Stabiler, wissenschaftsbasierter Handlungsrahmen Voraussetzung für zukunftsfähigen Tiergesundheitsmarkt in Deutschland
Kleintiere und Präventionsmanagement Wachstumstreiber im Jahr 2017 – Antibiotikasegment stagniert
Bonn (BfT) – Mit einem Wachstum von 2,9 Prozent entwickelte sich der Tierarzneimittelmarkt in Deutschland im Jahr 2017 zufriedenstellend. Vor allem der steigende Stellenwert des Kleintiersegments war ein wesentlicher Treiber des Wachstums. Im Nutztierbereich gewinnt ein aktives Tiergesundheitsmanagement weiter an Bedeutung. Die positive Entwicklung des Impfstoffsegmentes ist ein Zeichen für die Stärkung der Prävention, so Dr. Sabine Schüller, Geschäftsführerin des Bundesverbandes für Tiergesundheit e.V. (BfT), anlässlich der 32. Mitgliederversammlung des Verbandes in Potsdam.
Der Gesamtumsatz des Marktes belief sich auf 811 Mio. Euro (Schätzung auf Basis der BfT-Umsatzerfassung). Die Teilmärkte wuchsen wie folgt: Pharmazeutische Spezialitäten 5,4%, Biologika 3,5%, Antiparasitika 0,4% und Antiinfektiva 0,1%.
Die Anwendung von Antibiotika in der Veterinärmedizin hat sich in den letzten 10 Jahren, beeinflusst durch die Maßnahmen zur Reduktion der Anwendung von Antibiotika im Nutztierbereich sowie durch ein gestiegenes Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Antibiotika, mehr als halbiert. Entsprechend stagniert das Antiinfektivasegment. Der Antiparasitikamarkt verzeichnete nach den starken Zuwächsen der vergangenen Jahre 2017 ein Wachstum von 0,4%.
„Ein deutliches Marktwachstum konnte erneut bei den pharmazeutischen Spezialitäten mit einem Wachstum von 5,4% auf 280 Mio. Euro festgestellt werden. Dieses Wachstum spiegelt das zunehmende Bewusstsein der Tierhalter für Gesundheit und Wohlergehen ihrer Tiere wider. Die Zuwächse generieren sich vor allem durch Produkte zur Behandlungen von Erkrankungen der Haut und zur Versorgung geriatrischer Patienten“, erläutert die BfT-Geschäftsführerin.
Wesentliche Treiber für das Wachstum im Gesamtjahr sind damit wiederholt Innovationen vor allem im Kleintierbereich sowie das Impfstoffsegment. Das Umsatzverhältnis Hobbytier zu Nutztier bezifferte sie mit etwa 53 zu 47 Prozent.
Wissensbasierte Entscheidungen und stabile Rahmenbedingen
Der BfT-Vorsitzende Jörg Hannemann nahm zur aktuellen wirtschaftlichen Situation Stellung. Im Zentrum der Aktivitäten standen mit neuen Maßnahmen zur Kontrolle der antimikrobiellen Resistenzentwicklung und der Überarbeitung der regulatorischen Rahmenbedingungen Themen, die den Handlungsrahmen der Tiergesundheitsindustrie über einen langen Zeitraum bestimmen werden. So lag der Fokus der Verbandsarbeit auf der Forderung nach wissenschaftsbasierten Entscheidungen, um einen stabilen und angemessenen Rahmen durch die Gesetzgebung zu schaffen, führte der Verbandsvorsitzende aus. Viele Fragen der Tierärzte zur genauen Interpretation der neu überarbeiteten Tierärztlichen Hausapothekenverordnung bei der Anwendung von Antibiotika beschäftigen die Unternehmen in diesem Frühjahr besonders intensiv. Eine unmittelbare Aufklärung mit vertieften Auslegungshinweisen durch die Veterinärbehörden hätte der breiten Verunsicherung vorbeugen können.
Im Zusammenhang mit dem geplanten EU-Austritt Großbritanniens wurden die Herausforderungen für Industrie sowie Fachbehörden durch die erforderliche Umsiedlung der Europäischen Arzneimittelagentur nach Amsterdam und der Übernahme der Zulassungsdossiers konkreter. Mit der Wahl des neuen Standorts verbindet sich auch die Hoffnung der Industrie auf einen reibungslos verlaufenden Umzug. Allerdings, so die Einschätzung des BfT-Verbandsvorsitzenden Jörg Hannemann besteht die Sorge, dass der Umzug genau in die Phase der Implementierung der Regelungen der neuen europäischen Tierarzneimittelverordnung fällt. Dazu zählt unter anderem der Aufbau der neuen europaweiten Tierarzneimitteldatenbank. Mit einer spezifischen Brexit-Roadmap richtet der europäische Tiergesundheitsverband, in intensiver Zusammenarbeit mit dem englischen Schwesterverband NOAH, hierauf besondere Aufmerksamkeit.
„Ein weiterhin aufstrebendes Hobbytiersegment sowie stabile europäische und internationale Agrarmärkte sind maßgeblich für die weitere Entwicklung unseres Geschäftsumfelds. Tierseuchen, insbesondere eine Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest nach Deutschland, können für den Agrarmarkt erhebliche Auswirkungen haben,“ so der Verbandsvorsitzende. Mit Blick auf Europa urteilte er: „Mit der Novellierung der europäischen Gesetzgebung werden wichtige Grundlagen für unser Geschäftsumfeld gelegt. Wir brauchen stabile rechtliche und wirtschaftliche Bedingungen. Wir sind überzeugt, dass die Novellierung Chancen bietet, eine bessere Versorgung mit Tierarzneimitteln die Tiergesundheit weiter abzusichern.“
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