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Gesundheitsprobleme im Rinderstall: Liegt ein Selenmangel vor?

(aho) – Insbesondere der Norden Deutschlands ist seit Jahr und Tag ein Selenmangelgebiet. Kühe und Rinder erhalten über das Weidegras bzw. über Heu und Silage nur etwa 10 % des täglichen Bedarfs an Selen. So kann bei vielen Gesundheitsproblemen im Rinderstall ein Selenmangel beteiligt sein, wenn nicht über Mineralfutter eine ordentliche Versorgung gewährleistet wird.

Was macht Selen?

Selen dient im Zellstoffwechsel zusammen mit den Vitaminen E, A und C in einem Enzymsystem zum Abfangen von Schadstoffen. Da die Vitamine E, A und C in diesem System einen Mangel von Selen in Teilen ausgleichen können, muß nicht jede meßbare Selenunterversorgung zu einem sichtbaren Krankheitsbild führen. Wiederum führt eine erhöhte Zufuhr von Kupfer, Cadmium, Zink, Blei, Quecksilber und mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu einem erhöhten Selenbedarf. Auswirkungen findet man bei der Immunabwehr, an der Schilddrüse, an den roten Blutkörperchen, am Euter, an der Gebärmutter, der Lunge und an der Skelett – und Herzmuskulatur. Zweifel an der ständig ausreichenden Versorgung mit Selen sind immer dann gegeben, wenn Erkrankungen trotz qualifizierter Behandlung einfach nicht abheilen wollen.

Kälber reagieren empfindlich!

Neu geborenen Kälber sind durch eine Selenmangelversorgung im Mutterleib unmittelbar nach ihrer Geburt schwächlich. Sie reagieren zwar auf Umweltreize und sie saufen, können aber anscheinend die Befehle des Gehirn nicht in koordinierte Bewegungen umsetzen, da die Muskulatur unterentwickelt ist.

Ältere Kälber und Rinder fallen dadurch auf, daß sie bei Störungen nicht sofort aufstehen, ihr Rücken ist aufgekrümmt und die Muskulatur im Schulterbereich ist unterentwickelt. Die Atmung ist schnell und hechelnd. Bei der Schlachtung fallen diese Tiere durch Weißfleischigkeit und infarktähnliche Veränderungen des Herzmuskels auf.

Rinder auf der Weide

Geradezu typisch sind Selen – Mangelzustände bei Rindern zum Weideaustrieb. Häufig werden die Tiere ohne ausreichende Selenversorgung über Mineralstoffe mit großen Mengen mehrfach ungesättigter in jungem Weidegras konfrontiert. Zudem wird durch den Transport und das Herumtollen auf der Weide die Muskulatur erheblich beansprucht. Folge sind Tetanie-ähnliche Erscheinungen, ein steifer Gang, ein aufgekrümmter Rücken und schnelles Niedergehen. Selbst Todesfälle können vorkommen. Dieses Krankheitsbild läßt sich auch bei sogenannten Öko – Rindern wie Galloways und Highlandrindern beobachten, obwohl diesen Rinderrassen äußerste Robustheit und Genügsamkeit nachgesagt wird.

Im Kuhstall

Im Kuhstall können eine Vielzahl von Krankheitsbilder einen Selenmangel im Hintergrund haben. So eine erhöhte Mastitisanfälligkeit, Nachgeburtsverhalten, Verkalbefälle, Beinphlegmone und Nekrosen über den Sprunggelenken insbesondere bei Erstkalbinen nach dem Abkalben.

Bei Verdacht Blutproben untersuchen

Normale Selengehalte beim Rind liegen bei etwa 70 mcg/l Blut. Bei Werten von 10 – 30 mcg/l spricht man von hochgradigem Selenmangel. Bei Werten unter 10 mcg/l muß unverzüglich Selen per Injektion zugeführt. Hier sind dann Dosierungen von 0,1 – 0,2 mg / kg KGW reines Selen erforderlich. Dies bedeutet, daß der Hoftierarzt bei einer 500 kg Kuh 100 – 200 ml eines gängigen Vitamin E-Selen-Präparates auf mehrere Tage verteilt injizieren muß. Im Einzelfall können Nebenwirkungen auftreten. Die in den Produktinformationen verschiedener Vitamin-E-Selenpräparate angegebenen Dosierungsempfehlungen von 10 ml pro Kuh sind somit völlig unzureichend. Daneben muß unverzüglich eine ausreichende Selenversorgung über das Futter gewährleistet werden. Blutuntersuchungen auf Selen werden in der Klinik für Rinder der Tierärztlichen Hochschule Hannover durchgeführt. Der Probenumfang muß wenigsten 20% eines Bestandes, wenigstens aber 10 Tiere, umfassen. Hierbei sind Proben von allen Leistungsstadien zu ziehen.

Fazit:

Eine ausreichende Selenversorgung über qualitativ hochwertige Mineralstoffe gehören zu einer artgerechten Ernährung von Rindern und Kühen. Nur durch regelmäßige Kontrollen der Fütterung lassen sich Schäden vermeiden.

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