Ferkelkastration unter örtlicher Betäubung in der Diskussion
Herrieden (aho) – „Wege zum Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration“ war kürzlich (14.03.2017) das Thema einer gemeinsamen Veranstaltung der Ringgemeinschaft Bayern und die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) in Herrieden bei Ansbach.
Als praktikable Lösung für diesen Ausstieg wurde der so genannte „vierten Weg“ intensiv diskutiert: die Kastration unter lokaler Betäubung mit Procain oder Lidocain. Dieser „vierte Weg“ – neben der Kastration unter Vollnarkose, der Ebermast und der Ebermast mit Immunkastration – war vom Bayerischen Bauernverband (BBV) gemeinsam mit dem Fleischerverband Bayern zur Diskussion gestellt worden. Die Befürworter einer Kastration unter lokaler Betäubung befürchten aufgrund der speziellen kleinteiligen Struktur in Süddeutschland mit dem Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration ein regelrechter Strukturbruch. Die chirurgische Kastration sei deshalb auf Erzeuger- wie auch auf Abnehmerseite auch nach 2019 nötig.
Aktuell steht zur lokalen Betäubung (Lokalanästhesie) per Injektion das Präparat „ISOCAIN ad us. Vet.“ der Firma Selectavet zur Verfügung. Die Inhaltsstoffe sind 20,0 mg/ml Procainhydrochlorid und 0,025 mg/ml Epinephrin. Es ist eine Injektionslösung für Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Pferde, Hunde und Katzen. Als mögliche Nebenwirkungen werden genannt: „In Einzelfällen können Tachykardie, Bradykardie, Überleitungsstörungen am Herzen, Blutdruckabfall und allergische Reaktionen auftreten. Im Applikationsgebiet kann die Wundheilung verzögert und das Risiko von Wundinfektionen erhöht sein.“
Und der Tierschutz?
Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) sieht die chirurgische Kastration nach vorheriger Narkose und/oder Betäubung sehr kritisch. Nach dem Urteil der TVT bezahlt das Tier im Vergleich zu anderen Verfahren den höchsten Preis. Dies gilt nach Meinung der Experten auch, wenn zusätzlich ein Schmerzmittelanwendung zur Eindämmung des postoperativen Schmerzes injiziert wird. Das Fazit der TVT lautet: Das Handling bis zur Narkose erzeugt Angst und einen sehr hohen Stresslevel UND dem Tier wird seine körperliche Unversehrtheit genommen.
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