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TiHo-Kongress zeigt Wege auf, die Antibiotika-Gabe zu reduzieren und die Tiergesundheit zu verbessern

[TiHo-Aula voll besetzt] Hannover (aho) – Eine bei der Planung vor mehr als neun Monaten ungeahnte Aktualität hatte am Freitag der Kongress „Hohe Tiergesundheit bei minimalem Antibiotikaeinsatz“ an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Hier diskutierten Wissenschaftler, Behördenvertreter und Tierärzte aus der Praxis, wie Antibiotikaanwendungen sinnvoll unter Wahrung des Tierschutzes verringert werden können.
Professor Dr. Thomas Blaha, Außenstelle für Epidemiologie der TiHo, sagte: „Antibiotika gehören zu unseren wichtigsten Mitteln, um Infektionskrankheiten zu bekämpfen. Für unsere und für die Gesundheit der Tiere müssen wir ihre Wirkung bewahren. Dafür sorgen wir aber nicht, indem wir nur die Menge der eingesetzten Antibiotika minimieren. Wir müssen in erster Linie die Tiergesundheit verbessern! Sind die Tiere gesund, sind auch weniger Medikamente erforderlich. Gute Konzepte für die Tierhaltung, in denen das Tierwohl und die Tiergesundheit an erster Stelle stehen, sind die Lösung, nicht das Beharren auf Grenzwerten.“

„Antibiotikaresistenzen sind seit langem bekannt und treten weltweit auf“, erklärte Professor Blaha weiter. Jede Antibiotikaanwendung führe zu einem Selektionsdruck – und das nicht nur bei dem Zielbakterium, gegen das das Antibiotikum eingesetzt wird. So haben viele Bakterien neben natürlichen Resistenzen auch Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt, ohne dass es bemerkt wurde. Auch viele nicht-pathogene Erreger, die zur natürlichen Bakterienflora der Tiere gehören, sind resistent gegen Antibiotika geworden.

„seriös ist anders“

Mit Hinweis auf die aktuelle Berichterstattung in den Medien bezeichnete Professor Blaha viele dieser Berichte zu Resistenzen und ihre Folgen für den Menschen als „unwissenschaftlich“ und „nicht von den Fakten gedeckt“. Nach seiner Meinung sind „Massentierhaltung“ und „Antibiotika“ zu einem Kampfbegriff in der politischen Auseinandersetzung mutiert.

In den Niederlanden und Dänemark ist die Situation ähnlich wie in Deutschland – es wurden ebenfalls zunehmend resistente Erreger bei lebensmittelliefernden Tieren festgestellt. Professor Dik Mevius DVM, PhD, vom Central Institute for Animal Disease Control in den Niederlanden und Dr. Tim Petersen der Veterinär- und Lebensmittelbehörde in Dänemark, stellten jeweils die Situation in ihren Ländern vor und präsentierten die Maßnahmen, mit denen der Antibiotikaeinsatz verringert werden soll. In den Niederlanden handelt es sich um ein freiwilliges Programm, in Dänemark ist es staatlich organisiert. Eine absolute Vergleichbarkeit ist aber nicht gegeben, da es außerhalb von Deutschland üblich ist, aus deutscher Sicht bedenkliche Substanzen wie Zinkoxid und Kupfersulfat dem Schweinefutter beizumischen, um Antibiotika zu sparen.

Erfolgversprechend können nur Konzepte sein, die verbesserte Haltungsbedingungen zum Ziel haben, darin waren sich alle Referenten einig. Dazu gehören beispielsweise eine gute Impfprophylaxe, eine verbesserte Hygiene, ein gutes Betriebsmanagement oder die Anpassung der klimatischen Verhältnisse im Stall. So stellte Professor Blaha mit Dr. Peter Veltmann, praktizierender Tierarzt aus Vechta, eine Studie vor, in der sie in sieben schweinehaltenden Betrieben untersucht haben, wie sich der Antibiotikaverbrauch nach einer Impfung der Tiere gegen das PCV2-Virus entwickelt. Das PCV2-Virus ist ein Erreger, der nur bei Schweinen vorkommt und verschiedene Symptome hervorruft. In fünf der Betriebe konnte der Verbrauch um 50 bis 80 Prozent gesenkt werden. Die beiden Betriebe ohne Antibiotikareduzierung haben ihre Tiere jeweils von wechselnden Anbietern bezogen. „Die Untersuchungen zeigen“, so Blaha, „dass viele Parameter einbezogen werden müssen, und dass in diesem Fall eine Impfung allein nicht ausreicht, sondern zusätzlich ein gutes Management erforderlich ist.“

Fragwürdige Praxis

Dazu passen die Ergebnisse von Stefan Wesselmann, praktizierender Tierarzt aus Wallhausen. Er hat die Antibiotikaanwendung in konventionellen und alternativen Schweinebeständen untersucht. Er berichtete, die Tiere würden sowohl in der konventionellen als auch in der alternativen Haltung erkranken und antibiotische Behandlungen erfordern. Allerdings gab es hinsichtlich der Kompetenz der Betriebsführung und des Impfstoffeinsatzes große Unterschiede zwischen allen untersuchten Beständen. Da nach den Biorichtlinien Bio-Mastschweine nur einmal im Leben mit Antibiotika behandelt werden dürfen, bleiben Bio-Tiere nach dem Bekunden des Referenten bei einer erneuten Erkrankung häufig unbehandelt, um sie als „Bio“ zu einem weitaus höheren Preis verkaufen zu können. (siehe auch Artikel 24 (4) der Durchführungsverordnung 889/2008 zur EU-Öko-Richtlinie) Deshalb sind auch antibiotisch behandelte Bio-Ferkel schlecht oder nicht vermarktbar, so Wesselmann.
Diese Beobachtung korrespondiert mit Befunden an Schlachthöfen. Hier weisen Bio-Schlachttiere häufig mehr pathologische Veränderungen auf als konventionell gehaltene Tiere.
Die Praxis, Bio-Tiere wegen eines „Bio-Mehrerlöses“ nicht zu behandeln, wird von Tierärzte mit Hinweis auf das dauernde Leiden der unbehandelten Tiere als „sehr fragwürdig“ kritisiert. MR Dr. Arno Piontkowski vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW verwies in seinem Referat auf das Tierschutzgesetz und die sich hieraus ergebende Verpflichtung der Tierhalter, ihre Tiere zu „pflegen“. Dazu gehört bei nachgewiesener Notwendigkeit auch eine antibiotische Behandlung.

TiHo-Präsident Dr. Gerhard Greif zog das Schlussresümee: „Die Beiträge zeigen, dass die Betriebsgröße für den Einsatz von Antibiotika nicht ausschlaggebend ist. Die Professionalität der Betriebsführung und der tierärztlichen Betreuung sind entscheidend. Maßnahmen sind unter anderem die Verbesserung der Tierhaltung, die Hygiene und die Impfprophylaxe. Für alle gilt dasselbe Ziel: eine verbesserte Tiergesundheit, die in der Folge dazu führt, dass der Antibiotikaverbrauch gesenkt wird.“

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