BTV 6: Kreis Paderborn trifft Vorsorgemaßnahmen
Paderborn (aho) – Nach dem Ausbruch der Blauzungenkrankheit vom Serotyp 6 in den Niederlanden wurden eine Reihe von Schutzmaßnahmen getroffen. So wurde um die betroffenen vier Betriebe eine 150km-Zone festgelegt, in der Beschränkungen für das Schlachten und Verbringen von Schlacht- und Nutztieren (Schafe, Ziege, Rinder) gelten. Alle Gemeinden des Kreises Paderborn mit Ausnahme der Gemeinde Altenbeken und der Stadt Lichtenau fallen in diese 150 km-Zone.
Auf Anordnung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz hat der Kreis Paderborn eine entsprechende Verfügung erlassen. Danach dürfen Schafe, Ziegen und Rinder nach wie vor geschlachtet werden, sofern die Tiere klinisch gesund sind und eine entsprechende amtliche Gesundheitsbescheinigung mitgeführt wird. Der Transport von Zucht- und Nutzwiederkäuer ist unter folgenden Bedingungen möglich:
Die Tierhalter im Kreis Paderborn haben darüber hinaus dem Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Kreises Paderborn die Anzahl der Tiere aufgeteilt nach Rinder, Schafen und Ziegen unter Angabe ihrer Nutzungsart und ihres Standortes sowie die Anzahl der verendeten oder erkrankten, insbesondere fieberhaft erkrankten Tiere anzuzeigen.
Von den Schutzmaßnahmen im Kreis Paderborn betroffen sind 829 Rinderhalter mit 44.023 Tieren, 357 Schafhalter mit 14.997 Tieren sowie 43 Ziegenhalter mit insgesamt 505 Tieren. „Sämtliche Maßnahmen sind reine Vorsorgemaßnahmen“, betont der leitende Kreisveterinär Dr. Klaus Bornhorst. „Wir sind nicht tief besorgt aber aufmerksam“, so Bornhorst. Die Landwirte werden gebeten, ihre Tiere wie immer gut zu beobachten und Auffälligkeiten sofort zu den Veterinären zu melden.
Die Blauzungenkrankheit ist eine nicht ansteckende, nur von besonderen Mücken übertragene Infektionskrankheit, an der vor allem Schafe aber auch Ziegen und Rinder erkranken. Da die Mücke vor allem mit Rückenwind weit fliegen und somit große Strecken überwinden kann, wurde der Radius der Schutzzone auch so weit gefasst. Nach einer Inkubationszeit von 5 bis 12 Tagen treten folgende Symptome auf: Fieber, Rötung der Kopfschleimhäute, Ödembildung (Flüssigkeitsansammlungen) an Lippen, Augenlidern und Ohren, Blaufärbungen im Maulbereich und an der Zunge, Geschwüre an den Schleimhäuten, Speichelfluss, Nasenfluss und Atembeschwerden, Lahmheiten, hervorgerufen durch Muskel- und Klauenentzündung. Die Erkrankung kann insbesondere bei Schafen tödlich enden.
Im Gegensatz zu vielen anderen Tierseuchen muss bei der Blauzungenkrankheit auch in der Regel kein Tier gekeult werden, weil der Virus von Mücken übertragen wird und sich die Tiere somit nicht gegenseitig anstecken. Die Tiere werden lediglich mit Anti-Mücken-Mitteln behandelt. Der Erreger der Blauzungenkrankheit ist für Menschen nicht gefährlich. Fleisch und Milchprodukte können nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts ohne Bedenken verzehrt werden.
Hintergrund: Insgesamt gibt es 24 unterschiedliche Serotypen der Blauzungenkrankheit. Im August 2006 war erstmalig in Deutschland der Serotyp 8 nachgewiesen worden. Auch der Kreis Paderborn war nicht verschont geblieben: Das Staatliche Veterinäruntersuchungsamt Krefeld hatte im Oktober 2006 den ersten Fall von Blauzungenkrankheit vom Serotyp 8 bei einem Rind in Bad Wünnenberg bestätigt. Die schlimme Bilanz dieses Blauzungengeschehens im Kreis Paderborn: Insgesamt verendeten 1814 Tiere an der qualvollen Viruserkrankung bzw. mussten aus Tierschutzgründen eingeschläfert werden. Die Blauzungenkrankheit hatte in den insgesamt 543 betroffenen Beständen großen wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Deshalb hatten alle Tierhalter aufgeatmet, als es gelungen war, einen Impfstoff zu entwickeln. Nach Einführung der gesetzlichen Impfpflicht waren im Kreis Paderborn rund 53.000 Rinder, 21.000 Schafe und rund 1000 Ziegen gegen die Blauzungenkrankheit Serotyp 8 geimpft worden.
Durch das Auftreten des neuen Typs steht man wieder am Anfang. Sämtliche Bemühungen zielen jetzt darauf ab, durch Schutzbestimmungen das Seuchengeschehen einzudämmen. Am morgigen Montag, 27. Oktober, tagt die Europäische Kommission. Einen Tag später dann treffen sich die Fachleuten und Vertreter der Verbände auf Landesebene, so dass mit weiteren Maßnahmen zu rechnen ist.