Deutsche Geflügelwirtschaft füttert wieder mit gentechnisch verändertem Soja
Berlin (aho) – Die deutschen Geflügelhalter müssen ihre Zusage, gentechnikfreies Futter zu verwenden, aus verschiedenen Gründen zurücknehmen, erklärte heute Rainer Wendt, Vorsitzender des Bundesverbands bäuerlicher Hähnchenerzeuger e.V..
So setzen die Unternehmen Wiesenhof und Emsland Frischgeflügel wieder gentechnisch verändertes Soja in der Hähnchen- und Putenmast ein. Verträge mit Kunden im Lebensmitteleinzelhandel, die einen Verzicht auf Gensoja vorsahen, wurden nach Informationen der Lebensmittelzeitung gekündigt.
Wie der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. heute in Berlin mitteilte, wird das Angebot an GVO-freiem Soja in 2014 geringer sein. So hat einer der weltweit größten Sojaproduzenten im Hauptlieferland Brasilien erklärt, nur noch 50 % der Vorjahresmenge bereit stellen zu können. Begründet wird dies mit einer verstärkten Nutzung der Anbauflächen für GVO-Soja aufgrund des deutlich höheren Ertragspotentials im Vergleich zu GVO-freien Sorten.
Der in den vergangenen Jahren stark gewachsene Anbau von GVO-Soja führt zudem immer häufiger, bereits auf den brasilianischen Soja-Feldern, zu sogenannten „Kreuzkontaminationen“. Auch auf dem Produktionsweg, bei der Lagerung und beim Transport ist die Gefahr von Kontaminationen in den letzten Jahren drastisch gestiegen. „Trotz hoher Investitionen und intensiver Anstrengungen seitens der Geflügelwirtschaft, jegliche Form der Kontamination zu vermeiden, nimmt die Zahl dieser von Jahr zu Jahr zu“, erklärte Thomas Storck, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Putenerzeuger.
Die Angebotsknappheit von GVO-freiem Soja betrifft auch andere Länder: Britische Einzelhändler haben bereits im April des vergangenen Jahres ihre Gentechnikfrei-Garantie für Eigenmarken zurückgezogen, da nicht ausreichend gentechnikfreies Futter zur Verfügung stünde.
Der dänische Verband Dansk Slagtefjerkræ beschloss den Rückzug im Dezember 2013. „Diese Entwicklung macht auch vor Deutschland nicht Halt“, so Rainer Wendt und Thomas Storck. Eine Fütterung ohne Gentechnik für die Hähnchen- und Putenaufzucht in Deutschland sei angesichts der aktuellen Marktsituation nicht mehr sicherzustellen. Die speziellen Futtermittelwerke zur Herstellung von Geflügelfutter brauchen eine durchgängige Lieferkette von einwandfreiem GVO-freiem Soja, welche für die benötigten Mengen jedoch nicht mehr garantiert werden kann.
Fehlende Rechtsicherheit
In Deutschland besteht darüber hinaus keine Rechtssicherheit bei der Auslegung der EG-Verordnung Nr. 1829/2003. Diese besagt, dass Futtermittel nur dann als „frei von Gentechnik“ beurteilt werden darf, wenn es weniger als 0,9 Prozent gentechnisch veränderte Organismen (GVO) enthält. Diese Verunreinigungen dürfen aber nur „zufällig“ und aufgrund „technisch unvermeidbarer“ Bedingungen entstanden sein. „Was wir heute in unserem laufenden Monitoring feststellen, ist eine systematische Verunreinigung der Sojapartien mit GVO-Soja, auch wenn die Kontaminationen sich unter dem Toleranzwert von 0,9 Prozent bewegen. Damit sind wir futtermittelrechtlich angreifbar“, so Wendt. Es werden zudem immer häufiger Kontaminationen über dem Toleranzwert von 0,9 Prozent festgestellt.
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