Trotz aller Hiobsbotschaften: Immer mehr Hundertjährige
Rostock / Cambridge (aho) – BSE, Schweinemastskandal, Dioxine in Lebensmitteln, Nitrat im Trinkwasser, Antibiotika im Fleisch, Abgase in der Luft. Fast täglich versorgen Laienpresse, TV und Umweltschutzvereine den Wohlstandsbürger mit haarsträubenden Gruselgeschichten. Der verunsicherte Leser kann den Eindruck gewinnen, dass das Ende der Menschheit unmittelbar bevorsteht. Und so kauft man teuere Bio – Lebensmittel, Vitaminpillen und spendet für den Verbraucherschutz und Umwelt viele Millionen Euro.
Die nüchterne Wissenschaft hingegen spricht eine völlig andere Sprache: Die Rekordlebenserwartung, d.h. die weltweit höchste in einem Land beobachtete durchschnittliche Lebensdauer der Menschen, hat in den letzten 160 Jahren mit verblüffender Regelmäßigkeit – um drei Monate pro Jahr – zugenommen. Das belegt eine gemeinsame Studie des Rostocker Max-Planck-Instituts für demo- grafische Forschung und der Universität Cambridge. Die Studie erschien in der neuesten Ausgabe der internationalen Fachzeitschrift Science am 10. Mai 2002. In den letzten 160 Jahren ist die Rekordlebenserwartung insgesamt um knapp 40 Jahre angestiegen. Im Jahr 1840 hielten Frauen in Schweden den Rekord – sie wurden im Durchschnitt 45 Jahre alt. Heute wird die höchste Lebenserwartung in Japan beobachtet (Frauen: 85 Jahre, Männer: 78 Jahre). In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ließ sich der Anstieg der Lebenserwartung hauptsächlich auf den Rückgang in der Kindersterblichkeit zurückführen. Nach 1950 trugen dagegen Fortschritte in der Verbesserung der Überlebenschancen der über 65-Jährigen wesentlich zum Zuwachs in der Lebenserwartung bei. Der Anstieg der Lebenserwartung ist nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler das Resultat eines komplizierten Zusammenspiels verschiedener Faktoren, wie z.B. Bildung, Einkommen, Ernährung, medizinische Versorgung, Hygiene und Gesundheitsverhalten.