Abgemagerte Ziegen? Ist es Paratuberkulose?
(aho) – Die Paratuberkulose kommt weltweit vor und befällt vor allem Wiederkäuer (Rind, Schaf, Ziege und Wildwiederkäuer), gelegentlich auch andere Tierarten wie Wildkaninchen, Füchse und Hermeline. Chronische Abmagerung und Milchrückgang sind die Leitsymptome. Bei Einzeltieren kann ein profuser, therapieresistenter Durchfall mit übelriechendem, gasblasenhaltigem Kot beobachtet werden. Der Erreger Mycobacterium avium, subspecies paratuberculosis (M. a. p.) ist ein kleines, aerobes, unbewegliches, säurefestes, schwach grampositives Stäbchen (Ziehl-Neelsen-Färbung rot). Die Züchtung ist sehr anspruchs- voll. Kontaminierte Weiden bleiben bis zu einem Jahr infektiös. In der Gülle können die Erreger zwischen drei und neun Monaten überleben.
Wissenschaftler der IDEXX GmbH, Wörrstadt, des Institutes für Pathologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover, des Landesveterinär- und Lebensmitteluntersuchungsamt Sachsen-Anhalt, des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes, Kreis Höxter und der Klinik für kleine Klauentiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover berichten in der Fachzeitschrift „Tierärztliche Praxis“ über ihre Untersuchungen zur Verbreitung der Paratuberkulose in deutschen Ziegenbeständen. In einem Ziegenbestand, in dem die Tiere Krankheitserscheinungen zeigten, wurden 32 Ziegen mit verschiedenen labordiagnostischen Methoden untersucht:
Von 32 Ziegen waren im ELISA – Test sieben serologisch positiv. Mit PCR-Tests konnten Genomsequenzen von M. a. p. in sechs von 32 untersuchten Ziegenkotproben nachgewiesen werden. Dagegen gelang der kulturelle Nachweis von Mykobakterien nur bei einer von 32 Proben.
Klinisch trat die Paratuberkulose bereits bei Tieren im Alter von unter zwei Jahren auf. Sie äußerte sich in Abmagerung. Durchfall fand sich hingegen selten und erst kurz vor dem Verenden der Tiere. Im Blut konnte eine relative bis absolute Hypergammaglobulinämie (Vermehrung bestimmter Eiweißstoffe im Blut) sowie Hypokalzämie (Kalziummangel) festgestellt werden.
Bei der pathologischen Untersuchung von sechs serologisch positiven Ziegen zeigten sich Epitheloidzellansammlungen in der Darmschleimhaut und in den Lymphknoten, in denen intrazytoplasmatisch säurefeste Stäbchen nachgewiesen wurden. Die Autoren empfehlen, in Ziegenbeständen, in denen Tiere mit chronischer Abmagerung bei ausreichendem Futterangebot und Futteraufnahme vorkommen, immer auf Paratuberkulose zu untersuchen. Die Ergebnisse der labordiagnostischen Utersuchungen belegen, daß bei Verdacht auf Paratuberkulose eine Vielzahl von Proben untersucht werden müssen, um ein gesichertes Ergebnis zu erhalten.
Quelle:
C. Schroeder, F. Seeliger, W. Gaede, G. Westermeier, M. Ganter: Diagnostik, Epidemiologie, Klinik und Pathologie der Paratuberkulose in einem Ziegenbestand in Deutschland; Tierärztliche Praxis 29. Jahrgang, Nr. 1 / 2001, S. 19
Weitere Informationen über die mögliche Rolle vom M.a.p. als Zoonoseerreger finden Sie auf den Seiten von AHO.