Ungereimtheiten: Remmel-Hähnchenmaststudie jetzt auch im Parlament kritisch hinterfragt
Düsseldorf (aho) – Jetzt hat die Diskussion um Ungereimtheiten in der von NRW-Umweltminister Remmel vorgelegte Hähnchenmaststudie auch die Parlamentarier des nordrhein-westfälischen Landtags auf den Plan gerufen. Der Abgeordnete Dr. Stefan Romberg (FDP) hinterfragt in der „Kleinen Anfrage 1549“ „Stallgrößen-Ungereimtheiten“
Umweltminister Johannes Remmel behauptet auf Grundlage der Studie zum Antibiotikaeinsatz in der Hähnchenmast, dass kleine Hähnchenställe grundsätzlich weniger Antibiotika einsetzen als große Mastbetriebe. Diese Haltung des Ministers kommt auch in einem Interview mit umwelt.nrw zu der entsprechenden Studie zum Vorschein. Dort behauptet der Minister, dass der Antibiotika-Einsatz steigt, je größer der Betrieb ist.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen stellt in seinem Abschlussbericht zur gleichen Studie hingegen fest, dass auf Basis der Einzelbetriebsdaten aller Betriebsgrößenklassen (auch über 90.000) insgesamt gesehen kein linearer Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und Arzneimitteleinsatz erkennbar ist. Vielmehr seien die Qualität des Betriebsmanagements, Belegdichte, Mastdauer, Fütterung, Gesundheitsstatus der gelieferten Küken und die Qualität der tierärztlichen Betreuung wesentliche Einflussfaktoren, deren Relevanz aber aufgrund fehlender Daten noch nicht abschließend bewertet werden könne.
In der „Kleinen Anfrage 1548“ hinterfragt Dr. Stefan Romberg nach „Bio-Ungereimtheiten“.
In der Studie wird behauptet, dass 96,4 Prozent der Tiere aus den untersuchten Bestände Antibiotika erhielten. Eine Ausnahme bildet laut Minister Remmel lediglich die Bio-Geflügelmast. Dort werde, so Remmel in einem Interview mit umwelt.nrw, in der Regel kein Antibiotikum gegeben. Die in der Studie untersuchten Bio-Betriebe seien alle „clean“ gewesen. Dieses Ergebnis der Studie sei landesweit klar übertragbar, weil laut Remmel keine Stichprobenuntersuchung gemacht wurde, sondern eine vollständige Erhebung unter den relevanten Hähnchenmastanlagen. Dabei ist auch in der Bio-Hähnchenmast eine Antibiotikabehandlung pro Mastdurchgang erlaubt. Tatsächlich antibiotikafrei gemästet werden daher nicht die Bio-Hähnchen, sondern nur die konventionell erzeugten, mit Mais und Weizen etwas langsamer gemästeten, Kikok-Hähnchen.
Zuvor hatten schon Wissenschaftler des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung
(RWI) handwerkliche Fehler aufgezeigt.
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eeeeee
Sind die Fragen jetzt nach 6 Wochen immer noch unbeantwortet?
Mrz 23rd, 2012
Reply to “Ungereimtheiten: Remmel-Hähnchenmaststudie jetzt auch im Parlament kritisch hinterfragt”