Schwarzkopf-Krankheit ist wieder auf dem Vormarsch
Wien (aho) – Die Schwarzkopf-Krankheit, eine Krankheit, die – insbesondere bei Puten – zu schweren Verlusten führen kann, nimmt nach Informationen der Universitätsklinik für Geflügel der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) wieder zu. Laut VUW mehren sich Berichte über das Vorkommen bei Legehennen, insbesondere in der Freilandhaltung. Parallel dazu wurden wirksame Medikamente vom Markt genommen, sodass laut VUW nun ein echter Therapienotstand herrscht.
Die „Schwarzkopf-Krankheit“ wird auch als „Histomoniasis“, „Leber-Blinddarm-Entzündung“ oder „Typhlohepatitis“ bezeichnet. Der Erreger Histomonas meleagridis ist ein Einzeller, der primär die Blinddärme und die Leber der Tiere befällt. Über Jahrzehnte konnte die Krankheit mit Hilfe sehr wirksamer Prophylaktika und Therapeutika erfolgreich bekämpft werden. Da diese Stoffe aber im Verdacht stehen mutagen zu wirken, dürfen sie im Sinne eines umfassenden Verbraucherschutzes bei lebensmittelliefernden Tieren nicht mehr eingesetzt werden (EU -Raum). Das letzte Präparat wurde mit Datum 31.3.2003 aus dem Verkehr genommen. Damit liegt bei dieser Erkrankung ein echter Therapienotstand vor, der eine Behandlung ausschließt und die Möglichkeiten der Prävention erheblich limitiert. So sind im September diesen Jahres in einem österreichischen Putenbestand (5000 Tiere) nahezu 50 % gestorben, der Rest musste getötet werden. Ähnliche Fälle werden aus Deutschland, Frankreich und Grossbritanien berichtet. Das Fehlen einer Prävention und Therapie verdeutlicht zusätzlich die tierschutzrechtliche Relevanz dieser Erkrankung, welche die Notwendigkeit von Forschungsarbeiten nachhaltig unterstreicht.
Forschungsinitiative an der Geflügelklinik der VUW
Bei der Bearbeitung dieses Forschungsgebietes kommt der Geflügelklinik der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) zu Gute, dass sie über vielfältige Möglichkeiten im Laborbereich und im Umgang mit Tierversuchen verfügt. Ein erstes Ziel wird es sein, neue diagnostische Nachweisverfahren zu entwickeln. Die Forscher setzen dabei vor allem auch auf gentechnische Methoden. „Letztlich sollen an der Geflügelklinik neue Strategien der Bekämpfung, in vitro aber auch in vivo, getestet werden. Zusätzlich werden Kooperationen innerhalb der Universität genutzt, um die Arbeiten weiter zu intensivieren.“ so der Klinikchef Prof. Michael Hess.
Um die Arbeiten auf dem Gebiet der Histomoniasis weiter zu verstärken, erhält die Universitätsklinik für Geflügel einen Forschungsauftrag, vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW), vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (BMGF), von der Arbeitsgemeinschaft der landwirtschaftlichen Geflügelwirtschaft Österreichs (ALGÖ) und von der Qualitätsgeflügelvereinigung (QGV).