Kein Furazolidon in niedersächsischer Milch
Hannover (aho) – Nachdem das Verbraucherschutzministerium in Hannover am vergangenen Freitag darüber informiert worden ist, dass drei Milchvieh haltende Betriebe Futtermittellieferungen von einem niederländischen Unternehmen erhalten haben, das in Verdacht steht, mit dem Antibiotikum Furazolidon verunreinigte Produkte ausgeliefert zu haben, wurden amtliche Proben der Milch genommen und vom LAVES untersucht. Alle Proben waren unauffällig. Es wurden keine Rückstände von Furazolidon nachgewiesen. Die Betriebe können die Milch ab sofort wieder an ihre Molkereien liefern.
Die Ergebnisse der Futtermitteluntersuchungen bleiben abzuwarten, sie werden frühestens Ende der Woche erwartet. Von diesen Ergebnissen ist die Verkehrsfähigkeit der Schlachttiere aus den drei Betrieben abhängig, so das Verbraucherschutzministerium in Hannover.
Hintergrund
Über das EU-Schnellwarnsystem ist das niedersächsische Verbraucherschutzministerium am Freitag, 25. Juli, darüber informiert worden, dass nicht nur Nordrhein-Westfalen, sondern auch Niedersachsen von Lieferungen eines niederländischen Unternehmens, das in Verdacht steht, mit Antibiotika verunreinigte Futtermittel ausgeliefert zu haben, betroffen ist.
Nach derzeitigem Kenntnisstand sind insgesamt neun Betriebe in Niedersachsen von dem niederländischen Betrieb mit insgesamt etwa 490 Tonnen Getreideerzeugnissen beliefert worden. Bei den betroffenen Betrieben handelt es sich überwiegend um Betreiber von Biogasanlagen. In drei Rinder haltenden Betrieben im Landkreis Grafschaft Bentheim ist das Getreideerzeugnis jedoch auch zur Fütterung an Rinder und Milchkühe genutzt worden. Der Landkreis hatte darauf hin amtliche Proben genommen, um auszuschließen, dass die erzeugte Milch mit Antibiotikarückständen belastet ist.
Furazolidon
Furazolidon und andere Wirkstoffe aus der Gruppe der Nitrofurane dürfen seit 1995 aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes in der EU nicht mehr bei Tieren verwendet werden, die der Lebensmittel Gewinnung dienen. Furazolidon darf weiterhin bei Hobbytieren wie Tauben eingesetzt werden.
In der Humanmedizin sind in Deutschland Nitrofurane zur Behandlung von Blasenentzündungen gebräuchlich: z.B. „Nitrofurantoin ratiopharm® 100 mg Retardkapseln“. In der Vergangenheit wurde Furazolidon bei Scheideninfektionen zur lokalen Anwendung verordnet.
In vielen Regionen dieser Erde wird Furazolidon wegen seiner sehr guten Resistenzlage und geringer Kosten zur Behandlung von Magengeschwüren beim Menschen in einer Kombinationstherapie mit anderen Antibiotika eingesetzt. So in China (2), Russland (3), Afrika (4) und Südamerika (1).
(1) Ogata SK, Godoy AP, da Silva Patricio FR, Kawakami E.
High Helicobacter pylori resistance to metronidazole and clarithromycin in Brazilian children and adolescents.
J Pediatr Gastroenterol Nutr. 2013 Jun;56(6):645-8. doi: 10.1097/MPG.0b013e31828b3669.
(2) Ma HJ, Wang JL.
Quadruple therapy for eradication of Helicobacter pylori.
World J Gastroenterol. 2013 Feb 14;19(6):931-5. doi: 10.3748/wjg.v19.i6.931.
(3) Nijevitch AA, Idrisov B, Akhmadeeva EN, Graham DY.
Choosing Optimal First-line Helicobacter pylori Therapy: a View from a Region with High Rates of Antibiotic Resistance.
Curr Pharm Des. 2014;20(28):4510-6.
(4) Olokoba AB1, Obateru OA, Bojuwoye MO.
Helicobacter pylori eradication therapy: A review of current trends.
Niger Med J. 2013 Jan;54(1):1-4. doi: 10.4103/0300-1652.108884.
Reply to “Kein Furazolidon in niedersächsischer Milch”