Toxoplasmose: Katzen raus aus dem Schweinestall
Champaign, Ill. USA (aho) – Katzen sind im hohem Maß für die Infektion von Schweinen mit dem Parasiten „Toxoplasma gondii“ verantwortlich und sollten deshalb aus Schweinebeständen fern gehalten werden. Diese Empfehlung geben Wissenschaftler der Universität von Illinois (College of Veterinary Medicine). Sie hatten über zehn Jahre und mit Hilfe einer komplexen Computersimulation die Verbreitung des Parasiten in Schweinebeständen untersucht. Sie stellten mittels Blutproben fest, daß der Toxoplasma-Parasit in 42 Prozent der Zuchtschweine (7 – 97 Prozent) und in 23 Prozent der Schlachtschweine (0 – 23 Prozent) nachzuweisen ist. Weiter wurde geprüft, ob eine Impfung der Katzen auf den Schweinefarmen gegen den Toxoplasma-Parasiten einen Einfluß auf die Verbreitung des Parasiten bei den Schweinen hatte. Das Ergebnis enttäuschte. Allein durch eine deutliche Reduktion der Katzen auf den Farmen konnte ein deutlicher Einfluß auf die Infektionshäufigkeit bei Schweinen genommen werden. (1)
Katzen scheiden den Parasiten mit dem Kot aus. Menschen können sich so z.B. beim Reinigen der Katzentoilette infizieren. Gelegentlich wird der Parasit auch in rohem Schweinefleisch gefunden, so daß auch eine Infektion durch den Verzehr von z.B. rohem Hackfleisch erfolgen kann. Auch unter Menschen ist der Toxoplasma-Parasit weit verbreitet. Solange das Immunsystem nicht geschwächt ist, verursacht er allerdings keine Schäden. Eine besondere Bedeutung besitzt die Infektion für Schwangere, da bei einer Erstinfektion während der Schwangerschaft eine Übertragung der Parasiten auf das ungeborene Kind möglich ist. Kommt es danach nicht zu einem Abort (Fehlgeburt) oder einer Totgeburt, so kann das Erscheinungsbild der vorgeburtlichen Toxoplasma-Infektion beim Neugeborenen von den seltenen schweren Schäden bis zu subklinischen, zunächst nur serologisch (im Bluttest) nachweisbaren, Infektionen reichen. Bei klinisch nicht feststellbaren Infektionen können sich jedoch nach vielen Monaten oder Jahren Schäden einstellen, die besonders das Zentralnervensystem (psychomentale Retardierung) und die Augen (Retinochorioiditis, Erblindung) betreffen. Bei Kindern konnte ein Zusammenhang zwischen Hyperaktivität, niederem Intelligenzquotienten und hohen Toxoplasmawerten festgestellt werden.
Eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern vermutet Infektionen als Ursache psychiatrischer Krankheiten. Der Virologe Fuller Torrey vom Stanley Research Center in Maryland, USA, nach einer Studie zu dem Ergebnis, dass eine Infektion durch den Katzenparasit Toxoplasma gondii für die Schizophrenie verantwortlich sein könnte. Torrey hatte zusammen mit seinem Kollegen Robert Yolken von der John Hopkins University of Medicine in Baltimore 53.000 Blutproben untersucht, die schwangeren Frauen entnommen worden waren. Die Analyse ergab, dass Mütter Schizophrener häufiger Antikörper gegen Herpes und Toxoplasmose in ihrem Blut trugen als Gesunde. Die Toxoplasmose, glaubt Torrey, schädigt den Hippocampus der Kinder, das Zentrum des limbischen Systems, das Gefühle und Verhalten steuert.
Nach neuesten Erkenntnissen erweckt eine erlittene Infektion alte Erreger sogenannte Retroviren, die inaktiv im Genom des Menschen ruhen. Der Ausbruch der eigentlichen Krankheit erfolgt erst im jungen Erwachsenenalter. Solche Retroviren konnten im Nervenwasser erst kürzlich an Schizophrenie erkrankter Patienten nachgewiesen werden. Das Virus könnte daher eine wichtige Rolle am Anfang der Krankheit spielen, folgerten die Forscher. (2)
(1) Nohra E. Mateus-Pinilla, Bruce Hannon and Ronald M. Weigel A computer simulation of the prevention of the transmission of Toxoplasma gondii on swine farms using a feline T. gondii vaccine Preventive Veterinary Medicine Volume 55, Issue 1, 10 September 2002, Pages 17-36
(2) ZEIT Nr. 18/2001, 26. April 2001