92% auf A-Niveau: Belgische Milchviehhalter engagiert gegen Paratuberkulose
Drongen (aho) – In Flandern, dem nördlichen Teil Belgiens, nehmen immer mehr Milchviehhalter am freiwilligen Paratuberkulosebekämpfungsprogramm teil. Wie der Tiergesundheitsdienst Flandern (Dierengezondheidszorg Vlaanderen „DGZ“) aktuell mitteilt, ist mit 2.324 Teilnehmern jeder zweite Milchviehbetrieb dem seit sieben Jahren laufenden Programm angeschlossen. Die große Mehrheit der Betriebe (92%) erfüllt die Anforderungen des höchsten Niveaus „A“, welches ihnen ein geringes Risiko für ein Vorhandensein des Paratuberkuloseerreger „Mycobacterium avium paratuberculosis“ (MAP) in der Milch bescheinigt. Das B-Niveau beschreibt ein mittleres Risiko. Bei C-Betrieben liegt noch kein auswertbares Ergebnis vor oder auffällige Kühe wurden nicht rechtzeitig aus dem Bestand entfernt.
Die Einstufung in Niveaus A, B und C erfolgt an Hand von Milchproben, die auf MAP untersucht werden.
Hintergrund
Die Paratuberkulose (Johne’sche Krankheit) ist eine chronische und unheilbare Darmerkrankung der Wiederkäuer, verursacht durch Mycobacter ium aviumparatuberculosis. International hat sich für den Erreger das Kürzel „MAP“ etabliert. Die Paratuberkulose hat eine große wirtschaftliche Bedeutung nicht nur infolge der klinischen Erkrankung, sondern auch wegen vermehrter Euterentzündungen, verstärkten Fruchtbarkeitsproblemen, reduzierter Milch- und Mastleistung und einer schlechteren Klassifizierung der Schlachtkörper. Zudem fragen immer mehr Länder bei Viehimporten nach MAP-freien Herkünften.
Der Erreger MAP ist nicht nur für das Krankheitsbild der Paratuberkulose bei Wiederkäuern und anderen Tieren verantwortlich. MAP wird seit Jahren von vielen Wissenschaftlern für die chronische Darmentzündung „Morbus Crohn“ verantwortlich gemacht. MAP ist in Milch, Milchprodukten, Fleisch, Gemüse, Oberflächen- und Trinkwasser nachweisbar. Ob die gegenwärtig erhobenen Lebendkeimzahlen in der Milch repräsentativ sind, ist nach neueren Erkenntnissen fraglich, da nachgewiesen wurde, dass der Pasteurisierungsprozess zur Induktion so genannter VBNC („viable but nonculturable“) Bakterienformen führen kann. Während europäische Nachbarn wie zum Beispiel die Niederlande den Erreger in Rinderbeständen nachhaltig zurückdrängen, ist in Deutschland eine koordinierte Bekämpfung nicht erkennbar.
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