Minister Meyer: „70% der Milchhöfe dürfen wieder liefern“ +++ Politik dramatisiert; Experten mahnen zur Besonnenheit
[Maisernte: „Es gibt keine Futtermittel ohne Schimmelpilze und deren Gifte“.] Köln/Berlin (aho) – Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Meyer (Grüne) hat sich im Deutschlandfunk erneut dafür ausgesprochen, das Eigenkontrollsystem der Futtermittelindustrie durch ein staatliches zu ersetzen. Die Kosten müssten die Futtermittelhersteller tragen. Bereits im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin FOCUS hatte er vor dem Hintergrund der Suche nach Körnermais und Futtermitteln mit erhöhte Aflatoxingehalten der Futtermittelindustrie mit schärferen und kostenpflichtigen Kontrollen gedroht. Wenn die Kosten den Unternehmen in Rechnung gestellt würden, könne der Staat 30 bis 50 Millionen Euro im Jahr sparen, sagte er dem in München erscheinenden Nachrichtenmagazin. Meyer forderte: „Wir brauchen mehr staatliche Kontrollen und mehr Personal.“
Meyer gab im Deutschlandfunk weitgehende Entwarnung für die Verbraucher. Die Menschen könnten wieder ohne Bedenken Milch trinken und Fleisch essen. Bereits 70 Prozent der Milchbauern könnten wieder ausliefern; weitere würden voraussichtlich bald folgen.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Höhn, forderte im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur weitere Untersuchungen gegen die Futtermittelindustrie. Man müsse herausfinden, ob Schlamperei oder Profitgier vorgelegen habe.
Fachleute hingegen mahnen zur Besonnenheit. So der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR ) Professor Andreas Hensel: „Das, was wir derzeit erleben, ist kein Skandal. Noch nicht einmal ein Krisenfall, sondern ein Routinefall. Schimmelgifte auf Getreide sind normal. Der Bürger sollte sich zudem klarmachen, dass die Welt voll ist von Mikroorganismen. Es gibt keine keimfreie Nahrung. Entscheidend ist, in welcher Konzentration die Gifte auftreten.“ Professor Hensel weiter: „Es gibt keine Futtermittel ohne Schimmelpilze und deren Gifte. Diese Pilze wachsen überall. Im Heu, auf Getreide, auf Nüssen. Auch im heimischen Kühlschrank gedeihen sie. Entscheidend ist, wie sehr die Futtermittel mit dem Gift Aflatoxin belastet sind.“
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