Paratuberkulose: Sanierungserfolg erst nach fünf Jahren
(aho) – Mycobacterium (M.) paratuberculosis ist der Erreger der Para- tuberkulose der Wiederkäuer, die auch Johne`sche Krankheit genannt wird. Die Erkrankung verläuft chronisch mit einer Inkubationszeit von bis zu zehn Jahren. Im klinischen Stadium tritt ein zunächst intermittierender, später andauernder übelriechender Durchfall auf. Die erkrankten Tiere nehmen trotz bestehender Futteraufnahme massiv ab, bis es durch den Flüssigkeitsverlust zur völligen Erschöpfung und zum Tod kommt. Die wirtschaftlichen Verluste in infizierten Rinderherden entstehen aber nicht nur durch den Tod der Tiere, sondern auch durch den Rückgang der Milchleistung, durch eine verringerte Mastleistung und dem häufigeren Auftreten von Mastitiden und Fruchtbarkeitsstörungen. Die Paratuberkulose wird außerdem als eine der möglichen Ursachen für die Erkrankung Morbus Crohn des Menschen diskutiert.
In einer Dissertation an der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurde der Sanierungserfolg eines Bekämpfungsprogrammes in Nordrhein-Westfalen überprüft. Es wurden 13 Versuchsbetriebe ausgewertet und diese zwischen Februar 1998 und April 1999 viermal serologisch (Blutproben) und kulturell (mikrobiologisch) auf eine Infektion mit M. paratuberculosis untersucht. In weiteren 33 Betrieben erfolgte die Bekämpfung der Paratuberkulose ausschließlich durch die kulturelle Untersuchung der Kotproben im Abstand von sechs Monaten. Die Sanierungserfolge in beiden Betriebsgruppen wurden definiert und miteinander verglichen. Ein signifikanter Sanierungserfolg konnte erst nach einer Sanierungsdauer von mehr als 5 Jahren erreicht werden. Weiterhin wurde festgestellt, dass die Kombination serologischer (ELISA) und kultureller Unter- suchungsmethoden zu einer effizienteren Erkennung infizierter Tiere beiträgt.
Bei der Auswertung spezifischer Betriebsparameter, die für die Weiterverbreitung der Paratuberkulose von besonderer Bedeutung sind, wurden folgende Einflußfaktoren als Risiko ermittelt: die Rinderrasse Schwarzbunt, die zusätzlich Haltung anderer Nutztiere (Schafe, Ziegen, Pferde usw.), die Düngung der Weideflächen mit Gülle, der Einsatz eines Zuchtbullen und die Anbindehaltung als Stallhaltungsform.
Schützend wirken dagegen die Haltung einer großen Anzahl von Rindern, die Haltung von Kreuzungsrassen und keine sofortige Trennung der Kälber von den Muttertieren nach der Geburt. Dies steht im Widerspruch zu vielen Veröffentlichungen, die die sofortige Trennung der Kälber von den Muttertieren nach der Geburt als eine wichtige Präventivmaßnahme bei der Bekämpfung der Paratuberkulose bezeichnen.
Keinen nachweisbaren Einfluß auf die Häufigkeit in den untersuchten Herden hatten dagegen das Hygienemanagement der Betriebe, die Betriebsgröße anhand der Nutzungsflächen und die pH-Werte der Böden.
Als signifikant hohes Risiko für den Eintrag des Erregers in die Herde wurde der Zukauf von Rindern mit unbekanntem Infektionsstatus ermittelt. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass die Möglichkeit der Übertragung der Paratuberkulose vom Muttertier auf die Nachkommen sehr wahrscheinlich ist.
Quelle:
Annette vom Schloß Auswertung eines Sanierungsverfahrens zur Bekämpfung der Paratuberkulose in Rinderbeständen in Nordrhein-Westfalen Hannover, Tierärztliche Hochschule, Dissertation, 2000