Rinderpraxis: Viele bayrische Milchviehbetriebe von Leberegeln betroffen
München (aho) – Jeder dritte bayrische Milchviehbetrieb ist vom Leberegel „Fascioloa hepatica“ betroffen. Dies ist das Ergebnis einer landesweiten, flächendeckenden Untersuchung der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München in 66 bayrischen Landkreisen. Für das gesamte Gebiet Bayerns konnte eine durchschnittliche Herdenprävalenz von 32,2% ermittelt werden, wobei in den sieben Regierungsbezirken die Werte zwischen 4,39% und 47,23% variieren. Die Verbreitungsgebiete der Fasziolose in den 66 Landkreisen weichen nach Erkenntnis der untersuchenden Tierärztin auch je nach Landkreis sehr stark voneinander ab. Tendenziell kam die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Gebiete Südbayerns beträchtlich stärker von Fasziolose betroffen sind. Im Vergleich zu den anderen Regierungsbezirken konnte der Große Leberegel in Oberbayern mit einer Prävalenz von 47,23% hochsignifikant häufiger festgestellt werden. In Oberfranken (33,18%), Schwaben (33,71%) und Niederbayern (35,33%) lag kein signifikanter Unterschied in der Seroprävalenz gegenüber Gesamtbayern vor. In Mittelfranken (24,29%), Unterfranken (4,39%) und in der Oberpfalz (18,04%) wurden dagegen vergleichsweise signifikant niedrigere Prävalenzen ermittelt. Die Prävalenz für das Voralpenland Bayerns beläuft sich auf 64,48%, wobei sich in den LK Lindau am Bodensee, Oberallgäu, Ostallgäu, Bad Tölz, Miesbach und Bad Reichenhall die Herdenprävalenzen sogar auf 85%-97,5% beziffern. Die traditionelle Weidehaltung in diesem Gebiet sowie die geographische Lage mit den vielen voralpinen Feuchtgebieten dürften für diese starke Verbreitung verantwortlich sein. Eine auffallend hohe Prävalenz von 95% konnte im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge (Oberfranken) festgestellt werden, möglicherweise bedingt durch das dort vorkommende Flusssystem mit vielen Feucht- und Überschwemmungsgebieten Ebenfalls überdurchschnittlich hohe Prävalenzen wiesen die LK Fürth (43,75%), Weißenburg-Gunzenhausen (43,75%) und Roth (46,75%) in Mittelfranken auf.
Während drei Zeitperioden – jeweils in den Wintermonaten zwischen Februar 2003 und März 2005 – wurden insgesamt 5.278 nach dem statistischen Zufallsprinzip selektierte Betriebe aus 66 Landkreisen in Bayern auf das Vorkommen von Fasziolose untersucht. Die Proben wurden als Tankmilchproben entnommen und mittels eines Milchserum-ELISA (Firma Pourquier, Montpellier, Frankreich) auf AK gegen F. hepatica untersucht. Die Probenentnahmen erfolgten entsprechend der Entwicklung des Parasiten im Wirtstier während der Wintermonate. Diese erste flächendeckende serologische Untersuchung von Tankmilchproben in Bayern spiegelt das Ausmaß der Verbreitung der Fasziolose wider und bildet eine ausgezeichnete Grundlage für eine auf einer adäquaten Diagnostik basierenden Bekämpfung. Der hier verwendete „f2“-Antigen-ELISA eignet sich als automatisierbares Screeningverfahren insbesondere für die Herdendiagnostik und Überwachungsprogramme mit großem Probenumfang auf der Basis von Tankmilchproben.
Koch, Sandra (2005): Untersuchungen zur Verbreitung von Fasciola hepatica im bayerischen Milchviehbestand Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät