Ebergeruch: Noch keine Alternative zur Kastration in Sicht
(aid) – Unkastrierte, männliche Schweine können unangenehm riechen. Dieser typische Ebergeruch kann auch am Schlachtkörper festgestellt werden. Um ihn zu vermeiden, werden die männlichen Ferkel bisher nach wenigen Tagen ohne Betäubung chirurgisch kastriert. Diese Praxis wird aus Tierschutzgründen immer wieder kritisiert. Ob es Alternativen zur chirurgischen Kastration gibt, um Ebergeruch zu vermeiden, war unter anderem Thema eines wissenschaftlichen Symposiums in Norwegen. Dort ist die betäubungslose Kastration verboten, ab 2009 die chirurgische Kastration überhaupt. In der Schweiz darf ab 2009 – falls es keine Alternativen gibt ab 2011 – ebenfalls nicht mehr ohne Betäubung kastriert werden. In der Schweiz wird geprüft, ob Vollnarkose mittels Inhalation praktikabel ist. Das Verfahren sei funktionsfähig aber noch verbesserungsbedürftig. Die nicht-chirurgische Immunokastration, wie sie in Australien und Neuseeland gebräuchlich ist, erfordert zwei Injektionen; das Verfahren könnte Risiken für den Anwender bergen. Außerdem sei die Konsumentenakzeptanz fraglich. Als Alternative komme auch die Ebermast in Frage. Eine Reduktion des Ebergeruchs sei durch entsprechende Gestaltung der Haltung und Fütterung möglich. Allerdings müsse mit mehr Aggressionen gerechnet werden. Um ausschließlich weibliche Tiere zur Mast zu bringen, müsste eine Geschlechtsbestimmung des Spermas erfolgen. Grundsätzlich sei dies möglich, aber der Durchsatz des zum Nachweis entsprechenden Gerätes sei noch zu gering. Nach derzeitiger Einschätzung stehen bisher noch keine praxistauglichen und wirtschaftlich vertretbaren Alternativen zur chirurgischen Kastration zur Verfügung.
aid, Renate Kessen