Schweinepraxis: Schwanzbeißen ist Folge und nicht Ursache für Nekrosen am Schwanz
[Prof. Jaeger] Düsseldorf (aho) – Kannibalismus beim ungekürzten Ferkelschwanz ist weniger eine primäre Verhaltensauffälligkeit als vielmehr Folge einer sich entwickelnden Nekrose im distalen Schwanzbereich. Diese Schlussfolgerung zieht Professor Friedhelm Jaeger in einer aktuellen Publikation im Fachjournal „Tierärztliche Umschau“.
Das Geschehen wird demnach maßgeblich durch Endotoxine getriggert. In diesem Sinne kommt der Darmgesundheit eine entscheidende Bedeutung zu. Optimale Tränkwasserversorgung (Tränketechnik und Wasserqualität) sowie ein in der kritischen Aufzuchtphase (4. bis 6. Lebenswoche) optimiertes Fütterungsmanagement mit mehr Rohfaser und Struktur beugen dieser Erkrankung vor und schaffen wirksam Abhilfe, so der Leitende Veterinärmediziner im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.
Dieser Pathomechanismus entspricht damit auch den neueren Erkenntnissen über die „Schwanzproblematik“ in den Mastbetrieben. Denn hier konnte gezeigt werden, dass das gegenseitige Beißen vorrangig Ausdruck eines sekundären Kannibalismus ist, bei dem es sich nicht um ein primär aggressives Verhalten der Schweine handelt, sondern dies die Folge einer primären, alimentär bedingten Grunderkrankung (zu wenig Strukturfaser im Futter) ist, so Jaeger weiter . Es sollte also möglich sein, das Problem durch eine angepasste Fütterung anzugehen.
Jaeger, F.
Das Projekt „intakter Ringelschwanz“ beim Schwein – stehen wir vor dem Durchbruch?
Tierärztliche Umschau, Terra Verlag, 68. Jahrgang · Januar/Februar 2013, S. 3 – 11
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