Die Desinfektion ist oft genug nur Augenwischerei!
(aho) – Eine gründliche Reinigung und Desinfektion von Stallungen, Tiertransportfahrzeugen, Wartebuchten und Verladerampen auf Schlachtbetrieben sind wichtige Instrumente, um die Ausbreitung bzw. Verschleppung von Krankheitserregern wie Bakterien und Viren zu verhindern. Bei näherer Betrachtung entstehen schnell begründete Zweifel an der Effektivität dieser Maßnahmen. Die in der Fahrzeug- und Stalldesinfektion verwendeten Desinfektionsmittel enthalten zumeist sogenannte „Aldehyde“ und „quaternäre Verbindungen“, die – wenn man der Fachliteratur glauben darf – erst sicher oberhalb einer Temperatur von 18°C wirken.
Es mag sein, daß diese Temperaturen im Sommer über die ganze Einwirkzeit von 1 bis 4 Stunden erreicht werden. Aber wie sieht es im Frühjahr, Herbst und Winter mit weit unterhalb von 18°C oder bei Minusgraden aus? Durch die Anwendung einer heißen Desinfektionsmittellösung wird nur für einige Minuten die notwendigen Temperaturen erreicht. Aber dann dürfte auch die Desinfektionsmittellösung die Umgebungstemperatur annehmen. Hier eignen sich eher Desinfektionsmittel auf der Basis organischer Säuren oder sogenannte „Sauerstoffabspalter“, da diese Wirkstoffe durch niedrige Umgebungstemperaturen wenig beeinflußt werden. Daneben muß man wissen, daß sogenannte „quaternäre Verbindungen“ garnicht gegen Viren wirksam sind.
Landwirte und Tierärzte sollten vor dem Hintergrund der in Großbritannien wütenden Maul – und Klauenseuche ganz genau hinschauen, welchem Desinfektionsmittel sie die Sicherheit ihrer Betriebe anvertrauen.
Literatur:
Brill, H. u. J. Höffler: Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln bei niedrigen Temperaturen, Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle, 3. Jahrgang, III / 1996 S. 277 – 278