Schweiz: Lücken in der Mineralstoff-Versorgung des Milchviehs
(aho) – Die Mineralstoff-Versorgung des schweizerischen Milchviehs ist insgesamt als gut zu bezeichnen. Dies ist nicht zuletzt auf die gezielte Ergänzung der Rationen mit Mineralsalzen zurückzuführen. Trotzdem gibt es auch heute noch einige Lücken in der Mineralstoff- Versorgung des Milchviehs.
Bei den Mengenelementen bilden der Kalzium-Stoffwechsel im Zeitraum Abkalben (Milchfieber) sowie die Magnesium-Versorgung im Frühling (Weidetetanie) kritische Punkte. Im schweizerischen Durchschnitt erkranken drei von 100 Kühen an Milchfieber. Wie Erhebungen zeigen, nimmt die Krankheitshäufigkeit eher zu. Im Weiteren scheinen in der Westschweiz sowie im Bodenseeraum etwas mehr Tiere an Milchfieber zu erkranken als in der Zentralschweiz. Über die Fütterung kann dem Milchfieber weitgehend vorgebeugt werden. Das heisst unter anderem, rund drei bis vier Wochen vor dem Abkalben das Kalzium- und Kaliumangebot auf ein Minimum reduzieren und den Phosphor- und Magnesiumbedarf korrekt decken.
Jährlich leiden schätzungsweise ein bis zwei Kühe auf Tausend an Magnesiummangel. Auch hier steigt in der Tendenz die Anzahl Erkrankungen. Die Verbreitung von Magnesiummangel entspricht in etwa derjenigen beim Milchfieber. In gefährdeten Betrieben ist auf eine korrekte Magnesium-Ergänzung zu achten. Zudem sind alle Faktoren, die die Magnesium-Verwertung negativ beeinflussen, zu minimieren. Dazu zählen der hohe Kalium-Gehalt der Ration sowie der Stress.
Bei den Spurenelementen ist der Selenmangel am weitesten verbreitet. Regional kann auch ein Mangel an Kupfer, Kobalt und Zink auftreten. Ein Blick auf die geographische Verbreitung von Selenmangel in der Schweiz zeigt, dass die Häufigkeit von Osten nach Westen etwas zunimmt. Ursache des Selen-Mangels bildet hauptsächlich der im Allgemeinen tiefe Selen-Gehalt üblicher Futtermittel. Durch die Verabreichung von selenhaltigen Mineralsalzen oder Spezialprodukten kann dem Selenmangel wirksam vorgebeugt werden.
Kupfermangel wird in gewissen Gebieten der Zentralschweiz sowie im Engadin beobachtet. Es handelt sich dabei meistens um einen durch ein hohes Molybdänangebot ausgelösten Kupfermangel. Vorab Wiesenfutter, das auf alkalischen Böden und Moorböden wächst, hat teilweise einen hohen Molybdängehalt. Dieser beeinflusst die Verwertung des Kupfers durch das Tier negativ. In den betroffenen Gebieten ist der Kupferergänzung Beachtung zu schenken.
Der Kobaltmangel tritt vereinzelt in den Kantonen Freiburg, Bern, Aargau und der westlichen Zentralschweiz auf. Hier sind in erster Linie Betriebe mit nassen Böden gefährdet. In diesen Betrieben ist auf eine korrekte Kobaltergänzung zu achten. Im Neuenburger Jura, dem Kanton Bern, der westlichen Zentralschweiz und im südlichen Zürichseeraum treten gelegentlich Fälle von Zinkmangel auf. Auslöser des Zinkmangels sind ein geringer Zinkgehalt der Ration sowie eine gestörte Zinkverwertung, verursacht durch einen hohen Gehalt der Ration an Kalzium, Erde usw.
Für eine gesunde, leistungsfähige und wirtschaftliche Milchviehhaltung gilt es die aufgezeigten Versorgungslücken zu erkennen und durch eine gezielte Mineralsalzversorgung zu schliessen.
Jürg Kessler Eidgenössische Forschungsanstalt für Nutztiere (RAP) 1725 Posieux, Schweiz
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Pressemitteilung vom 12.2.2001