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Mogelpackung „Ökoei“: Mehr Salmonellen, mehr Arzneimittel, höhere Umweltbelastung!

von Dr. Manfred Stein aus Gyhum

Prächtig bunte Hähne und freudig gackernde Hennen scharren munter im Hühnerhof. So wünschten sich viele Konsumenten die Produktion von Eiern in der alternativen Legehennenhaltung. Bei diesen artgerechten Haltungsbedingungen dürfte die Anwendung von Arzneimitteln nicht notwendig sein. Die Umwelt wird geschont! Rückstände? Salmonellen? Kein Thema!!! Was kann es Schöneres geben? Und so haben Boden – und Freilandeier in der Bundesrepublik einen Marktanteil bei Schaleneiern zum Verbrauch in Privathaushalten von etwa 14% – 19% ( ZMP, 1996 u. 2002) erobert.

Wirklich glückliche Hühner?

Keine Frage, die Käfighaltung ist nicht tiergerecht, wenig Platz, ein artgerechtes Verhalten ist nicht möglich. Auf der anderen Seite lassen sich Käfigbatterien nach jedem Ausstallen gründlich desinfizieren, die Ställe sind klimatisiert. Da der Kot durch Roste fällt und regelmäßig aus dem Stall gebracht wird, kommen die Tiere nur wenig in Kontakt mit ihren Ausscheidungen.

Mahnende Stimmen, die seit vielen Jahren vor den Problemen und Risiken einer Boden – und Auslaufhaltung warnten, wurden und werden von vielen alternativen Geflügelhaltern ignoriert. In dieser Haltungsform unterliegen die Hühner einer erhöhten hygienischen Belastung, da ein ständiger Kontakt mit der Einstreu und dem darin enthaltenden Kot besteht. In den Bodenhaltungen ist eine laufende Kotentfernung ebenso ausgeschlossen wie in der Auslaufhaltung. Zugluft, Nässe (Regen, Schnee) und Unterkühlung (Herbst, Winter), Stressfaktoren, die insbesondere in der Auslaufhaltung praktisch unvermeidbar sind, bewirken bei den Tieren eine reduzierte Abwehrfähigkeit gegen Krankheitserreger. Hühner in Freiland – und Bodenhaltung sind nach dänischen Untersuchungen deutlich häufiger mit Rund – und Bandwürmern infiziert als Käfighennen (Permin A et al., 1999). Die in der Freilandhaltung vergleichsweise häufig vorkommenden Mischinfektionen mit Pasteurellen und Darmparasiten (Ascaridia galli) belasten die Tiere besonders intensiv, was sich in geringeren Tageszunahmen und einer reduzierten Legeleistung niederschlägt. Zudem werden die Tiere durch die Parasiteninfektion anfälliger für einen Ausbruch der Geflügel-Cholera (Dahl C. et al., 2002). Da bei erkrankten Tieren ein längerwährender Kontakt mit den über die Exkremente ausgeschiedenen Krankheitserregern besteht, reinfizieren sich die Tiere laufend (Siegmann, 1993).

Mit Durchfallkot durchweichte Einstreu oder ein regennasser Auslauf läßt die Haut aufweichen, Krankheitserreger können in die Haut eindringen. Hieraus resultiert die Notwendigkeit, daß Arzneimittel im Vergleich zur Erkrankungen in der Legebatterie deutlich länger und häufiger eingesetzt werden müssen (Woernle, 1982; Heider u. Ma., 1992; Grashorn, 1993). Der Medikamenteneinsatzes in der Boden und Auslaufhaltung kann sich um das Sechsfache steigern (Woernle, 1982), so daß derartige Haltungssysteme von Fachleuten als „medikamentenabhängig“ zeichnet werden (Tüller, 1996).

Freilandhaltung mit Risiko

Ein unkalkulierbares Risiko für den Geflügelhalter in der Freilandhaltung ist neben der Bedrohung durch Raubtiere (Füchse, Raubvögel) der Eintrag von Krankheitserregern wie Salmonellen, Pasteurellen, Wurmeiern, Toxoplasmen und Coccidien (einzellige Parasiten) durch Tauben, Möwen, Wassergeflügel, Spatzen, Regenwürmern, Käfern, Schnecken, Katzen, Ratten und Mäusen (Boch u. Supperer, 1983; Böhm, 1993). Als typische Erkrankungen der Bodenhaltung werden Botulismus, Hautentzündungen, Salmonellosen, Fußballengeschwüre, Parasitosen und Bindehautentzündungen durch hohe Ammoniakgehalte (Drost u. Ma., 1995) in Stallbodennähe beschrieben (Heider u. Ma., 1992; Grashorn, 1993; Ellendorf, 1997). Da es unmöglich ist, den Auslauf zu desinfizieren (Hoop, 1995), muß jederzeit mit dem Aufflackern dieser Erkrankungen bzw. mit einer Reinfektion z.B. mit Salmonellen gerechnet werden (Müller u. Ma., 1994).

Eine Reihe von Erkrankungen wie die Geflügeltuberkulose (Woernle, 1982; Ravelhofer-Rotheneder; 2001), Cholera (Pasteurella multocida, fakultativ humanpathogen) und Rotlauf treten nur noch in der Auslaufhaltung auf (Morgenstern u. Lobsiger, 1994). Durch die erhöhte Krankheitsanfälligkeit sind Auslaufhaltungen auch ein Infektionsrisiko für Wildvogelpopulationen.

Kannibalismus

Deutlich häufiger als in der Intensivhaltung werden Kannibalismus und Federpicken beobachtet (Siegmann, 1993). Aggressives Federpicken nimmt mit steigender Gruppengrösse zu (Bilcík, B. u. Keeling 2000. Um Kannibalismus vorzubeugen, werden den Hennen in Bodenhaltung der Schnabel gekürzt, was wiederum von Tierschützern heftigst kritisiert wird. Erst kürzlich (DGS 1 / 97 S. 27) wurde über eine Auslaufhaltung von 5000 Hennen berichtet, bei der durch den Verzicht auf das Schnabelkürzen täglich 60 – 70 Hennen durch Kannibalismus zu Tode kommen. Als Auslöser werden unter anderem Juckreiz und Hauterkrankungen genannt, die in der Auslauf- und Bodenhaltung deutlich häufiger auftreten als in intensiven Haltungssystemen (Morgenstern u. Ma., 1995). Die oft komplizierte Gestaltung alternativer Haltungssysteme erschwert die Bekämpfung von Milben. Die fehlende Erfahrung der Besitzer in neuen, kleinen Beständen kann auch eine Rolle spielen (Morgenstern u. Lobsiger, 1994). Der Verzicht auf Tiermehl (vegetarischeErnährung) bei der Fütterung von Legehennen in der Schweiz, hat zu einem sprunghaften Anstieg von Kannibalismusfällen geführt (Morgenstern, 1996).

„Hühnermüdigkeit“

Trotz sorgfältiger Pflege des Auslaufes droht „Hühnermüdigkeit“, die durch Wechsel des Auslaufes und Arzneimitteleinsatz, der dann zwangsläufig zu Arzneimittelrückständen in Eiern führt, gemindert werden kann (Siegmann, 1992). Unter Praxisbedingungen werden nach mehrjähriger Nutzung einer Auslaufhaltung trotz intensivem Arzneimitteleinsatzes Tierverluste von mehr als 30 % (!) berichtet (Tüller, 1996). Wissenschaftler aus der Schweiz, wo die Käfighaltung seit den 01.01.92 verboten ist, berichten von einer Verdreifachung der Tierverluste im Auslauf (Morgenstern, 1996). Auch Biobetriebe sind vor Atemwegsinfektionen, Coccidien und Tierverlusten nicht gefeit. So beklagte man (Zollitsch u. Ma., 1995) auf der 3. Wissenschaftstagung zum ökologischen Landbau im Januar 1995 in Kiel Tierverluste durch Coccidien von bis zu 50% (!) und den „nicht richtliniengemäßen“ Einsatz von Coccidiostatica bei Bio-Hühnern. Auch Untersuchungen der Freien Universität Berlin (Hafez HM. et al. 2001) und Berichte aus der Praxis (DGS 2000) belegen Tierverluste bis 50%.

Wirklich umweltfreundlich ?

Auch bei der Umweltfreundlichkeit sind Zweifel angebracht. Durch das ständige Scharren in der Einstreu und im Auslauf wird das Bodenmaterial ständig umgeschichtet, Luftsauerstoff kann hinzutreten, Ammoniak entweicht, da der Kot im Auslauf sehr feucht (Regen) ist und so eine Diffusion des Ammoniak erleichtert wird. Nach neueren Untersuchungen erhöht sich im Vergleich zur Batteriehaltung in der Bodenhaltung die Stickstoffemissionen um das Vierfache (Odenburg, 1990). Ein beachtlicher Teil dieser Stickstoffverluste geht als Lachgas in die Atmosphäre, wo es die Ozonschicht schädigt. Schadgase, Pilze, Bakterien und Endotoxine, Schadstoffe, die für Allergien und Bronchitis bei Arbeitern und Anwohnern von Geflügelhaltungen verantwortlich gemacht werden, treten in Bodenhaltung in deutlich höheren Konzentrationen auf (Drost u. Ma., 1995, Tabelle 1, Ellendorf, 1997).

Tabelle 1: Luftgetragene Schadstoffe und Keime in unterschiedlichen Legehennenhaltungen (Drost u. Ma., 1995).

 

Boden / Volierenhaltung 

Käfighaltung 

Steigerung um  
das …..fache

Staub, mg / m3 8,9 – 16,9 1,9 4,7 – 8,9
Pilze, KBE* / m3 7500 – 75000 2700 2,8 – 27,8
Bakterien KBE* / m3 280.000 – 1 Mio 56000 5,0 – 17,9
Endotoxine, ng / m3 361 – 367 19 19,0 – 19,3
Ammoniak, mg / m3 12,9 – 32,3 3,2 4,0 – 10,1
Kohlendioxyd, mg / m3 1649 – 3075 1681 1,0 – 1,8

* KBE = koloniebildende Einheiten

In der Auslaufhaltung sind die Exkremente der Hühner gänzlich unkontrollierbar. Da die Tiere auch bei größerem Flächenangebot ihren Kot nicht gleichmäßig über den Auslauf verteilen, finden sich insbesondere in Stallnähe (Siegmann, 1992) Areale, die völlig kotverätzt sind. Von hier aus versickert der Kot im Boden und gefährdet so das Grundwasser oder gelangt mit dem nächsten Regen im nächsten Bächlein (Meierhans u. Menzi, 1995).

„Der Auslauf ist die große Unbekannte“, erklärte Prof. Jörg Oldenburg vom gleichnamigen Ingenieurbüro anlässlich der 18. Internationale Bioland Geflügeltagung in Wiesbaden. Denn alle Berechnungen zum Kotanfall beruhen bislang auf nur einer wissenschaftlichen Untersuchung. Etwa 5 bis 10 % des Frischkotes werden demnach im Auslauf abgesetzt. Der Stickstoffanfall beträgt damit etwa 50 bis 100 g N je Henne und Jahr. Die Ammoniakemissionen setzt Oldenburg relativ zum Kotanfall an, das heißt, bei 5 % des Kotes im Auslauf betragen auch die Ammoniakemissionen dort 5 %. Schwieriger gestaltet sich die Berechnung beim Eintrag von N ins Grundwasser. Das Problem sei, dass es vor allem in Stallnähe keine Nährstoffentzüge durch Pflanzenaufwuchs gebe. Je nach Wetterlage könnten bis zu 100 % des Stickstoffs deshalb ins Grundwasser gelangen, heißt es im Bericht des Landwirtschaftlichen Wochenblatts. Die Verteilung des Stickstoffs sei recht unterschiedlich. Die Stickstoffdichte ist mit etwa 2000 kg N/ha und Jahr direkt am Stall am höchsten. Weiter entfernt sinkt dieser Wert auf etwa 10 kg N/ha und Jahr. Für Oldenburg lautet die Konsequenz, den stallnahen Bereich zu befestigen und den Kot dort regelmäßig zu entfernen. (BW, 2014).

Im Betriebsdurchschnitt dürfen über Wirtschaftsdünger tierischer Herkunft nicht mehr als 170 kg/ha N ausgebracht werden. Diese N-Obergrenze gilt für alle Betriebe, unabhängig von der Betriebsgröße und davon, ob ein Nährstoffvergleich erstellt werden muss oder nicht. Es sind sowohl betriebseigene als auch betriebsfremde tierische Wirtschaftsdünger zu berücksichtigen.

Auch bei Mastschweinen in Weidehaltung wird ein Eintrag von Phosphaten und Stickstoffverbindungen in tiefere Bodenschichten beobachtet (Brandt, 1995). Hingegen kann der Gesetzgeber über die Düngeverordnung die Ausbringung des Kotes in der Intensiv- und Bodenhaltung regulieren.

Mehr Futter und Exkremente pro Ei

Durch die ausgiebige Bewegung und ungeregelte Stalltemperaturen entsteht in der Auslaufhaltung pro produziertem Ei ein Futtermehrbedarf von etwa 20% (Grashorn, 1993; Tüller, 1996) und hieraus resultierend ein Mehrbedarf an Fremdenergie z.B. für die Futterherstellung und einen um 20% erhöhten Flächenbedarf für die notwendige Mehrproduktion an Futter. Die niedrige Leistung schlägt sich auch in relativ höheren Stickstoff – und Phosphoremissionen in Kot nieder, was die Ökobilanz zusätzlich belastet (Grashorn, 1993). Der Aufwuchs (Gras, Kraut) im Auslauf, der durch die Überdümgung durch den Hühnerkot in seiner Zusammensetzung verändert oder mehr oder weniger volständig weggeätzt wird, hat für die Ernährung der Tiere keine Bedeutung. Käfer und Regenwürmer, die auf dem Speiseplan stehen sind eher ein Gesundheitsrisiko (siehe oben) als kalkulierbare Proteinquelle für die Tiere.

Flächenverbrauch

Stünde jeder Legehenne entsprechend der geplanten EU – Ökoverordnung 10 Quadratmeter Auslauf zur Verfügung, ließe sich der Krankheitsdruck etwas senken. Aber schon bei der Umstellung der deutschen Eierproduktion nach 2007 auf Boden – und Auslaufhaltung wird allein für die Umstellung eines größeren deutschen Eierproduzenten eine Fläche von mehr als 10.000 Hektar benötigz. Diese Fläche steht zur Zeit in Deutschland am Markt nicht zur Verfügung. Hierzu kämen noch Ackerflächen für den Getreide – und Futteranbau. Da im ökologischen Landbau z.B. beim Weizen im Vergleich zum konventionellen Landbau mit um 40% geringeren Hektaerträgen gerechnet werden muß, entstünde durch die ökologisch bewirtschafteten Ackerflächen ein entsprechend größerer Flächenverbrauch. Aber wohin mit den Menschen, Wäldern,Naherholungsgebieten, schützenswerten Feuchtbiotopen? Wo in Zukunft Industriegüter, nachwachsende Rohstoffe und andere Lebensmittel produzieren? Absurd! Realitätsfern!

 

Besserer Geschmack?

Bei einem Eiertestessen, welches vom WDR und der Landwirtschaftskammer Rheinland veranstaltet wurde, schnitten Käfigeier im Vergleich zu Eiern aus der Auslaufhaltung geschmacklich und bei den Kriterien Schalenqualität, Dotterfarbe und Beschaffenheit des Eiklars deutlich besser ab. Offensichtlich hat die Haltungsform kaum einen Einfluß auf Qualität und Geschmack (DGS,
1995).

Sind Ökoeier gesünder?

Nach Untersuchungen des Institutes für Kleintierzucht in Celle ist der Verschmutzungsgrad bei Eischalen aus der Freilandhaltung etwa fünfmal so hoch wie bei Eiern aus der Käfighaltung. Noch krasser ist der hygienische Unterschied bei den Keimzahlen: Während Käfigeier mit bis zu 240 coliformen Keimen behaftet sind, erreichen Eier aus der Bodenhaltung 4,7 Millionen Keime. Freilandeier gelangten in dieser Untersuchung mit bis zu 8,2 Millionen coliformen Keimen pro Ei unangefochten auf den Spitzenplatz. Eine hohe Keimbesiedelung der Schalenoberfläche führt auch zu einer Keimbesiedlung von Eiweiß und Dotter (Matthes, 1983, Tabelle 1).

Tabelle 2: Häufigkeit der Kontamination von Hühnereiern aus Auslauf-, Boden- und Bodenhaltung mit Schmutzkeimen wie Escherichia coli, Proteus u. a. (Matthes, 1983)

  Auslaufhaltung Bodenhaltung Käfighaltung
Schalenoberfläche 53,0% 28,1% 11,3%
Innere Eischale
(Keimpenetration)
5,0% 2,5% 0,0%
Eidotter 3,1% 0,6% 0,0%

Häufiger Campylobacter


Die Studie des BfR „Campylobacter-positive Masthähnchenherden in Abhängigkeit von unterschiedlichen Haltungsformen“ belegt, dass Erreger vom Typ „Campylobacter“ auf Freiland- und Biobetrieben besonders häufig vorkommen. Während in dieser Studie die konventionell geführten Betriebe nur zu etwa 40 % befallen waren, waren es bei den alternativen Haltungsformen bis über 60%.(Ellerbroek L., 2010)

Dies belegt, daß die Bevorzugung von Eiern aus Freiland – und Bodenhaltung aus Hygiene – und Gesundheitsgründen nicht haltbar ist. Prof. Siegmann (1992) vom Institut für Geflügel der tierärztlichen Hochschule Hannover urteilt in einem Fachbuch: „Der Käufer von Freilandeiern erhält für einen höheren Preis eine lebensmittelhygienisch schlechtere Qualität“. Die Bodenhaltung wirkt sich im Bezug auf die Salmonellenbekämpfung nachteilig aus. Rund zwei Drittel der wegen Salmonellenbefall gereinigten und desinfizierten Betriebe (in der Schweiz) mußten bei der Schlußkontrolle bemängelt werden, da immer noch Salmonellen gefunden wurden. Alte Ställe lassen sich kaum mit vernünftigem Aufwand desinfizieren (Hoop, 1995).

Wie sicher sind Ökoeier?

Das die beliebten Ökoeier zumeist in Kleinbetrieben unter 250 Tieren produziert werden, unterliegen diese Betriebe in der Bundesrepublik nicht der Hühner – Salmonellen – Verordnung. Somit entfallen für diese Kleinbetriebe die Impfpflicht gegen Salmonellen nach § 2, die betriebseigenen Kontrollen nach § 3, die Mitteilungspflicht an die Behörden nach § 4, die amtlichen Untersuchungen nach § 5 und die behördlichen Schutz – und Hygienemaßnahmen nach §§ 6 – 10 nach der Hühner-Salmonellen-Verordnung. Somit sind kleine Auslaufhaltungen Risikohaltungen! Nach einer Schweizer Untersuchungen stellen einmal mit Salmonellen infizierte Freilandlegehennen eine andauernde Verbrauchergefährdung da, da diese Tiere die Infektion nicht überwinden und immer wieder Eier legen, die mit Salmonellen belastet sind. Insbesondere bei „verlegten Eiern“, die erst nach einigen Tagen gefunden werden, kommt es insbesondere bei warmem Sommerwetter zu einer Massenvermehrung von Salmonellen (Müller u. Ma., 1994), die dann auch in das Eiinnere gelangen können. Und so ist nach britischen Untersuchungen der Verarbeitung von Freilandeiern im Haushalt ein bedeutender Risikofaktor für eine Salmonelleninfektion (Parry SM et. al., 2002).

Arzneimittelrecycling

Weitere Probleme ergeben sich dadurch, daß Arzneimittel mit dem Kot oder auch direkt in die Einstreu oder den Auslauf gelangen. Mit dem Scharren und Picken nehmen die Hühner Arzneimittelreste wieder auf. So können Arzneimittelrückstände noch nach Wochen nachgewiesen werden (Woernle, 1984; Friedrich, 1985; TGD Bayern, 1986 u. 1988; Hafez u. Ma., 1988, Tabelle 2). Es treten auch Rückstände bei Tieren auf, die nicht einer Behandlung unterworfen wurden, da diese Tiere ebenso ungewollt Arzneimittelreste aus der Einstreu aufnehmen.

Da die Wartezeiten für Arzneimittel durch Versuche an Batteriehennen festgelegt wurden, dürften die Arzneimittelwartezeiten in der Boden – und Auslaufhaltung durch den „Recyclingeffekt“ völlig unzureichend sein und müssen für diese Haltungsform neu festgelegt werden. Ob Antibiotikarückstände in Lebensmitteln (Eiern) in der Darmflora des Konsumenten resistente Bakterien erzeugen können, ist bisher nicht eindeutig belegt. Einige wenige Versuche mit Versuchspersonen und Versuchstieren brachten bisher keine eindeutigen Ergebnisse (Löscher, 1996). Wenn Parasiten und Krankheitserreger immer wieder mit Arzneimittelmengen, die unterhalb einer therapeutisch wirksamen Konzentration liegen, in Kontakt kommen, ist eine Resistenzselektion bei Bakterien (Salmonellen), Würmern und Coccidien vorprogrammiert (Löscher u. Ma., 1994).

Tabelle 3: Unterschiede in der Dauer der Ausscheidung von Arzneimittelrückständen über das Ei bei Legehennen in Käfig- bzw. Bodenhaltung (Hafez u. Ma., 1988; Friedrich u. Ma., 1985: TGD Bayern, unveröffentlchte Daten, 1986 u. 1988).

Wirkstoff,
Konzentration
Behandlungsdauer Nachweisdauer von Arzneimittel-
rücktänden im Ei in Tagen nach
Behandlungsende
Käfig Boden
Meticlorpindol
102 mg / kg Futter
14 Tage
(14.-16. Woche)
nicht nachweisbar 28 nach Legebeginn
Meticlorpindol
2 mg / kg Futter
29 Tage 2 4
Nicarbazin
129 mg / kg Futter
6 Tage 28 über 60
Nicarbazin
2 mg / kg Futter
29 Tage 16 über 60
Tetracyclin
500 mg / l Wasser
7 Tage 26 37
Enrofloxacin
50 mg / l Wasser
4 Tage 8 über 46

Reinen Wein einschenken!

Da viele Bundesbürger völlig vom Landleben entfremdet sind und eine Vorstellung von Landwirtschaft haben, die eher an „science fiktion“ oder „Disneyland“ erinnert, sind viele von ihnen der Mogelpackung von den „gesunden Eiern von glücklichen Hühnern“ aufgesessen. Freilandeier werden mystifiziert und gelten als „gesund. Um dieser Logik zu folgen, wird – oft in Unkenntnis der tatsächlichen Risiken – auf einfachste Hygienemaßnahmen verzichtet, die sich über Generationen aus der Erfahrung mit Lebensmittelrisiken entwickelt haben. Eine seriöse Verbraucherberatung muß auf bestehende Rückstands – und Hygienerisiken hinweisen, so daß sich insbesondere empfindliche und infektionsgefährdete Risikogruppen, die ganz bewußt die „gesunden Freilandeier“ bevorzugen (Rheumatiker, Diabetiker, Transplantierte, alte Menschen, HIV-Infizierte, Kleinkinder), durch einen hygienischen Umgang mit Eiern schützen können.

Fazit: Kompromisse bei der Hennenhaltung und ein reduzierter Eierkonsum sind unausweichlich. Ob aber die vielen kleinen Hennenhalter die hohen Investitionskosten in eine technisch komplizierte und aufwendige Volierenhaltung verkraften können, ist mehr als fraglich. Der Konsument muß in Zukunft aus Gründen des Tierschutzes eine qualifizierte Versorgung der Tiere mit modernen Arzneimitteln und eine damit verbundene höhere Belastung mit Rückständen akzeptieren. Unkalkulierbar aber ist das Verbraucherverhalten. Er dürfte bei sinkenden Realeinkommen und mehr als 4 Millionen Arbeitslosen eher das 10-Cent-Ei von Aldi kaufen. Läßt sich der Verbraucher in absehbarer Zeit ändern? Karl Marx ist schon einmal gescheitert.

Literatur 

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  • Anon, DGS-Magazin 1997/Nr.1/S.27
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  • Boch, J, Supperer, R, Veterinärmedizinische Parasitologie. Parey Verlag, Berlin 1983
  • Böhm, R, Dtsch Tierärztliche Wochenschrift 1993/100/S.275-278
  • BW, Anforderung an den Auslauf, Landwirtschaftliches Wochenblatt 11 / 2014, S. 43

  • Dahl C. et al., Vet Microbiol 2002 May 24;86(4):313-24
  • DGS intern Woche 15/2000, S.5
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  • Ellendorf, F, DGS-Magazin 1997/Nr.1/S.24-27
  • Ellerbroek, L 5. Februar 2010, Hannover, Seminar Veterinary Public Health
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  • Hafez HM et al, Tierärztliche Praxis (Großtiere) 3 / 2001 S. 168
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  • Tüller, R, Landwirtsch. Wochenblatt Weser-Ems 1996/Nr.16/S.46
  • Woernle, H et al, DGS 1986/Nr.43/S.1318-1320
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  • ZMP-Zentralbericht 1996/Nr.21
  • ZMP-Nachrichten 9. August 2002
  • Zollitsch, W et al., Beitrag zur 3. Wiss. Tagung des Ökologischen Landbaus in Kiel, Wiss. Fachverlag, Gießen 1995/S.57-60

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