Isofluran-Narkose kritisch hinterfragt
[Narkosequalität; Isofluran: Grafik Dr. J. Stirnimann]
Bad Staffelstein/Luzern (aho) – Seit dem Jahr 2010 müssen in der Schweiz männliche Ferkel unter Narkose kastriert werden. Dabei ist es Landwirten gestattet, die Isofluran-Gasnarkose bei vorhergehenden Schmerzmittelgabe selbstständig durchzuführen, wenn sie zuvor einen Sachkundenachweis erbracht haben. Der Veterinärdienst des Kantons Luzern hat die tägliche Praxis auf 260 Tierhaltungen kritisch analysiert. Anlässlich des 31. Internationaler Veterinärkongresses in Bad Staffelstein stellten die Experten ihre Ergebnisse vor:
[Ungepflegtes Narkosegerät; Foto Dr. J. Stirnimann]
- Die Isobluran-Narkose war in 95 % gut oder genügend, (Grafik 1). Das heißt jedoch: Jedes 20. Ferkel (in jedem 6. Betrieb) wurde bei der Kontrolle mit ungenügender Narkose kastriert.
- In jedem 15. Betrieb wurde das Schmerzmittel zu spät injiziert, das heißt weniger als 15 Minuten vor der Kastration. Die Untersucher vermuten hier eine hohe Dunkelziffer.
- In jedem 6. Betrieb wurde der Ort, wo kastriert wird, als zu für die Ferkel als kalt beurteilt.
- In jedem 8. Betrieb war der Isofluranverbrauch zu hoch, und teilweise war Gasgeruch feststellbar. (Foto 2)
- In jedem 9. Betrieb waren Sauberkeit, Pflege und/oder Service des Inhalationsapparates schlecht. (Foto 1).
[Isofluran-Flasche mit steckender Spritze. Gas kann entweichen. Foto Dr. J. Stirnimann]
Die letzten drei Mängel führen potentiell zu einer ungenügenden Narkose, zu Fehlfunktionen, zu Vergiftungsgefahr für den Tierhalter und zu vorzeitigem Verschleiß der Geräte. Die Isofluran-Narkose ist nicht nur teuer, sondern stellt auch hohe Anforderungen an den Tierbesitzer, resümieren die Experten.
Quelle:
Dr. J. Stirnimann und MA., Kanton Luzern, CH:
Abgabe von Tierarzneimitteln an Tierhalter zu zootechnischen Behandlungen am Beispiel von Isofluran bei der Ferkelkastration und Lokalanästhetika bei der Enthornung von Rindern
31. Internationaler Veterinärkongress: Deutschland – Österreich – Schweiz
Bad Staffelstein 23. / 24. April 2012
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