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Toxoplasmosegefahr: Rohes Geflügelfleisch nicht an Katzen verfüttern

Beltsville (aho) – Katzenhalter sollten kein rohes Fleisch von Freilandgeflügel an Katzen verfüttern. Sie können ihre Tiere hierdurch mit dem Parasiten Toxoplasma gondii infizieren. Dies ist einer Veröffentlichung amerikanischer Wissenschaftler des Landwirtschaftsministeriums in Beltsville (Maryland) im Fachjournal „Journal of Parasitology“ zu entnehmen. Sie hatten 188 Hühner aus 14 Counties (Landkreise) in Ohio und elf Hühner von einer Schweinefarm in Massachusetts untersucht. Dabei wurden sie bei 20 Freilandhühnern aus Ohio fündig. Daraufhin verfütterten sie infiziertes Geflügelfleisch an Toxoplasmose-freie Katzen. Nach einiger Zeit schieden die Katzen Toxoplasma-Oocysten aus, was eine Vermehrung der Parasiten in den Katzen belegt. Von ähnlichen Befunden berichten amerikanische und israelische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Veterinary Parasitology“. Sie hatten das Blut, die Herzen und die Gehirne von 96 Freilandhühner einer kommerziellen Geflügelhaltung in Israel auf Toxoplasma gondii untersucht. Dabei fanden sie in 45 Blutproben Antikörper gegen den Parasiten. Mit anderen Untersuchungsmethoden konnten sie häufig Toxoplasmen in den Gehirnen und in den Herzen der Hühner feststellen. Die Wissenschaftler sehen weiteren Forschungsbedarf, um das Risiko für den Konsumenten von Geflügelfleisch näher zu bestimmen (2).

Hauptüberträger der Toxoplasmen sind Katzen. Sie scheiden den Parasiten mit dem Kot aus. Zu einer Infektion kann es kommen, wenn Katzenbesitzer eine Katzentoilette reinigt oder der Mensch Gartengemüse oder Salate isst, die zufällig mit Katzenkot verunreinigt sind. Toxoplasmen werden auch in rohem Schweinefleisch gefunden, so dass auch eine Infektion durch den Verzehr von z.B. rohem Hackfleisch erfolgen kann. Auch hier erfolgt die Infektion im Stall oder im Freiland durch Katzen (3).

Auch unter Menschen ist der Toxoplasma-Parasit weit verbreitet. Solange das Immunsystem nicht geschwächt ist, verursacht er allerdings keine Schäden. Eine besondere Bedeutung besitzt die Infektion für Schwangere, da bei einer Erstinfektion während der Schwangerschaft eine Übertragung der Parasiten auf das ungeborene Kind möglich ist. Kommt es danach nicht zu einem Abort (Fehlgeburt) oder einer Totgeburt, so kann das Erscheinungsbild der vorgeburtlichen Toxoplasma-Infektion beim Neugeborenen von den seltenen schweren Schäden bis zu subklinischen, zunächst nur serologisch (im Bluttest) nachweisbaren, Infektionen reichen. Bei klinisch nicht feststellbaren Infektionen können sich jedoch nach vielen Monaten oder Jahren Schäden einstellen, die besonders das Zentralnervensystem (psychomentale Retardierung) und die Augen (Retinochorioiditis, Erblindung) betreffen. Bei Kindern konnte ein Zusammenhang zwischen Hyperaktivität, niederem Intelligenzquotienten und hohen Toxoplasmawerten festgestellt werden.

Fußgänger und Fahrzeuglenker, die an einer latenten Infektion mit Toxoplasma gondii leiden, sind mehr als doppelt so häufig schuldhaft in Verkehrsunfälle verwickelt als nicht infizierte Verkehrsteilnehmer. Das ist das Fazit einer Studie tschechischer Wissenschaftler, die ihr Ergebnis in der Fachzeitschrift „BMC Infectious Diseases“. Die Forscher sind der Meinung, dass infizierte Menschen durch die Toxoplasma-Zysten im Nervengewebe an Konzentrationsschwäche leiden und so eher Unfälle verschulden (4).

Eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern vermutet Infektionen als Ursache psychiatrischer Krankheiten. Der Virologe Fuller Torrey vom Stanley Research Center in Maryland, USA, nach einer Studie zu dem Ergebnis, dass eine Infektion durch den Katzenparasit Toxoplasma gondii für Schizophrenie verantwortlich sein könnte. Torrey hatte zusammen mit seinem Kollegen Robert Yolken von der John Hopkins University of Medicine in Baltimore 53.000 Blutproben untersucht, die schwangeren Frauen entnommen worden waren. Die Analyse ergab, dass Mütter Schizophrener häufiger Antikörper gegen Herpes und Toxoplasmose in ihrem Blut trugen als Gesunde. Die Toxoplasmose, glaubt Torrey, schädigt den Hippocampus der Kinder, das Zentrum des limbischen Systems, das Gefühle und Verhalten steuert. Torry konnte den Zusammenhang zwischen Schizophrenie durch eine Auswertung von einer Vielzahl internationaler Arbeiten weiter erhärten.

(1) Dubey JP, Graham DH, Dahl E, Sreekumar C, Lehmann T, Davis MF, Morishita TY. Toxoplasma gondii isolates from free-ranging chickens from the United States. J Parasitol. 2003 Oct;89(5):1060-2.

(2) J. P. Dubey, H. Salant, C. Sreekumar, E. Dahl, M. C. B. Vianna, S. K. Shen, O. C. H. Kwok, D. Spira, J. Hamburger and T. V. Lehmann High prevalence of Toxoplasma gondii in a commercial flock of chickens in Israel, and public health implications of free-range farming Veterinary Parasitology, Vol 121, 3-4 , 26 May 2004, Pages 317-322

(3) Nohra E. Mateus-Pinilla, Bruce Hannon and Ronald M. Weigel A computer simulation of the prevention of the transmission of Toxoplasma gondii on swine farms using a feline T. gondii vaccine Preventive Veterinary Medicine Volume 55, Issue 1, 10 September 2002, Pages 17-36

(4) Jaroslav Flegr, Jan Havlícek, Petr Kodym, Marek Maly´, Zbynek Smahel Increased risk of traffic accidents in subjects with latent toxoplasmosis: a retrospective case-control study BMC Infectious Diseases 2002, 2:11 (online)

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