Arbeitsgruppe zur Abschätzung von Paratuberkulose-Risiken
(bmelv) – Die Paratuberkulose des Rindes ist eine in Deutschland meldepflichtige Tierkrankheit, von der jährlich ca. 350 Fälle bekannt werden. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit, hervorgerufen durch Mycobacterium paratuberculosis, die als chronische Darmerkrankung verläuft. Hauptsymptome sind anhaltende Durchfälle und fortschreitende Abmagerung der Tiere. Die Ansteckung erfolgt meistens im Kälberalter über die Aufnahme von Futter und Wasser, das mit dem Kot infizierter Tiere verschmutzt ist. Allerdings wird das Bakterium auch über die Milch ausgeschieden. Ein Zusammenhang zur Morbus- Crohn-Erkrankung des Menschen wird in Wissenschaftlerkreisen als Hypothese diskutiert. Die Forschungsergebnisse hierzu sind allerdings widersprüchlich und lassen bisher keine Abschätzung eines möglichen Risikos zu.
Um zu klareren Ergebnissen beizutragen, und im Sinne des vorsorgenden Verbraucherschutzes die Abschätzung eines eventuellen Risikos zu ermöglichen, untersucht die Bundesanstalt für Milchforschung schon seit 1996, ob sich durch Pasteurisierung von Milch Paratuberkuloseerreger vollständig entfernen lassen. In den vergangenen Jahren konnten Paratuberkuloseerreger nach der Erhitzung in der Milch nicht nachgewiesen werden. Jetzt hat die bundeseigene Milchforschungsanstalt das Verbraucher- schutzministerium darüber informiert, dass sich Verdachtsmomente erhärten, wonach möglicherweise einzelne Bakterien die Pasteurisierung überleben können. Nach Angaben der Forscher dauert der Nachweis der Erreger 6-8 Monate, deshalb seien die entsprechenden Versuchsreihen extrem aufwendig.
Das Ministerium hat eine interdisziplinären Arbeitsgruppe eingerichtet, die jetzt diesen Hinweisen nachgehen wird. Es gibt bisher keinen erhärteten Verdacht, dass diese Erreger, wenn sie in die Milch gelangen, Krankheiten auslösen können.
„Wir befinden uns derzeit in einem Stadium, in dem der Wissenschaftliche Lenkungsausschuss der EU – bestätigt durch einige Forschungsergebnisse – noch keine Aussage darüber treffen kann, ob möglicherweise eine Gesund- heitsgefährdung vorliegt. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes muss aber schon jetzt die Ursachenforschung intensiviert werden. Nur so lässt sich dann auch ein mögliches Risiko genauer einschätzen“, so der Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium, Alexander Müller.
Es sei ein Beispiel für die erhöhte Sensibilität im Bereich der Lebens- mittelsicherheit und auch für die Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit, wenn frühzeitige und noch wenig belegte Verdachtsmomente zum Anlass genommen werden, um eine zügige weitere Abklärung zu betreiben. Deshalb wird die jetzt eingesetzte unabhängige, interdisziplinäre Expertengruppe in Kürze ein Risikoprofil erstellen und die weiteren Forschungsnot- wendigkeiten beschreiben.