Kinder im Nordosten erhalten mehr Antibiotika
Gütersloh (aho) – Ob einem Kind ein Antibiotikum verschrieben wird oder nicht, ist in Deutschland auch abhängig vom Wohnort: Kinder im Nordosten Deutschlands erhalten doppelt so häufig Antibiotika wie Kinder in Süddeutschland. Das belegt eine Untersuchung der der Bertelsmann Stiftung. Die Zahlen zeigen auch, dass Kindern insgesamt mehr Antibiotika verordnet werden als Erwachsenen. Bundesweit wird jedem zweiten Kind zwischen drei und sechs Jahren mindestens ein Antibiotikum pro Jahr verschrieben – deutlich mehr als Erwachsenen.
Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung untersuchte Prof. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen die möglichen Hintergründe, Ursachen und Folgen der Verordnungspraxis. Besonders häufig werden Antibiotika danach bei akuter Mittelohrentzündung, fiebriger Erkältung und Grippe eingesetzt. Da es sich hierbei aber meist um Virusinfekte handelt, helfen Antibiotika vielfach nicht. Sie wirken gegen bakterielle Keime. Deshalb besteht auch die Gefahr, dass die Mittel bei zu häufiger und unnötiger Einnahme keine Wirkung mehr zeigen, wenn sie wirklich notwendig sind. Bereits jetzt stellen gegen Antibiotika resistente, bakterielle Erreger in Krankenhäusern ein großes Problem dar.
Antibiotika sollten daher bei Atemwegsinfektionen und Mittelohrentzündungen nur gemäß den geltenden medizinischen Leitlinien verordnet werden. Die Auswertung zeige, dass verschiedene Facharztgruppen sehr unterschiedlich verschreiben, bemerkt Dr. Stefan Etgeton: „Bei nicht eitrigen Mittelohrentzündungen, bei denen Antibiotika laut Leitlinien nur in Ausnahmefällen angezeigt sind, verordneten 33 Prozent der Hausärzte Antibiotika, aber nur 17 Prozent der Kinderärzte und 9 Prozent der HNO-Ärzte. Bei Lungenentzündung, wo die Verordnung von Antibiotika angezeigt ist, waren es 80 Prozent der Kinderärzte, aber nur 66 Prozent der Hausärzte.“
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