M-V: Jetzt die Chance der Geflügelproduktion nutzen
Trotz der gewachsenen Nachfrage nach Geflügelprodukten und den gestiegenen Schlachtereiabgabepreisen müsse man die Situation der Geflügelwirtschaft hierzulande sehr differenziert betrachten, betonte Landwirtschaftsminister Till Backhaus auf der Mitgliederversammlung des Geflügelwirtschaftsver- bandes Mecklenburg-Vorpommern e.V. heute Nachmittag (20.03.2001) in Todendorf. „Hohe Preise sind nicht einfach gleichzusetzen mit einer verbesserten Rentabilität. Viele Hähnchenmäster stehen betriebswirt- schaftlich auf der Kippe, weil Küken und Futtermittel teurer werden, die Entsorgungskosten um mehr als ein Drittel gestiegen sind und auch die Energiekosten drastisch in die Höhe schnellten“, so Backhaus. Vor diesem Hintergrund warnte er vor einem Alleingang Deutschlands in Bezug auf eine neue Hennenhaltungsverordnung und einem Abweichen von der im August wirksam gewordenen EU-Richtlinie. „Es ist richtig, die Tiere artgerechter zu halten. Es ist richtig, dass die gesundheitliche Unbedenklichkeit im Vordergrund stehen muss. Und es ist richtig, dass der nachhaltige Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen ein stärkeres Gewicht haben muss. Andererseits müssen wir aber auch zur Kenntnis nehmen, dass die Eierproduktion in den sogenannten ausgestalteten Käfigen teurer ist, als in den konventionellen Käfigen. Eine Analyse von Professor Windhorst aus Vechta bezüglich der ökonomischen Auswirkungen bei Umsetzung der EU-Richtlinie besagt, dass die Eierproduktion in Europa um mindestens 6 bis 7% zurückgehen und die Umstellung auf ausgestaltete Käfige ca. 5,8 Mrd. Euro kosten würde. Darüber hinaus müssen wir auch berück- sichtigen, dass Deutschland in vielfältige Handelsbeziehungen eingebunden ist und sich eine weitere Öffnung der Agrarmärkte durch die Osterweiterung der europäischen Union und den nächsten WTO-Runden abzeichnet. Wenn es also nicht gelingt, im Rahmen der WTO-Verhandlungen einen Außenschutz für die EU-Staaten bezüglich der Importe von Eiern aus konventioneller Käfighaltung zu erreichen, wird die Eierproduktion in Deutschland an Bedeutung verlieren. Das werde ich der Bundesministerin auf der Agrarministerkonferenz verdeutlichen“, erklärte Backhaus. Bezugnehmend auf die erhöhten Anforderungen des Verbraucherschutzes, erklärte der Landwirtschaftsminister, dass die Produzenten von Eiern und Geflügelfleisch Mecklenburg-Vorpommerns in einer deutlich besseren Ausgangssituation seien, als beispielsweise die Rotfleischbranche. „Die Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe haben sehr schnell auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert und durch die Entwicklung neuer Artikel, bis hin zu Convenience-Produkten und dem Aufbau geschlossener Produktionssysteme, diesem Wandel in der Nachfrage Rechnung getragen. Diesen Ansatz werde ich auch durch entsprechende Fördermöglichkeiten unterstützen“, so der Minister. So wird derzeit eine neue Richtlinie erarbeitet, die künftig die Förderung von Qualitäts- und Markenfleischprogrammen eröffnet. Im letzten Jahr standen dafür 388.000 DM zur Verfügung. Darüber hinaus ist die bei landwirtschaftlichen Tierhaltern die Förderung von Maßnahmen zum Schutz und zur Verbesserung der Umwelt, des Tierschutzes und der Tierhygiene möglich, wenn damit keine Erhöhung der Produktionskapazitäten verbunden ist. Abweichend davon sind auch Investitionen bei einer Erhöhung der Produktionskapazitäten förderfähig, wenn es sich um Investitionsvorhaben des ökologischen Landbaus oder der Einrichtung von Boden- oder Freiland- haltung von Legehennen handelt. Im Aufbau von modernen und leistungsfähigen Produktionssystemen der Geflügelwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern sieht Landwirtschaftsminister Backhaus eine echte Chance, da eine Ausweitung der Geflügelproduktion in den schon bestehenden Zentren, wie beispielsweise in Niedersachsen, auf zunehmende ökonomische , seuchenhygienische und umweltrelevante Grenzen stößt. Diesen Prozess will er unterstützen durch: · eine moderne und praxisnahe Geflügelforschung, · eine Erhöhung der Akzeptanz in der Bevölkerung, · durch die Vermeidung langwieriger Antragsverfahren. In diesem Zusammenhang forderte er die Geflügelhalter auf, am Wettbewerb „Artgerechte Tierhaltung“ teilzunehmen, der in diesem Jahr in den Kategorien Legehennen in alternativer Haltungsform, sowie Putenmast und Hähnchenmast vorgesehen ist. Damit würde ein aktiver Beitrag zum Tierschutz aber auch zur Erhöhung der Akzeptanz erreicht werden. Die Geflügelwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns in Zahlen: · Die Geflügelbranche erwirtschaftet in Mecklenburg-Vorpommern eine Bruttowertschöpfung von rund 1 Milliarde DM pro Jahr. · Rund 1000 Hennenhalter erzeugen pro Jahr mehr als 340 Mio. Eier. · Es gibt mehr als 300 Masthühnerhalter im Land. · 1999 wurden mehr als 300.000 Puten gehalten. · 5 Betriebe mit knapp 800 Mitarbeitern verarbeiten Produkte aus dem Geflügelsektor und erzielten im letzten Jahr von Januar bis November einen Umsatz von 316 Mio. DM.
· Die hiesige Geflügelverarbeitung erzielt einen Umsatzanteil von 9,2 % bezogen auf ganz Deutschland.
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PRESSEMITTEILUNGEN Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fischerei Nr.: 55, 20.03.2001