Rhein-Sieg-Kreis: Das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt zieht Bilanz
Siegburg (al) – Mit diverse Tierseuchen und –krankheiten hatten es die Rhein-Sieg-Veterinäre im vergangenen Jahr zu tun.
Den Anfang machte gleich zu Beginn des Jahres der Ausbruch der Schweinepest. Nachdem bei 27 Wildschweinen im rechtsrheinischen Kreisgebiet die Schweinepest nachgewiesen worden war, hieß es agieren statt reagieren. Daher wurden sogleich umfangreiche Bekämpfungsmaßnahmen in die Wege geleitet. Zunächst einmal wurde das gesamte rechtsrheinische Kreisgebiet zum gefährdeten Bezirk erklärt. Dies bedeutete für die circa 70 Schweine haltenden Betriebe in diesem Gebiet gewisse Handelsbeschränkungen. Zusätzlich waren und sind sie natürlich angehalten, strenge Hygienemaßnahmen einzuhalten. Stichprobenartig wurden aus diesen Beständen 570 Blutproben gezogen und auf die Schweinepest untersucht – allesamt mit negativem Ergebnis.
Dank der guten Zusammenarbeit mit der um Mithilfe gebetenen Jägerschaft des Rhein-Sieg-Kreises konnten dann im Laufe des Jahres über 1000 Wildschweine erlegt werden. Dies Reduzierung der Wildschweinpopulation und darüber hinaus sechs groß angelegte „Impfaktionen“, bei denen jeweils circa 26.000 Impfköder von circa 300 Jägern ausgelegt worden waren, trugen dazu bei, dass seit Juli des Jahres bei keinem erlegten Wildschwein mehr der Erreger nachgewiesen werden konnte. Damit war eine große Gefahr bis auf weiteres gebannt, denn auch, wenn die Schweinepest für den Menschen ungefährlich ist – für die Hausschweine war die Bedrohung groß und im Zuge dessen auch für die Existenzen der Schweine haltenden Betriebe.
Die in den letzten Jahren mit heftigen Verlusten grassierende Blauzungenkrankheit trat zwar etwas in den Hintergrund, aber dennoch galt es auch hier, die landesweit angeordnete Impfpflicht der circa 30.000 Rinder und ca. 10.000 Schafe beziehungsweise Ziegen im Kreis zu organisieren und zu überwachen. Auch hier zeigt sich der Erfolg der Impfungen. Landwirte meldeten nur noch wenige Verdachtsfälle. Weitere Tierseuchen, wie z.B. die Herpesvirusinfektion bei Rindern (BHV 1), die bovine Virusdiarrhoe (BVD), Salmonellosen, Koi-Herpesvirusinfektionen und die Faulbrut der Bienen führten zu insgesamt ca. 160 weiteren Betriebskontrollen; dabei wurden über 300 Gesundheitszeugnisse ausgestellt.
Aus tierseuchen-, insbesondere aber auch aus tierschutzrechtlichen Gründen gibt es immer wieder aufwändige Kontrollen bei der Abfertigung von internationalen Tiertransporten. 2009 wurden 331 Tiertransporte mit insgesamt 14.700 Rindern beziehungsweise Kälbern und 130 Pferden abgefertigt. Exotischer waren da schon die Überprüfungen von 24 Alpakas, die für Ausstellungen im Ausland Gesundheitszeugnisse und Transportpapiere benötigten.
Ein Schwerpunkt der Arbeit im Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt ist neben
den Routinekontrollen zur Überwachung des Tierschutzes die Bearbeitung von Tierschutzanzeigen, die von besorgten Tierfreunden gemeldet werden. Die Mitarbeiter des Amtes gingen im Jahr 2009 475 Anzeigen nach. Besonders gravierend war eine vernachlässigte Schafhaltung mit mehreren toten Tieren, die am Neujahrstag gemeldet wurde. Insgesamt wurden 45 amtstierärztliche Gutachten im Rahmen einer Überprüfung nach dem Landeshundegesetz erstellt. Hierbei handelt es sich überwiegend um Stellungnahmen hinsichtlich der Gefährlichkeit von Hunden, die in Beißvorfälle verwickelt waren. Zur weiteren Durchsetzung des Tierschutzes wurden bisher 50 Belehrungen ausgesprochen, 31 Bußgeldverfahren durchgeführt, 40 Ordnungsverfügungen erlassen und 6 Verfahren wegen des Verdachts einer Straftat der Staatsanwaltschaft zugeleitet. Eine Schafherde mit ca. 40 Tieren, zwei Pferde, vier Hunde, drei Katzen und einige Heimtiere wurden den Besitzern wegen schlechter Haltung weggenommen.
„Unsere Veterinäre nehmen diese Anzeigen sehr ernst“, sagte Kreisdirektorin Annerose Heinze, in deren Dezernat das Veterinäramt angesiedelt ist, „sie tun alles, was im gesetzlichen Rahmen möglich ist, um Tiere vor einer nicht artgerechten Haltung oder gar Quälerei zu schützen. Dies ist eine sehr zeitaufwändige und mühsame Aufgabe, da in jedem Fall gerichtsfeste Entscheidungen getroffen werden müssen, sonst ist auch den Tieren nicht gedient.“
Auch die Lebensmittelüberwachung kommt beim Rhein-Sieg-Kreis nicht zu kurz. Die acht amtlichen Lebensmittelkontrolleure agieren ausschließlich zum Schutz der Bevölkerung. In diesem Zusammenhang wurden im vergangenen Jahr 2.331 der insgesamt 5.119 registrierten Betriebe überprüft. Neben der Einhaltung der geltenden Vorschriften hinsichtlich der Hygiene und Herstellung von Lebensmitteln, wird dabei auch grundsätzlich die Dokumentation des Eigenkontrollkonzeptes geprüft. Bei einer Gesamtzahl von 3.648 durchgeführten Kontrollen ergaben sich bisher 749 gebührenpflichtige Nachkontrollen. Diese waren notwendig, da der jeweilige Betrieb Mängel aufwies, die bis zur Nachkontrolle abzustellen waren. Darüber hinaus wurden wegen der festgestellten Verstöße insgesamt 163 Bußgeldverfahren durchgeführt.
Ein weiterer Schwerpunkt lag bei der Kontrolle des Hygienemanagements bei der Herstellung und Verteilung von Speisen in Krankenhäusern. Bei den sieben sehr umfangreich kontrollierten Häusern konnte ein guter bis sehr guter Standard festgestellt werden.
Über die üblichen Routinekontrollen hinaus wurden 128 Verbraucherbeschwerden bearbeitet. Bürger, die mit der angebotenen Ware oder Hygiene eines Lebensmittelbetriebes unzufrieden sind, können – sofern Sie die Angelegenheit nicht unmittelbar mit dem Anbieter regeln möchten – an den Bereich Bürger-Service / Info beim Rhein-Sieg-Kreis wenden. Die Lebensmittelüberwachung geht grundsätzlich allen berechtigten Beschwerden nach.
Auch Rückrufaktionen fallen in den Zuständigkeitsbereich des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes. In bislang 87 Fällen wurde das Amt über das europaweite Schnellwarnsystem über unsichere Produkte in Kenntnis gesetzt. Hier galt es in aller Regel, die Rückrufaktionen der Produkte zu überwachen, um mögliche Gefahren für den Verbraucher abzuwehren.
Zum Verbraucherschutz gehört auch die Überwachung der Fleischhygiene in Schlachtbetrieben. So wurden 2009 rund 3.300 Rinder, 4.100 Schweine und 1.100 Schafe geschlachtet und auf Tauglichkeit untersucht. Bei circa 400 Rindern über 48 Monaten wurden Proben zur Untersuchung auf BSE entnommen. Die Testergebnisse waren alle negativ.
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