Humanmedizin: Antibiotikaresistenzen durch unqualifizierten Einsatz
Heidelberg (aho) – Den Hauptgrund für die zunehmenden Resistenzen gegen Antibiotika ist der unqualifizierte Einsatz der Antibiotika in der Humanmedizin. Die Ärzte wenden Antibiotika zu kurz, zu niedrig dosiert und häufig auch bei den falschen Krankheitsbildern an. Diese Meinung haben jetzt eine Reihe von internationalen Experten anläßlich der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) in Heidelberg vertreten. Professor Martin Röllinghoff von der Universität Erlangen kritisierte, daß in Deutschland jede fünfte Verordnung von Antibiotika durch Humanmediziner unnötig sei. Weiter beklagten die Experten, dass Antibiotika zu wenig gezielt verordnet würden. Aus Kostengründen würde häufig auf einen Resistenztest verzichtet und sofort eine Breitbandantibiotikum verordnet, erläuterte Professor Hans-Guenther Sonntag aus Heidelberg. Auch dieser unkritische Einsatz führe zu verstärkten Resistenzentwicklungen.
Hingegen seien die zunehmenden Resistenzen nur zu einem geringen Teil auf den Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft zurückzuführen, erläuterte der amerikanische Mediziner Richard P. Wenzel. Die Experten widersprechen somit dem von Nichtfachleuten, Medien, Umweltorganisationen und von interessierter politischer Seite häufig gezeichneten Bild einer Massentierhaltung, die Konsumenten und Umwelt mit antibiotikaresistenten Bakterien gefährdet.