Creutzfeldt- Jakob-Krankheit, gegen BSE sowie mögliche Handelsbeschränkungen schützen können.
Vom FAO/WHO Codex Alimentarius wird derzeit ein ‚Kodex zur Tierfütterung‘ a (Code of Practice for Good Animal Feeding) erarbeitet, um zu gewährleisten, dass Tierprodukte nicht für die Verbraucher gefährlich sind.
Die FAO, WHO und OIE werden ihre Mitgliedsländer fortlaufend über neue wissenschaftliche und technische Erkenntnisse im Zusammenhang mit BSE unterrichten.