Allg. Zeitung Mainz kommentiert: Überfällig! oder „Wer ins Krankenhaus geht, muss kerngesund sein“
Mainz (ots) – Andere Länder machen es schon lange vor: Niederländische Kliniken beispielsweise testen bereits seit Jahrzehnten jeden Patienten bei der Aufnahme auf Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) und isolieren ihn gegebenenfalls so lange, bis klar ist, dass er nicht (mehr) damit behaftet ist. Die Niederländer geizen zudem ebenso wie die Skandinavier bei der Gabe von Antibiotika, die in Deutschland immer noch bei jedem Zipperlein üblich ist. Die Folge: Hierzulande, aber auch in Frankreich, stirbt ein Vielfaches an Menschen an Krankenhauskeimen wie in den Niederlanden oder auch Skandinavien. Denn gerade die Breitbandwaffen stehen im Verdacht, im Lauf der Jahre Keime „gezüchtet“ zu haben, gegen die es nun kaum noch ein Gegenmittel gibt. Dass Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe das Problem jetzt angehen will, ist daher längst überfällig. Ob der Zehn-Punkte-Plan indes ausreichend ist, wird sich noch zeigen müssen. Allein mit einer verschärften Meldepflicht und einer verstärkten Veröffentlichung der Sicherheitsstandards der Kliniken, wie sie eine Ministeriumssprecherin gestern ankündigte, ist es auf jeden Fall nicht getan. Unter Ärzten macht gelegentlich der Spruch die Runde: Wer ins Krankenhaus geht, muss kerngesund sein. Bis zu 15000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an Krankheiten, die sie sich in Kliniken geholt haben; gerade Patienten, deren Immunsystem bereits geschwächt ist, haben hier ein hohes Risiko. Neben der Politik ist allerdings auch jeder Einzelne im Krankenhaus gefragt. Klinikpersonal und Patienten müssen lernen, Hygienevorschriften penibel einzuhalten. Hier liegt nach Expertenmeinung vieles im Argen. Die Mühe lohnt: Eine Minimierung der Keime könnte wesentlich mehr Leben retten, als manche andere, deutlich teurere Vorsorgeaktion.
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