Zunehmend resistente Keime in der Humanmedizin
Halle a. d. Saale (aho) – Die Zahl von Mikroorganismen, die resistent gegenüber Antibiotika sind, hat in den vergangenen Jahren auf der ganzen Welt erheblich zugenommen. Bakterielle Resistenzen haben sich damit zu einem großen Problem entwickelt. Der European Academies Science Advisory Council (EASAC), ein Zusammenschluss der nationalen Wissenschaftsakademien der Mitgliedsländer der Europäischen Union (EU), dem die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina angehört, stellt heute seine Empfehlungen vor, die helfen sollen, der Entwicklung weiterer resistenter Bakterien-Stämme entgegen zu wirken. In den Empfehlungen werden die Verantwortlichen in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft aufgefordert, (1) den Einsatz von Antibiotika umsichtig und vorausschauend zu gestalten, (2) der Bevölkerung die Problematik der Resistenzen nahe zu bringen, (3) das Problem des Auftretens von Resistenzen europaweit koordiniert anzugehen, (4) die Forschung auf diesem Gebiet zu verstärken, um besser zu verstehen, wie Resistenzen überhaupt erst zustande kommen, (5) weitere Forschungsanstrengungen zur Aufdeckung neuer Zielstrukturen zu unternehmen, die der Entwicklung neuer Antibiotika dienen und neue Therapiemöglichkeiten eröffnen sollen. Der Bericht kann hier als PDF – Dokument nachgelesen werden.
Durch den breiten Einsatz von Antibiotika in Krankenhäusern, die zum Teil unsachgemäße Verschreibung durch niedergelassene Ärzte, aber auch durch den unkontrollierten freien Verkauf von Antibiotika in zahlreichen Ländern komme es immer häufiger zum Auftreten resistenter Mikroben. Das habe zur Folge, dass Krankheiten, die noch vor kurzem gut behandelbar waren, zunehmend eine tödliche Bedrohung darstellten. Schätzungsweise 175.000 Menschen streben jährlich in Europa an bakteriellen Infektionskrankheiten, viele dieser Todesfälle sind auf antibakterielle Resistenzen zurückzuführen.Dies bedeutet, dass Krankheiten, die noch vor kurzem gut behandelbar waren, zunehmend eine tödliche Bedrohung darstellen. Schätzungsweise 175.000 Menschen sterben in Europa jährlich an bakteriellen Infektionskrankheiten, viele dieser Todesfälle sind auf antibakterielle Resistenzen zurückzuführen.
Eine Arbeitsgruppe des European Academies Science Advisory Council (EASAC), dem die Wissenschaftsakademien der EU-Mitgliedsstaaten angehören, hat nun unter dem Vorsitz von Professor Dr. Volker ter Meulen, dem Präsidenten der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, in einem umfassenden Bericht mit dem Titel „Tackling antibacterial resistance in Europe“ Strategien zur Eindämmung dieser Gefahr vorgestellt.
Langfristig sind neue Initiativen in Forschung und Industrie gefragt. Schnelltests zur Unterscheidung von bakteriellen und viralen Infektionen werden benötigt, Erreger müssen zuverlässig und schnell identifiziert werden. Durch verstärkte Grundlagenforschung soll es möglich sein, die Mechanismen der Entstehung von Resistenzen zu verstehen und neue Zielstrukturen für Antibiotika zu entdecken. Dabei ist es wichtig, dass die öffentliche Hand die Forschung in der Biotechnologie und der pharmazeutischen Industrie unterstützt, denn die Entwicklung neuer Antibiotika ist langwierig und kostspielig.
Resistenzlage in der Veterinärmedizin entspannt
Im Gegensatz hierzu kann die Resistenzlage in der Veterinärmedizin bei Tieren in der Landwirtschaft und bei Pferden, Hunden und Katzen zur Behandlung von Infektionen eingesetzten Antibiotika und antibiotisch wirkenden Substanzen als ausgesprochen günstig bezeichnet werden. Dies gilt auch für Bakterien wie Salmonellen und Coli – Bakterien (Escherichia coli), die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Das ist das Ergebnis zweier komplementärer Monitoringprogramme, die unter der Bezeichnung „GermVet“ und „Bft-GermVet während der Jahre 2004-2006 durchgeführt wurde. Die Ergebnisse werden jetzt detailliert in einer ganzen Reihe von Veröffentlichungen in der Berliner und Münchener Tierärztlichen Wochenschrift“ beginnen mit der Ausgabe „120. Jahrgang (1/2), Januar/Februar 2007“ veröffentlicht
GermVet ist ein von der Zulassungsbehörde BVL aufgelegtes Monitoringprogramm zur Einschätzung der Resistenzlage der wichtigsten Infektionserreger von landwirtschaftlichen Nutztieren, Heim- und Hobbytieren. Die Veterinärindustrie war eingebunden, weil das BVL für die Verlängerung von Wirkstoffzulassungen diese Daten zur Resistenzlage einforderte. Davon betroffen waren alle auf dem deutschen Veterinärmarkt befindlichen Antibiotika.
Beim Bft-GermVet – Programm wurden hauptsächlich relevante Erreger / Indikationen der Tierarten Hund, Katze und Pferd, aber auch im GERM-Vet – Programm nicht berücksichtigte Erreger/Indikationen der Tierarten Rind und Schwein untersucht.
Komplettiert werden diese Studien durch produktspezifische Monitoringstudien, deren Ziel es war, die Empfindlichkeitslage derzeitiger oder künftiger Zielorganismen gegenüber meist neu in die veterinärmedizinische Nutzung gekommener antimikrobieller Wirkstoffe zu bestimmen.
One Comment, Comment or Ping