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Brauchen Nutztiere Antibiotika?

rinderkopf(LID) – Eine Fachtagung an der ETH-Zürich befasste sich mit dem verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika zur Krankheitstherapie in der Nutztierhaltung und mit Alternativen zu Fütterungsantibiotika.

Von Michael Götz

Im Jahre 1999, vor gerade 15 Jahren, wurde die Verwendung von Antibiotika als antimikrobiell wirkende Leistungsförderer in der Schweiz verboten, im Jahre 2006 auch EU-weit. Es war vor allem der Druck der Öffentlichkeit, welcher zu den Verboten geführt hatte. „Menschen können an ganz simplen Infektionen sterben, weil man keine wirksamen Antibiotika mehr hat“, stellt Rupert Bruckmaier, Professor an der Vetsuisse Fakultät Bern, fest. Der Grund dafür sind Resistenzbildungen. Resistenzen sind Einbahnstrassen; sie lassen sich nicht mehr rückgängig machen und es ist schwierig, neue, wirksame Antibiotika (AB) zu finden.

„Ja, aber“

„Brauchen Nutztiere Antibiotika?“ Roger Stephan, Professor am Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene an der Vetsuisse-Fakultät Zürich, beantwortet die Frage mit einem „Ja, aber“. Sie sind notwendig, um kranke Tiere zu behandeln, aber es kommt auf den richtigen Gebrauch an. AB-Rückstände in Lebensmitteln werden gut kontrolliert und stellen keine relevante Gefahr dar. Das eigentliche Problem sind die Resistenzen. Je mehr AB zum Einsatz kommen, desto mehr werden Resistenzbildungen gefördert und je breiter das Wirkspektrum eines AB ist, desto schwerwiegender sind dagegen auftretende Resistenzen.
Der Einsatz von AB bei Tieren ist aber nicht der Hauptgrund dafür, dass auch beim Menschen immer häufiger Resistenzen auftreten. Dies zeigen z.B. verschiedene Resistenztypen gegen Beta-Laktam AB bei Mensch und Tier. Wichtig ist, dass sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin vor dem Einsatz genau abgeklärt wird, um welchen Erreger es sich handelt und wie man ihn am besten bekämpft. Eine „hundskommune“ Euterentzündung mit einem 4. Generation Cephalosporin zu behandeln, nur weil bei diesen die Absetzfristen sehr kurz sind, ist völlig verkehrt. 4. Generation Cephalosporine gehören zur Gruppe der wichtigen Breitbandantibiotika und sollten nur für ganz spezielle Indikationen in der Veterinärmedizin und Humanmedizin reserviert sein. Um etwas bei der Resistenzbildung zu erreichen, dürfe man sich nicht gegenseitig die Schuld zuweisen, sondern jeder müsse im Sinne eines „one health“ Ansatzes seinen Beitrag leisten, betont der Experte für Lebensmittelsicherheit. Doch auch dann sei das Bestmögliche, die ernste Resistenzsituation auf dem jetzigen Level zu halten.

Es besteht ein grosses Einsparpotential

Für Xaver Sidler, Tierarzt und Forscher an der Vetsuisse-Fakultät Zürich, werden heute deutlich zu viele Antibiotika in der Nutztierhaltung eingesetzt. Zwar sind die in der schweizerischen Veterinärmedizin verkauften Antibiotikamengen in den vier Jahren von 2008 bis 2012 um 21 Prozent zurückgegangen, aber im Vergleich zu anderen europäischen Ländern nimmt die Schweiz nur einen „Mittelfeldplatz“ ein. Dänemark würde zum Beispiel gerade einmal ein Drittel der in der Schweiz verbrauchten AB-Menge gebrauchen. Es fehlen in der Schweiz Angaben, bei welcher Tierart und für welche Indikation AB eingesetzt werden. Besonders hoch ist der Verbrauch aber nicht unbedingt bei kranken Tieren, sondern bei der Prophylaxe, der Krankheitsvorbeugung, zum Beispiel wenn Schweine oder Mastkälber zugekauft werden.
Ein grosses Potential zur Senkung des AB-Einsatzes sieht Sidler in der Optimierung der Haltung, des Managements und des Tiertransportes. Es sei fast vorprogrammiert, dass Ferkel krank werden, wenn sie nach einem Transport in einem kalten Lastwagen in einen kalten Stall gelangen. Ist der Stall schlecht gereinigt, müssen sie zusätzlich zuerst eine Immunität gegen neue Krankheitskeime aufbauen, konkretisiert der Spezialist für Schweinegesundheit. Fehlen Hand- und Stiefelwaschgelegenheiten werden Krankheiten leicht eingetragen und zwischen den Stallgebäuden verschleppt. Sidler schätzt, dass sich der AB-Einsatz in der Schweizer Nutztierhaltung gut um die Hälfte reduzieren liesse, würde man das Potential beim Management und der Haltung ausschöpfen. Dafür sind neben Anreizsystemen des Marktes, aber auch Änderungen im Heilmittelgesetz und in der Tierarzneimittelverordnung notwendig. Eine wichtige Massnahme sieht er in der Gründung einer Datenbank, welche alle AB-Einsätze zentral erfasst.

Weltweite Koordination ist notwendig

Das Hauptproblem für die Resistenzsituation bei Erregern, die man beim Menschen findet, geht meistens nicht vom AB Einsatz bei Tieren aus, ausgenommen bei Campylobacter und Salmonellen, sagt Patrice Nordmann, Professor an der Abteilung für medizinische und molekulare Mikrobiologie an der Universität Fribourg. Er sieht das Problem vor allem darin, dass in vielen Ländern der Einsatz von AB auch in der Humanmedizin unkontrolliert ist. Eine besondere Gefahr gehe dabei von Entwicklungsländern aus, welche AB in grosser Menge einsetzten. Bei der wachsenden Verflechtung der Länder werden Resistenzen dann sehr schnell übertragen und verbreitet. Die Gefahr für den Menschen wird dadurch vergrössert, dass es sehr schwierig ist, neue AB zu entwickeln. Nordmann sieht die Handlungsbedarf bei der Politik, welche den Gebrauch von AB international koordinieren müsse.

Futter beeinflusst Gesundheit

Mit der richtigen Fütterung lässt sich die Tiergesundheit unterstützen, zeigt Peter Spring von der Berner Fachhochschule HAFL-Agrarwissenschaften. Allerdings ist das nicht so einfach wie mit den antimikrobiellen Leistungsförderern. Futterzusätze wie Pro- und Präbiotika, Enzyme oder organische Säuren können sich positiv auf die Darmgesundheit auswirken, aber auch ob die Pellets klein oder gross sind, hat bei Ferkeln einen Einfluss auf die Verdauung. Die Fütterung steht aber immer in Zusammenhang mit Haltung und Management.
Untersuchungen zeigen, dass sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie Tannine, Flavonoide, Saponine und ätherische Öle günstige Wirkungen auf den Wiederkäuer haben können, zum Beispiel auf die Gesundheit, die Verdauung und die Fruchtbarkeit. Allerdings sind die Effekte nicht immer verlässlich und lassen sich oft nur mit konzentrierten Extrakten erreichen, führt Michael Kreuzer, Professor am Institut für Agrarwissenschaften der ETH aus. Das Marie curie Projekt „LegumePlus“ koordiniert die Forschung auf diesem Gebiet.

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